Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
FASZINIERENDE MINIATUREN -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Lied & Melodie" in der Staatsgalerie StuttgartFASZINIERENDE MINIATUREN -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Lied &...FASZINIERENDE MINIATUREN...

FASZINIERENDE MINIATUREN -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Lied & Melodie" in der Staatsgalerie Stuttgart

Apriil 2025

Liederabend mit Stephane Degout (Bariton) und Cedric Tiberghien (Klavier). Hier wurden vier unterschiedliche Komponisten klanglich miteinander verbunden, deren Ausdruckstiefe immer wieder überraschte. Bei den "Fetes galantes II" hat Claude Debussy Gedichte von Paul Verlaine vertont. Die Welt der Anmut und der Melancholie wird eindringlich beschworen, was beide Künstler facettenreich zu Gehör brachten. Freiere Harmonik und emotionale Tiefe stachen bei der Wiedergabe von "Les ingenus", "Le faune" und "Colloque sentimental" deutlich hervor.

 

Debussys "Chansons de France" aus dem Jahre 1904 sind ein Zyklus von drei Liedern, die auf Texten aus der französischen Renaissance und dem Barock basieren. Mit ebenmäßigem Timbre machte der versierte Bariton Stephane Degout die Verschmelzung von modaler Harmonik und impressionistischen Klangfarben deutlich. Auch die dynamischen Differenzierungen und subtilen  Verschiebungen kamen nicht zu kurz. Der abschließende Zyklus "Le Promenoir des deux amants" (1910) als suggestive Vertonung dreier Gedichte von Tristan Klingsor zeigte in den fließenden Melodielinien in der einfühlsamen Darbietung von Stephane Degout einen bemerkenswerten Klangfarbenreichtum, dessen Intensität nicht nachließ.  Die schwebende Einheit dieser Musik blitzte in Melodie und Rhythmik immer wieder auf. Und die tönende Übertragung eines malerischen Stils blieb spürbar.

Sehr leidenschaftlich interpretierte Stephane Degout mit dem einfühlsamen Pianisten Cedric Tiberghien anschließend den Liederkreis op. 24 von Robert Schumann, wo insbesondere die thematischen Zusammenhänge in reizvoller Weise hervorstachen. Dichtung und  Musik wurden darin höchst sensibel miteinander verbunden. Raffinierte Harmonik und expressive Klavierbegleitung ergänzten sich sehr gut. Das knappe, sich schnell wiederholende  Motiv wuchs zu einem betörenden Klangkosmos zusammen. Mit diesen kurzen melodischen Formeln wurde die ganze Tiefe des Gemüts ausgeleuchtet.

Der melancholische Zauber der "Vier Ernsten Gesänge" op. 121 von Johannes Brahms wurde von Stephane  Degout und Cedric Tiberghien voll ausgeleuchtet. Diese späten Lieder entstanden unter dem Eindruck des nahenden Todes seiner engen Freundin Clara Schumann. Die schlichte und eindringliche musikalische Sprache kam hier nie zu kurz. Dies galt auch für die dunklen Klangfarben der Klavierbegleitung. Vor allem die feine klangliche Differenzierung stach deutlich hervor.

Zum Abschluss waren noch hierzulande recht unbekannte Lieder von Henri Duparc zu hören. Subtile Harmonien und raffinierte Melodik blitzten immer wieder in reizvoller Weise auf. "Serenade" und ""Chanson triste" überzeugten mit sehnsuchtsvoller Melodik und zahlreichen impressionistischen Reizen. Insbesondere das Lied "L'invitation au voyage" auf einen Text Baudelaires beeindruckte die Zuhörer mit feinnerviger Harmonik. Als Zugabe war noch die "Karwoche" von Hugo Wolf nach einem Gedicht von Eduard Mörike zu hören. Subtile Chromatik bewegte sich hier in lichten Sphären. Begeisterter Schlussapplaus für diese beiden französischen Ausnahmekünstler.
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

WUCHT UND GLANZ -- Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta

Seit ihrer Uraufführung im Jahre 1884 ist die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner bis heute am häufigsten gespielt worden. Die Melodienherrlichkeit strahlte bei der Aufführung mit den Wiener…

Von: ALEXANDER WALTHER

EMPFINDSAME MELODIK -- Neue CD mit Werken von Maria Theresia Paradis bei Berlin Classics

"Doch wer, wie du, den stillen, heitern Himmel im Herzen trägt, der siehet hell, der ist beglückt." Dies sagte Jakob Glatz über die Komponistin Maria Theresia Paradis. Bei diesem neuen Album mit der…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZEITPANORAMA MIT HINTERSINN -- Gastspiel des Pfalztheaters Kaiserslautern mit Kalmans "Gräfin Mariza" im Theater HEILBRONN

Die ebenso attraktive wie reiche Gräfin Mariza kann sich vor lästigen Verehrern kaum retten. Sie ist sich aber sicher, dass diese es nur auf ihr Geld abgesehen haben. So greift sie zu raffinierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

BILDER, DIE SICH INS GEDÄCHTNIS BRENNEN -- "Madama Butterfly" von Giacomo Puccini im Festspielhaus Baden-Baden bei den Osterfestspielen

Interessant ist, dass sich Puccini von zwei Japanerinnen für "Madama Butterfly" beraten ließ. Kawakami Sadayakko wurde als 15jährige Geisha an den japanischen Premierminister verkauft und machte…

Von: ALEXANDER WALTHER

FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica

Die Geigerin Viktoria Elisabeth Kaunzner hat hier eine innovative Auswahl an zeitgenössischen Werken von Komponistinnen für Violine und Orchester zusammengestellt - darunter Weltersteinspielungen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑