Französischer Impressionismus und Jazzanklänge schimmerten durch - und auch das humorvolle Stück "On the Trail" ("Auf der Spur") mit der charakteristischen Darstellung eines Esels verfehlte seine Wirkung nicht. Tremolo-Passagen und chromatische Sequenzen beim abschließenden, grandiosen "Wolkenbruch" rissen die Zuhörer unmittelbar mit. Insbesondere das ausdrucksvolle Celesta-Spiel im Mittelteil blieb im Gedächtnis.
Höhepunkt dieses besonderen Konzerts war jedoch die insgesamt imponierende Wiedergabe der "Alpensinfonie" op. 64 von Richard Strauss, die dieser im Jahre 1915 komponierte. Das ausserordentliche Können des Komponisten bestätigte sich bei dieser Interpretation anhand der zahllosen Notensysteme. Und auch die drei sehr gut gegeneinander ausgewogenen Abschnitte besaßen klare Konturen. Aus schleiernem Dunkel hoben sich markant die Posaunen empor, man erkannte das Bergmassiv. Und der "Sonnenaufgang" schüttete gleissende Fluten von Licht aus - gefolgt von einem ungestüm musizierten "Anstieg". In rüstigem Wanderschritt erklang ein Thema, das in vielerlei Abwandlungen den Kletterer auf seinem Weg begleitete. Jagdhörner ertönten aus der Ferne. Beim "Eintritt in den Wald" war das unheimliche Rauschen der Wipfel zu vernehmen. Bei der "Wanderung neben dem Bache" plätscherte das Rinnsal munter daher und zerstob schäumend und glitzernd! An Klangzauber war diese Episode auch im Beethovensaal kaum zu überbieten. Abstürzende Arpeggien sowie sprühende Glissandi der Geigen und Harfen zeichneten ein bewegendes Klangbild. Funkelnde Tropfenschleier erschienen plötzlich über dem Wasserfall als erfrischende "Erscheinung" - da zog Frank Beermann als Dirigent mit den Stuttgarter Philharmonikern wirklich alle Register. Besonders eindringlich wurden die "gefahrvollen Augenblicke" herausgearbeitet. Hier zeigte sich der Wanderer von seiner besten Seite. Eine stille, kleine Oboenmelodie war seine erste demütige Reaktion auf die gewaltige Bergwelt. Im Horn ertönte dann eine innig gespielte Melodie. Das Wanderthema führte im Cello. Das zackige Motiv in Hörnern und Trompeten sowie scharfe Dissonanzen in den Streichern erhielten bei dieser Wiedergabe eine elektrisierende Spannungskraft. Der aufsteigende Nebel machte das Gipfelerlebnis jetzt noch drohender und unheimlicher. Die Sonne verdüsterte sich und mit elementarer Gewalt brachen "Gewitter und Sturm" los. In umgekehrter Reihenfolge erschienen dann alle Stationen des Anstiegs wieder. Themen-Umkehrungen markierten die neue Marsch- und Blickrichtung.
Dass die "Alpensinfonie" scheinbar einsätzig ist, wurde bei diese Wiedergabe gut deutlich. Der klassische viersätzige Sinfonieaufbau schimmerte durch. Und die Themenvielfalt mit ihren mehr als 60 Tonsymbolen verfehlte ihre verblüffende Wirkung nicht. Die Tendenz des Anstiegs-Themas wird dabei nach unten gekehrt. Nietzsches Natur- und Weltsicht sowie die Lebenstragödie des Schweizer Künstlers Karl Stauffen-Bern hat Richard Strauss hier ebenfalls kunstvoll verarbeitet. Grandios wirkte der "Sonnenuntergang", über dem sich ungeheure Schleier der Nacht ausbreiteten. Dabei war der Ausdruckszauber der "Frau ohne Schatten" spürbar.
Im Rahmen dieses Konzerts wurden übrigens die aktuellen Teilnehmer an der Stirling-PHIL-Akademie vorgestellt - dazu gehören die Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart, die Stuttgarter Philharmoniker und die Reinhold Otto Mayer Stiftung. Viele "Bravo"-Rufe im Beethovensaal.












