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WUCHT UND GLANZ -- Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta

am 26. April 2025 via 3sat/LINZ

Seit ihrer Uraufführung im Jahre 1884 ist die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner bis heute am häufigsten gespielt worden. Die Melodienherrlichkeit strahlte bei der Aufführung mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta voll auf.

Aus zart flimmerndem Licht schwang sich das eindringlich musizierte Thema des Allegro moderato ergreifend empor. Unangefochtene Ruhe und selbstbewusster Ernst breitete sich aus. Und in der schmiegsam gestalteten Melodie des zweiten Themas in Oboen und Klarinetten entwickelten sich zart wechselnde Melodien. Immer heller glühte dieser Gesang auf, bis plötzlich das dritte Thema voller Tatkraft erstrahlte. Ein Nebenthema führte zu glanzvollem Aufschwung. Das leuchtende  Fortissimo brach dann plötzlich ab. Und ein neues Thema erstrahlte umso eindringlicher. Sehr spirituell wurde dann die Durchführung aufgebaut - und die Coda wölbte sich hier gewaltig über Klängen und Melodien. Hymnische Steigerungen schufen dynamische Spannung.

Den zweiten Satz schrieb Bruckner in Vorahnung von Richard Wagners Tod. Die Ergriffenheit des Abschieds von Wagner brachte Zubin Mehta mit den Wiener Philharmonikern voll zur Geltung. In dunkler Leidensahnung hob der Gesang der tiefen Streicher an - und die "Wagner-Tuben" erinnerten deutlich an den "Ring des Nibelungen". Erdenfern ließen die Streicher ihre Themen erklingen, bis sich das erste Thema wieder mit großer Intensität ausbreitete. Das gleissende Leuchten eines Beckenschlages markierte den gewaltigen Höhepunkt. Die Nachricht von Wagners Tod traf Bruckner gerade, als er an dieser Stelle der Niederschrift war. Den bewegenden Moment erfassten die Wiener Philharmoniker unter Zubin Mehta mit großer Präzision. In heiligem Frieden klang diese berührende Trauermusik aus.

Die spukhafte Geschäftigkeit des dritten Scherzo-Satzes blitzte dann hell auf - und die atemlosen Anläufe der Streicher trafen sich elektrisierend mit dem Trompetensignal. Flüchtige Tanzklänge steigerten das Jagen. Und trotzige Verwegenheit polterte mit dem unheimlichen Rhythmus des Trompetenrufs seltsam drohend in der Pauke weiter. Die Scherzo-Jagd endete in voller und monumentaler Wucht. Das Finale ließ bei Zubin Mehta eine energiegeladene Abwandlung des Kopfthemas als geballtes Hauptmotiv in die Luft schnellen! Eine kolossale Kraft lebte in den Motivteilen drängend weiter. Auch die stille Weihe des Chorals ergriff die Zuhörer unmittelbar. Ausgesprochen dramatisch gespannt verlief dann die Durchführung - wobei die Wiener Philharmoniker unter Mehta die ungeheure Wucht des Kopfmotivs explosiv herausmeisselten. Das Thema des ersten Satzes erhielt immer mehr Glut und Feuer, wobei der ekstatische Hauptgedanke triumphierte.

Viele  "Bravo"-Rufe, Jubel.     
 

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