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Theater Osnabrück: "Die Nacht von Lissabon" von Erich Maria RemarqueTheater Osnabrück: "Die Nacht von Lissabon" von Erich Maria RemarqueTheater Osnabrück: "Die...

Theater Osnabrück: "Die Nacht von Lissabon" von Erich Maria Remarque

Premiere am Samstag, 29.8.2020, 19.30 Uhr, Theater am Domhof

Da stehen sie, die Flüchtlinge, am Rand des Wassers und hoffen verzweifelt, noch auf eines der Schiffe zu kommen, die sie in Sicherheit bringen sollen. Zeit und Ort der Handlung sind aber nicht heute irgendwo in Afrika, sondern 1942 im Hafen von Lissabon. Zum 50. Todestag von Remarque zeigt die Inszenierung von Dominique Schnizer, wie aktuell dieser Bericht eines Geflüchteten tragischer Weise auch heute noch ist. Die Hauptfigur, ein Mann namens Schwarz, spricht uns direkt an und will einen Handel mit uns eingehen, wenn wir nur eine Nacht lang seiner Lebensgeschichte zuhören.

 

Copyright: Uwe Lewandowski

Dass seine Erinnerungen an die Flucht aus Osnabrück komplex und emotional sind, zeigt auch eine eigenständige Bildebene in den Videoprojektionen, mit denen die Inszenierung arbeitet und zu der sich Schwarz immer wieder in Verbindung setzt. Geschichte und Gegenwart fangen so an, zueinander zu sprechen. Und wir, die wir zu Zeugen von Schwarz‘ Erzählung werden, müssen uns am Ende fragen, wie nun wir mit der Verantwortung dieser Erinnerung umgehen.

Schauspieldirektor Dominique Schnizer reizt an Remarques vorletztem Roman (erschienen 1962) der Kontrast zwischen dem Lokalkolorit Osnabrücks, den man hier als vertraute Atmosphäre voraussetzen kann, und dem teils morbiden Charme Lissabons, einer Stadt am Rande Europas, in deren Architektur auch heute noch eine grandiose Vergangenheit und eine unsichere Zukunft eingeschrieben sind. Dieses Spannungsfeld zwischen Heimat und Fremde ist der eigentliche Schauplatz einer Erzählung über das menschliche Geworfensein inmitten einer unerbittlichen Welt.

Inszenierung Dominique Schnizer
Bühne, Kostüme Christin Treunert
Film, Video Christoph Otto
Dramaturgie Jens Peters

Joseph Schwarz Thomas Kienast

IM VIDEO
Helen, seine Frau Monika Vivell
Georg, Helens Bruder Mick Riesbeck
Beamter im Lager Philippe Thelen
Arzt im Lager Klaus Fischer

STIMMEN
Doktor Martens Ronald Funke
Frau im Lager Christina Dom

Dauer: 1 Stunde, 20 Minuten – keine Pause.

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