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ÜBERLEBEN - Ein dokumentarisches Theaterprojekt von werkgruppe2 mit dem Ensemble des Oldenburgischen Staatstheaters

Premiere: Samstag, 29. Februar 2020, 20 Uhr, Kleines Haus des Oldenburgischen Staatstheaters

Im vergangenen Jahr ist ein Prozess zu Ende gegangen, in dem fast 100 Klinikmorde, die in den Jahren 2000 - 2005 in den Krankenhäusern Oldenburg und Delmenhorst geschehen sind, zur Anklage gebracht wurden. Die Berichterstattung über die Ereignisse war umfassend, nahezu jeder Aspekt wurde beleuchtet, Experten interviewt und immer wieder nach Ursachen geforscht. Warum konnten diese vielen Morde geschehen?

Copyright: Stephan Walzl

Die Inszenierung ,Überleben‘ sucht nun nach Leerstellen in den Ereignissen und Erzählungen, die das Verstehen des Geschehenen so schwierig machen. Das Theaterprojekt sammelt und ordnet dieses Nicht-Wissen: die Unterlassungen, die aufgestauten Emotionen, die unbeachteten Erinnerungen. So kann eine Auseinandersetzung entstehen, die im weitesten Sinne vom Überleben handelt – Angehörige leben ohne ihre getöteten Verwandten weiter, Menschen haben dank geglückter Reanimationen Tötungsversuche überlebt, Zeug*innen ringen um ihre Glaubwürdigkeit, Krankenschwestern und Ärzt*innen erfüllen ihre Dienste in den Krankenhäusern Oldenburg und Delmenhorst gewissenhaft und brauchen dazu das Vertrauen der Patient*innen.

Die Textgrundlage für die Inszenierung bilden Interviewtexte und O-Töne, die werkgruppe2 im vergangenen Jahr in Oldenburg und Delmenhorst gesammelt hat. Sie haben mit Angehörigen, Überlebenden, Ärzt*innen, Pastor*innen und Justizangehörigen gesprochen und gefragt, wie sie auf die Klinikmorde blicken, was sie erinnern, was ihnen wichtig wäre zu diskutieren. Daraus ist eine vielstimmige Textfassung entstanden, ein Kaleidoskop von sehr persönlichen und auch professionell distanzierten Eindrücken, die alle deutlich machen:

Auch wenn nicht letztlich vollständig geklärt werden kann, warum der Mörder nicht früher gestoppt werden konnte, welche Strukturen sein Tun ermöglicht haben, geht es vielmehr um die Frage, „Wie reagieren wir darauf, dass mitten unter uns über Jahre Menschen auf diese Weise um ihr Leben gebracht wurden?“.

Auf der Bühne stehen die vier Schauspieler*innen Carolin Nagel, Nientje Schwabe, Thomas Lichtenstein, Klaas Schramm und werden zu Stellvertreter*innen für die Menschen, die Auskunft gegeben haben. Begleitet werden sie dabei von einem Bläser-Trio, bestehend aus Jan Schreiner, Stephan Meinberg und Jakob Rubin.
Die Arbeitsweise des „verbatim theatre“ hat werkgruppe2 in zahlreichen dokumentarischen Theater- und Filmprojekten in den letzten zehn Jahren etabliert. In Oldenburg entstand 2014 das Projekt ,Blankenburg‘, das sich ebenfalls mit lokalen Ereignissen beschäftigte, die die Stadtgeschichte geprägt haben.

Zu werkgruppe2 gehört die Regisseurin Julia Roesler, die Dramaturgin Silke Merzhäuser und die Komponistin und Musikerin Insa Rudolph; als Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitet Charlotte Pistorius. Die Produktionen, denen immer umfangreiche Recherchen vorausgehen, entstehen häufig in Koproduktionen mit Staats- oder Stadttheatern und immer mit Livemusik auf der Bühne.

Das Projekt entsteht als Koproduktion von werkgruppe2 und dem Oldenburgischen Staatstheater im Rahmen des flausen+ BANDEN!-Festivals. werkgruppe2 wird für diese Produktion von der Stiftung Niedersachsen und dem Land Niedersachsen gefördert.

Regie: Julia Roesler,  
Musikalische Leitung: Jan Schreiner,
Komposition: Insa Rudolph,
Text und Recherche: werkgruppe 2 und Ensemble,
Bühne und Kostüme: Charlotte Pistorius,
Dramaturgie: Marc-Oliver Krampe/ Silke Merzhäuser

Mit: Caroline Nagel, Nientje C. Schwabe, Ksch. Thomas Lichtenstein, Klaas Schramm

Musiker: Stephan Meinberg, Jakob Rubin, Jan Schreiner

die nächsten Termine im März: Do 05., Fr 13. und Sa 21.

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