
Schnittke zitiert in diesem fünfteiligen Werk sehr souverän bei der "Pastorale" die "Sinfonia Pastorale" von Georg Friedrich Händel, in der "Bourree" den "Tambourin"-Stil von Jean-Philippe Rameau sowie im "Menuett" und in der "Fuge" Johann Sebastian Bach. Die abschließende "Pantomime" weckt Assoziationen zu Domenico Scarlatti. Chromatische Linien und metrische Wechsel werden mit zahlreichen Pizzicato-Einlagen in erfrischender Weise gewürzt.
Eine bewegende Erfahrung war anschließend das von der jüdischen Liturgie inspirierte Stück "Kol Nidrei" op. 47 von Max Bruch, wo Idil Bursa (Violoncello) die melodische Intensität des Werkes zusammen mit dem Ensemble voll auskostete. Die romantische Tonsprache des 19. Jahrhunderts triumphierte unsentimental und trotzdem berührend. Harmonisch ausgesprochen reizvoll und meditativ entfaltete sich die thematische Vielfalt der Komposition sehr ausdrucksvoll. Die Kantilenen korrespondierten mit einem ausgeprägten lyrischen Empfinden, das die Zuhörer sehr berührte.
Nicht weniger gelungen war dann die Romanze für Viola und Orchester op. 85 von Max Bruch, wo Elena Gogodze (Viola) mit leidenschaftlicher Emphase musizierte. Die dynamischen Kontraste wurden dabei besonders gut getroffen.
Auch der konzertante Charakter von Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento D-Dur KV 136 wurde von den LGT Young Soloists hervorragend herausgearbeitet. Themen und Echowirkungen entfalteten dabei eine verblüffende Wirkungskraft, deren harmonischer Zauber nicht nachließ. Anmutig-innige Melodien wurden geschmeidig vorgetragen.
Emmanuel Webb (Violine) und Daniil Margulis (Kontrabass) interpretierten dann feurig und elektrisierend den ersten Allegro-Satz des "Grand duo concertant" von Giovanni Bottesini, der die Antwort der Kontrabassisten auf Paganini war. Denn Bottesini galt als wahrer "Teufelskontrabassist". Die Motive und Themen sprudelten hier nur so hervor, die beiden Solisten warfen sich die Töne wie Klangbälle zu, deren Rasanz sich immer mehr steigerte.
Zum Abschluss begeisterten dann "Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires" von Astor Piazzolla, deren magische Glissando-Wirkungen unter die Haut gingen. Reiche Erfindungskraft, Girlanden, Fiorituren, Arabesken und Kaskaden blitzten immer wieder überaus leuchtkräftig hervor. Neben den Al-fresco-Figurationen bestachen in erster Linie die raffinierten satztechnischen Künste, Synkopen und rhythmischen Spitzfindigkeiten, mit denen die Musiker hier aufwarteten. Vor allem die abschließende Allegro-Fuge imponierte mit nie nachlassender Intensität!
Und auch die Zugaben hatten es in sich. Neben dem berühmten "Libertango" von Astor Piazzolla fesselte vor allem eine überaus temperamentvolle Piece von Henri Vieuxtemps (brillante Variationen über den "Yankee Doodle" op. 17) sowie der berühmte "Czardas" von Vittorio Monti in einer hinreissenden Version für Violine und Kontrabass mit Deniz Sensoy und Daniil Margulis.
Jubel und großer Applaus.