Ihre Wortgefechte gehören zu den witzigsten und geistreichsten Polemiken über Ehe und Liebe, die Shakespeare geschrieben hat. Nicht zuletzt deshalb gehört diese Komödie aus dem Jahre 1598/99 zu den besten aus der Feder des Großmeisters der Darstellung menschlicher Irrungen und Wirrungen.
Zum Inhalt
Der Krieg ist aus. Zeit, sich den schönen Dingen des Lebens zuzuwenden. Don Pedro, Prinz von Aragonien reist nach gewonnener Schlacht gegen seinen intriganten Bruder Don John zufrieden gen Heimat und macht Station im Haus von Leonato, Gouverneur von Messina. In seinem Gefolge sind die tapferen Lords Claudio und Benedikt, die sich auf dem Feld große Verdienste erworben haben. Claudio hat es heimlich auf Hero, die Tochter des Gouverneurs abgesehen – allerdings vor allem wegen des dicken Portemonnaies ihres Vaters. Doch so mutig er im Kampf ist, so schüchtern ist er, wenn’s um Frauen geht. Don Pedro hilft ihm auf die Sprünge und schon bald soll die Hochzeit sein. Wenn da nicht Don Pedros ständig missgelaunter Stiefbruder Don John etwas dagegen hätte ...
Der selbstsichere Benedikt hingegen, der davon überzeugt ist, dass alle Frauen in ihn verschossen sind, will am liebsten bis an sein Lebensende Junggeselle bleiben. Er könne nicht lieben, behauptet er. Und trifft an Leonatos Hof auf die schlagfertige Beatrice. Gewitzt schießt sie ihre verbalen Giftpfeile gegen die Männerwelt, insbesondere gegen Benedikt, und der kontert nicht minder scharfsinnig. Aber schon bald werden ihre Mitmenschen den Eindruck nicht los, dass sich liebt, was sich gegenseitig mit großem Vergnügen und immer neuen Provokationen neckt.
Aus purer Bosheit und Zerstörungswut spinnt Don John eine finstere Intrige, die die Verbindung zwischen Hero und Claudio in ernsthafte Gefahr bringt und die Geschichte verrückte Wendungen nehmen lässt. Doch wie es sich für eine richtig deftige Shakespeare-Komödie gehört, ist nach vielen Intrigen und Kabalen, Verwechselungen, Maskeraden, Tricksereien und dem unfreiwilligen Eingreifen zweier tollpatschiger Wachtmeister am Ende alles gut.
Als Frau überleben in der Männer-Macho-Geld-Gesellschaft
Alles gut? »Shakespeare erzählt diese Geschichte so federleicht und dennoch voller Brüche und Abgründe«, schwärmt Tobias Wellemeyer. Seine Zuneigung als Regisseur gehört ebenso wie die Shakespeares den Frauenfiguren: der zurückhaltenden Hero, die ob ihres Sanftmutes fast geopfert wird in dieser »Männer-Macho-Geld-Gesellschaft«, in der die Liebesallianzen unter geschäftlichen Gesichtspunkten geschmiedet werden. Aber sie gehört auch der starken Beatrice, die ihren Platz zu behaupten weiß im »Haifischbecken der Liebe«, die kämpft wie die schwertschwingende Frau, aber hinter ihrem verwegenen Gebaren eine tiefe Sehnsucht nach Liebe verbirgt – und eine Traurigkeit über Männer, die Frauen demütigen.
Typisch Shakespeare ist dies trotzdem der Stoff für eine große Sommerkomödie: »Viel Lärm um nichts« – ein Spiel mit Masken und Verstellungen um das wichtigste und überhaupt nicht greifbare Nichts, das es gibt – die Liebe.
Regisseur Tobias Wellemeyer wurde 1961 in Dresden geboren. Er studierte Theaterwissenschaft in Leipzig und gab sein Regiedebüt 1989 am Staatsschauspiel Dresden, wo er bis 2001 Hausregisseur war. 2001 wurde er Intendant der Freien Kammerspiele Magdeburg, seit 2004 stand er dem Theater Magdeburg als Generalintendant vor. Hier inszenierte er u. a. die deutschsprachige Erstaufführung von Jon Fosses »Die Nacht singt ihre Lieder«, Franz Grillparzers »Die Jüdin von Toledo« und Dea Lohers »Das letzte Feuer«. 2009 erhielt Tobias Wellemeyer den Preis des Deutschen Kritikerverbandes in der Sparte Theater. Von 2009 bis 2018 war er Intendant des Hans Otto Theaters in Potsdam, wo er u. a. Ibsens »Die Wildente«, Schnitzlers »Das weite Land« und »Unterleuten« nach dem Roman von Juli Zeh auf die Bühne brachte. Tobias Wellemeyer ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Seit 2018 arbeitet er als freischaffender Regisseur, u. a. am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Neuen Theater Halle, am Theater Koblenz und am Landestheater Bregenz. Shakespeares »Viel Lärm um nichts« ist Tobias Wellemeyers erste Arbeit am Theater Heilbronn.
Deutsch von Angela Schanelec
Regie: Tobias Wellemeyer
Musikalische Leitung: Jan Kersjes
Ausstattung: Tanja Hofmann
Dramaturgie: Dr. Mirjam Meuser
Don Pedro, Prinz von Aragonien: Nils Brück
Don John, Don Pedros Halbbruder: Hannes Rittig
Benedikt, ein Aristokrat aus Padua: Sven-Marcel Voss
Claudio, ein florentinischer Graf: Lucas Janson
Borachio, Chauffeur: Marek Egert
Leonato, Gouverneur von Messina: Stefan Eichberg
Hero, Leonatos Tochter: Juliane Götz
Beatrice, Leonatos Nichte / eine junge Polizistin: Stella Goritzki
Margaret, Heros Zimmermädchen: Sabine Unger
Pater Francis, Mönch: Gabriel Kemmether
Dogberry, Wachtmeister: Oliver Firit
Verges, sein Partner: Jan Kersjes
Angestellte / Gäste: Statisterie
Weitere Vorstellungen in dieser Spielzeit: 26. Juni 2019; 29. Juni 2019; 16. Juli 2019; 17. Juli 2019;
19. Juli 2019 – jeweils um 19.30 Uhr