Dass seine Erinnerungen an die Flucht aus Osnabrück komplex und emotional sind, zeigt auch eine eigenständige Bildebene in den Videoprojektionen, mit denen die Inszenierung arbeitet und zu der sich Schwarz immer wieder in Verbindung setzt. Geschichte und Gegenwart fangen so an, zueinander zu sprechen. Und wir, die wir zu Zeugen von Schwarz‘ Erzählung werden, müssen uns am Ende fragen, wie nun wir mit der Verantwortung dieser Erinnerung umgehen.
Schauspieldirektor Dominique Schnizer reizt an Remarques vorletztem Roman (erschienen 1962) der Kontrast zwischen dem Lokalkolorit Osnabrücks, den man hier als vertraute Atmosphäre voraussetzen kann, und dem teils morbiden Charme Lissabons, einer Stadt am Rande Europas, in deren Architektur auch heute noch eine grandiose Vergangenheit und eine unsichere Zukunft eingeschrieben sind. Dieses Spannungsfeld zwischen Heimat und Fremde ist der eigentliche Schauplatz einer Erzählung über das menschliche Geworfensein inmitten einer unerbittlichen Welt.
Inszenierung Dominique Schnizer
Bühne, Kostüme Christin Treunert
Film, Video Christoph Otto
Dramaturgie Jens Peters
Joseph Schwarz Thomas Kienast
IM VIDEO
Helen, seine Frau Monika Vivell
Georg, Helens Bruder Mick Riesbeck
Beamter im Lager Philippe Thelen
Arzt im Lager Klaus Fischer
STIMMEN
Doktor Martens Ronald Funke
Frau im Lager Christina Dom
Dauer: 1 Stunde, 20 Minuten – keine Pause.