
Roderick, der letzte Nachkomme der Familie, lebt mit seiner kranken Schwester Madeline in einem alten Herrenhaus. Da pfeift immer wieder der Wind und es gibt dann auch ein unheimliches Gewitter. Als Erzähler wird ein Freund eingeladen, um Roderick in seiner schweren Krankheit beizustehen. Madeline stirbt und wird in der Familiengruft beigesetzt. Der Erzähler und Roderick werden von seltsamen und beunruhigenden Ereignissen heimgesucht.
Die Puppenspielerinnen Zoe Broneer, Mara Jawetz, Anna-Maria Shawky und Esti Schrader zaubern ein betörend-irrwitziges Verwandlungstheater auf die Bühne, das niemanden kalt lässt. Man fühlt sich in die Situation des unheimlichen Hauses der Familie Usher hineinversetzt, das überall Risse hat und schließlich mit lautem Getöse in sich zusammenstürzt. Zuletzt stellt sich heraus, dass Madeline lebendig begraben wurde. Aber sie hat sich aus ihrem Grab befreit und sorgt bei Roderick für absolute Panik. Puppen- und Schattenspiel, Video- und Overheadprojektionen, Sound- und Livegeräusche illustrieren die düstere Seelenwelt dieser grotesken Protagonisten. Einmal erscheint als Puppe sogar eine Teufelsfigur, die die anderen Puppen schnell vertreibt. Dann stürzt plötzlich ein riesiges Seil herab! Bühne und Kostüme von Kersten Paulsen und die gelungene Videotechnik von Alvaro Garcia entfalten immer wieder eine beklemmende Wirkungskraft.
Der Erzähler führt das Publikum gleich zu Beginn stimmungsvoll in die verworrene Handlung ein: "Ich weiß nicht, wie es kam - gleich beim ersten Anblick der Mauern breitete sich eine unerträgliche Düsternis über meine Seele..." Wiederholt wird die Handlung von gespielten technischen Pannen unterbrochen, auf der Empore hat plötzlich eine imaginäre Zuschauerin Platz genommen, die sich über die essenden Gäste auf der Bühne echauffiert. Ein grausiger Höhepunkt ergibt sich beim Erscheinen der wieder auferstandenen Lady Madeline in der riesigen Gruft: "Zu gleicher Zeit schob sich - als läge in der übermenschlichen Kraft seiner Worte eine Zaubergewalt - die schwere, altertümlich getäfelte Ebenholztür, auf die er mit der Hand wies, wie ein dunkler Rachen auf. Es war nur eine Wirkung der Zugluft gewesen, doch hinter diesen Türflügeln erschien die hohe, in ihre Leichentücher gehüllte Gestalt der Lady Madeline Usher..." Sie begräbt Roderick dann buchstäblich unter sich. Das Haus Usher stürzt nach und nach in sich zusammen. Über den Trümmern des Hauses Usher steigt wieder gespenstischer Nebel auf.
Der Autor Edgar Allan Poe starb übrigens selbst unter mysteriösen Umständen. Auf einer alten Schreibmaschine werden immer wieder seltsame Texte geschrieben. Riesenapplaus, viele "Bravo"-Rufe.