Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner...FLIESSENDE...

FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica

April 2025

Die Geigerin Viktoria Elisabeth Kaunzner hat hier eine innovative Auswahl an zeitgenössischen Werken von Komponistinnen für Violine und Orchester zusammengestellt - darunter Weltersteinspielungen. Antonio Vivaldi sei für sie ein wichtiges Vorbild gewesen - als Violinsolist, Komponist und Mentor von Waisenmädchen, die bei ihm Violinunterricht bekamen. Kaunzner wird auch immer wieder als "Wanderin zwischen den Kulturen" bezeichnet.

 

Copyright: Solo Musica

Ihre vier eigenen Tonschöpfungen (die hier zu hören sind) stehen für ihre kompositorische Fantasie, Flexibilität und philosophische Tiefe, verbunden mit der intensiven Freude an Klängen. Das zeigt sich auch bei "Silk Road" für Violine und Orchester aus dem Jahr 2017. Hier entsteht mit Gayageum, Oud und Sheng (chinesische Mundorgel) ein neuer eurasischer Klangzauber. Es ist eine spannende Reise von Ostasien bis Südwesteuropa. Freitonal, asiatisch oder als Fusion-Musik kommt diese ungewöhnlich intensive Musik daher. Da begegnet dem Hörer dann auch der Chinyangjo, ein koreanisches Tanzmuster, im rhythmisch vertrackten Andalusit mit feurigem Flamengo!  

Nicht weniger überzeugend ist Viktoria Elisabeth Kaunzners "Saiga Antelope für Violine und zart besaitetes Orchester". Es handelt sich dabei um ein magisches Musikstück, in dem sie erneut die Vermischung westlicher und östlicher Musikkulturen propagiert. Kaunzner verwandelt dabei ihre Betroffenheit über den Massenexodus der "Saiga Antelope" in ihrer Heimat in Zentralasien im Jahr 2015 in ein ergreifendes und faszinierendes Musikstück. Die koreanische Bambusflöte Daegeum steht dabei im Zentrum. Dramatische Klangwelten beeindrucken den Zuhörer. 2022 lief während der Aufführung ein Dokumentarstummfilm, den Viktoria Elisabeth Kaunzner mit Hilfe der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft ediert hatte.

Die asiatische Lebenswelt kommt außerdem beim Stück "Jasmine Rice - Collage für improvisierende Violine und improvisierendes Orchester" von Viktoria Elisabeth Kaunzner zum Ausdruck, das 2011 in Seoul uraufgeführt wurde. Viktoria Elisabeth Kauzner ist seit 2011 auch Geigenprofessorin in Südkorea.  Als erfrischende Zugabe spielt sie ihr expressives Stück "Lucid Dreams" für Violine und Orchester mit orientalischem Feeling. Diese Musik wurde sogar bei den Olympischen Winterspielen 2018 gespielt.

Ein weiterer Höhepunkt auf dieser in jeder Hinsicht  ungewöhnlichen CD ist das Violinkonzert "Roman Fleuve pour violon et orchestre a cordes" (2017) der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu. Der Titel dieses Konzerts verweist auf das literarische Genre des "Roman-Fleuve", das Kontinuität und fließende Transformationen symbolisiert. Die Solovioline übernimmt  die Rolle eines Erzählers, der Zeit dehnt und fexible Resonanzräume schafft. Mechanismen der Erinnerung werden dabei harmonisch in raffinierter Weise aufgefächert, magnetische Intensität erreichen die suggestiven Streicherpassagen.

Weitere Schmuckstücke auf dieser CD sind Claudia Monteros "Concierto para violin y orquesta de cuerdas" sowie "Times of Rain & Sun" für Violine und Orchester von Elena Kats-Chernin. Brillanz, Virtuosität und Sensibilität kennzeichnen bei Claudia Montero die Kantilenen der Violine, die Viktoria Elisabeth Kaunzner mit tiefer Emotion und leidenschaftlicher Schönheit erfüllt. Elena Kats-Chernin hingegen kultiviert tänzerische Klänge in minimalistischer Sprache. Zwischen Solovioline und Harfe kommt es zu einem elektrisierenden, gezupften Dialog. Hörenswert! Neben dem Viktoria & Virtuosi orchestra musizieren hier das Universal Korean Organic Ensemble unter der Leitung von Juan Pablo Hellin.
 
     

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑