Witzige Ausflüge in verblüffende Tonarten, federleichte Spiele mit Themenpartikeln, Scheinschlüssen und ähnlichen Überraschungseffekten präsentierten "Papa Haydn" als souveränen Musiker. Diese geradezu elektrisierende Spannung wurde immer wachgehalten, ohne sich dem "klassisch" ausgewogenen Partiturbild ungebührlich aufzudrängen. "Überrumpelungsversuche" einzelner Instrumente zeigten die Nähe zum neckischen Spiel. Aber auch gravitätische Grazie ließ nicht lange auf sich warten.
Noch unmittelbarer, bezwingender und auch leidenschaftlicher war dann die packende Wiedergabe der Sinfonie Nr. 4 c- Moll op. 43 von Dmitrij Schostakowitsch. Diese Sinfonie zog Schostakowitsch zunächst nach der Hauptprobe in der Leningrader Philharmonie zurück, um nicht noch heftigeren Anfeindungen als "Formalist" ausgesetzt zu sein. Deutlich wurde bei der Wiedergabe mit Jukka-Pekka Saraste, dass Schostakowitsch vor allem auch ein Komponist des Theaters und des Films war, denn die klangmalerischen Effekte wurden hier voll ausgelotet. Das Bizarre und Groteske trat immer wieder grell hervor - unterbrochen von geradezu infernalischen Ausbrüchen! Aggressiv und extrem fortschrittlich explodierten die Klangflächen in unerbittlicher Weise. Der russische Expressionismus triumphierte deutlich, Anklänge an Mahler wurden nicht übertrieben herausgestellt. Harmonische Kühnheiten und rhythmische Raffinessen setzten sich rasch durch, die düster-leidenschaftliche Grundhaltung verstärkte zuweilen den beklemmenden Eindruck des Pessimistischen. Dynamische Kostraste bis hin zu feinsten harmonischen Verästelungen wurden sensibel ausgeleuchtet. Ein gigantischer Schwung beherrschte diese Interpretation von Anfang an. Insbesondere die Nähe zu Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" war immer wieder versteckt herauszuhören. Schroffe Klangblöcke prallten zuletzt in elementarer Wucht aufeinander, ließen den Saal geradezu erbeben.
Viel Applaus und Jubel für diese bemerkenwerte Wiedergabe.