Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
BRILLANTE VARIATIONEN UND ARABESKEN -- Gastspiel LGT Young Soloists im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen/LUDWIGSBURGBRILLANTE VARIATIONEN UND ARABESKEN -- Gastspiel LGT Young Soloists im...BRILLANTE VARIATIONEN...

BRILLANTE VARIATIONEN UND ARABESKEN -- Gastspiel LGT Young Soloists im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen/LUDWIGSBURG

am 15.6.2025

Tradition und Moderne vereinte dieses Gastspiel der wunderbaren, preisgekrönten LGT Young Soloists mit Talenten aus der ganzen Welt. Unter der inspirierenden Leitung von Alexander Gilman (Violine) erklang zunächst die "Suite im alten Stil" von Alfred Schnittke. Hier werden barocke Strukturen in raffinierter Weise mit harmonischen Formen des 20. Jahrhunderts verbunden.

 

Copyright: Reiner Pfisterer

Schnittke zitiert in diesem fünfteiligen Werk sehr souverän bei der "Pastorale" die "Sinfonia Pastorale" von Georg Friedrich Händel, in der "Bourree" den "Tambourin"-Stil von Jean-Philippe Rameau sowie im "Menuett" und in der "Fuge" Johann Sebastian Bach. Die abschließende "Pantomime" weckt  Assoziationen zu Domenico Scarlatti. Chromatische Linien und metrische Wechsel werden mit zahlreichen Pizzicato-Einlagen in erfrischender Weise gewürzt. 

Eine bewegende Erfahrung war anschließend das von der jüdischen Liturgie inspirierte Stück "Kol Nidrei" op. 47 von Max Bruch, wo Idil Bursa (Violoncello) die melodische Intensität des Werkes zusammen mit dem Ensemble voll auskostete. Die romantische Tonsprache des 19. Jahrhunderts triumphierte unsentimental und trotzdem berührend. Harmonisch ausgesprochen reizvoll und meditativ entfaltete sich die thematische Vielfalt der Komposition sehr ausdrucksvoll. Die Kantilenen korrespondierten mit einem ausgeprägten lyrischen Empfinden, das die Zuhörer sehr berührte. 

Nicht weniger gelungen war dann die Romanze für Viola und Orchester op. 85 von Max Bruch, wo Elena Gogodze (Viola) mit leidenschaftlicher Emphase musizierte. Die dynamischen Kontraste wurden dabei besonders gut getroffen. 

Auch der  konzertante Charakter von Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento D-Dur KV 136 wurde von den LGT Young Soloists hervorragend herausgearbeitet. Themen und Echowirkungen entfalteten dabei eine verblüffende Wirkungskraft, deren harmonischer Zauber nicht nachließ. Anmutig-innige Melodien wurden geschmeidig vorgetragen. 

Emmanuel Webb (Violine) und Daniil Margulis (Kontrabass) interpretierten dann feurig und elektrisierend den ersten Allegro-Satz des "Grand duo concertant" von Giovanni Bottesini, der die Antwort der Kontrabassisten auf Paganini war. Denn Bottesini galt als wahrer "Teufelskontrabassist". Die Motive und Themen sprudelten hier nur so hervor, die beiden Solisten warfen sich die Töne wie Klangbälle zu, deren Rasanz sich immer mehr steigerte. 

Zum Abschluss begeisterten dann "Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires" von Astor Piazzolla, deren magische Glissando-Wirkungen unter die Haut gingen. Reiche Erfindungskraft, Girlanden, Fiorituren, Arabesken und Kaskaden blitzten immer wieder überaus leuchtkräftig hervor. Neben den Al-fresco-Figurationen bestachen in erster Linie die raffinierten satztechnischen Künste, Synkopen und rhythmischen Spitzfindigkeiten, mit denen die Musiker hier aufwarteten. Vor allem die abschließende Allegro-Fuge imponierte mit nie nachlassender Intensität! 

Und auch die Zugaben hatten es in sich. Neben dem berühmten "Libertango" von Astor Piazzolla fesselte vor allem eine überaus temperamentvolle Piece von Henri Vieuxtemps (brillante Variationen über den "Yankee Doodle" op. 17) sowie der berühmte "Czardas" von Vittorio Monti in einer hinreissenden Version für Violine und Kontrabass mit Deniz Sensoy und Daniil Margulis. 

Jubel und großer Applaus. 
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑