Auf der Höhe seiner Karriere wandte sich Rossini der Figur des Mohren von Venedig zu, der nur selten mit seiner Oper, viel mehr mit Shakespeares Drama oder mit Verdis Vertonung in Verbindung gebracht wird. Befreit man sich von der Erwartung, eine möglichst nah am elisabethanischen Dichter komponierte Oper zu erleben, zeigt sich ein inspiriertes Musikdrama mit überraschenden Akzenten, das nicht weniger spannungsgeladen als die berühmte Vorlage ist.
Shakespeares Werke erfreuten sich Anfang des 19. Jahrhunderts zwar großer Beliebtheit, wurden aber in verschiedenen Bearbeitungen gespielt. Auch Rossinis Fassung weicht deutlich von der Vorlage ab. Rossinis Interesse galt weniger der Eifersucht des Titelhelden als dem Konflikt zwischen Desdemona und ihrem Vater. Aus theaterpraktischen Gründen musste er Partien für drei herausragende Tenöre schaffen, weshalb die Rolle des Rodrigo stark aufgewertet und auch Jago einer hohen Stimme anvertraut wurde.
Diese Akzentverschiebungen greift der Regisseur Damiano Michieletto auf und deutet Rossinis Otello-Vertonung als Drama über die Angst vor dem Fremden. Er positionierte den Titelhelden als Araber, als einen Angehörigen eines neureichen Golfstaats, der im Westen erst umworben, später aber verachtet wird. Dieser Otello kommt zunächst in der venezianischen Oberschicht an und wird so lange willkommen geheißen, wie er zum wirtschaftlichen Aufschwung beiträgt. Als er sich familiären Strukturen annähert, beginnen Verachtung und Ausgrenzung.
Text von Francesco Maria Berio nach Jean François Ducis und Giovanni Carlo Cosenza, basierend auf William Shakespeare.
Uraufführung am 4. Dezember 1816, Teatro del Fondo, Neapel.
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführung jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer
Musikalische Leitung
Sesto Quatrini
Inszenierung
Damiano Michieletto
Szenische Einstudierung
Marcin Lakomicki
Bühnenbild
Paolo Fantin
Kostüme
Carla Teti
Licht
Alessandro Carletti
Chor
Tilman Michael
Otello
Enea Scala
Desdemona
Karolina Makuła *
Jago
Theo Lebow
Rodrigo
Jack Swanson
Elmiro Barberigo
Thomas Faulkner
Emilia
Kelsey Lauritano *
Doge
Hans-Jürgen Lazar
Lucio / Ein Gondoliere
Michael Petruccelli *
Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester
* Mitglied des Opernstudios
Übernahme einer Produktion des Theater an der Wien, Premiere 19. Februar 2016.
Sep 2019
So08. Do12. Sa21. So29.
Okt 2019
Do03. Sa12. So 20.