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Uraufführung Deutsches Theater Berln: "Melissa kriegt alles" von René Pollesch

Premiere 29. August 2020, 19.30, Deutsches Theater

Wenn zwei Personen auf einer Theaterbühne zusammenstehen, sehe ich vor meinem geistigen Auge, als wäre es ein Film, der untertitelt wurde, immer die Worte "Dies ist ein Klassiker". Wie auch in vor der Coronakrise aufgezeichneten Fernsehshows, in denen sich Personen unüblich nahekommen, stets eingeblendet wird: "Dies ist eine Aufzeichnung". Wahrscheinlich um sich abzusichern, falls das gezeigte Verhalten auf Nachahmer stößt.

Copyright: Ute Schall

Aber nochmal zu den zwei Personen, die auf einer Bühne zusammenstehen ... Gegen diesen Klassiker nämlich wenden sich vor allem die Merkzettel mit Covid-19-Maßnahmen, die anlässlich der gerade startenden Proben in den Theatern verteilt werden. Die Sicherheitsvorkehrungen bilden eine einheitliche Theaterkonvention und -praxis ab, die damit gleichzeitig suspendiert wird. Dabei kommt es bei einigen Beteiligten sofort zu reflexhaften Verlustgedanken. Sie sagen: Das Theater beruht auf Nähe und Körperkontakt. Aber Theater beruht überhaupt nicht auf Nähe und auf Körperkontakt. Es hat absolut nichts damit zu tun. Und es sollte, vor allem hinter den Kulissen, nichts damit zu tun haben. Irgendwo stand, Shakespeare hätte zu Zeiten der Pest den Lear geschrieben. Ich halte es aber für denkbarer, und könnte es auch beweisen, es waren viel eher Der verliebte Pilger und Der Phönix und die Turteltaube.

Es gibt Leute, die annehmen, Theaterautor_innen könnten in Quarantäne ihre Theaterstücke schreiben. Mich stört an diesen Stücken, dass die sich lesen, als wären keine Schauspielerinnen und Schauspieler daran beteiligt gewesen (oder zudem die Adressaten). Was tatsächlich leider auf die meisten Theaterstücke zutrifft, die als Texte zu kriegen sind. Die größte Errungenschaft für mich als Theaterautor ist es, jede Annahme, ich würde gerade jetzt Stücke schreiben, selbstbewusst von mir zu weisen. Ich bin froh, mir erarbeitet zu haben, was man gemeinhin von der Schauspielerin und dem Schauspieler denkt, nämlich, dass sie alleine nicht arbeiten können (was sie natürlich viel eher können). Interviewanfragen von Zeitungen sage ich in diesen Zeiten ab mit dem Hinweis, dass ich es für unerträglich halte von jemandem interviewt zu werden, der, im Gegensatz zu mir, Arbeit hat.

Regie René Pollesch
Bühne Nina von Mechow
Kostüme Tabea Braun
Video Ute Schall
Licht Matthias Vogel
Dramaturgie Anna Heesen

Mit
Kathrin Angerer, Franz Beil, Jeremy Mockridge, Bernd Moss, Katrin Wichmann, Martin Wuttke

29. August 2020 19.30
30. August 2020 19.00
3. September 2020 19.30
4. September 2020 19.30
5. September 2020 20.30
6. September 2020 19.00
7. September 2020 19.30
10. September 2020 20.00
11. September 2020 20.30
12. September 2020 20.30
21. September 2020 20.30
22. September 2020 19.30

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