
Der Abend war eigentlich eine berührende Hommage an ihren Freund und Mentor John Williams, der ja nicht nur ein berühmter Filmkomponist ist, sondern auch eine starke "klassische" Seite hat. Bei "Sound the Bells!" vertonte er die Hochzeitsfeier der japanischen Kaiserfamilie im Jahre 1993. Kronprinz Naruhito entschied sich damals für Masako Owada, was für Aufsehen sorgte. Große japanische Tempelglocken grüßten das Paar auch in Ludwigsburg, wobei das Royal Philharmonic Orchestra unter der inspirierenden Leitung von Lina Gonzalez-Granados ein harmonisches Feuerwerk mit illustren Klangfarben abbrannte.
Mehr als 60 klassische Kompositionen hat John Williams veröffentlicht - und sein expressives Violinkonzert Nr. 2 hat er Anne-Sophie Mutter gewidmet. Die Violine als Meisterwerk der Geigenbaukunst soll hier im Mittelpunkt stehen. Dynamische Kontraste, Stimmungen und chromatische Nebenfiguren blitzten dann auch im Schlosshof auf, als die Geigerin zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchestra im zweiten Satz in impressionistischen Klängen schwelgte. Jazz-Anklänge traten im ersten Satz deutlich hervor. Und ein bewegender Dialog von Geige und Harfe zeigten sich im letzten Satz "Epilogue". Spätromantisch-atonale Klangflächen vermischten sich in facettenreicher Weise mit virtuosen Sprungtechniken und elektrisierenden Intervallen, die der Geige eine große Ausdrucksskala abverlangten, die Anne-Sophie Mutter mit großartigem Einsatz und souveränem Können meisterte. Da sprach das Instrument wirklich zum Hörer - und gerade bei den leisen Passagen fesselten bemerkenswerte Klang-Kontraste.
Dann kam der Filmkomponist John Williams in imposanter Weise zu seinem Recht, das Orchester glitzerte in vielen Farben, Arabesken, Kaskaden und Girlanden. Das Thema aus "Superman" strahlte kraftvoll und inspirierend hervor. Auch das "Scherzo for Motorcycle and Violin" aus der Filmmusik zu "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" überwältigte mit seinen Staccato-Akzenten und flirrenden Sequenzen!
Wie inspirierend die Arbeit mit John Williams für Anne-Sophie Mutter ist, bewiesen auch "Helena's Theme" aus der Filmmusik zu "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" sowie "Hedwig's Theme" aus der Filmmusik zu "Harry Potter und der Stein der Weisen". Starke Frauencharaktere traten hier angesichts markanter Hauptthemen auch hinsichtlich des rasanten Violinspiels deutlich hervor. Flugthema und Finale aus "ET" begeisterten dann aufgrund der gewaltigen Steigerungen, die das Royal Philharmonic Orchestra unter Lina Gonzalez-Granados zu Gehör brachte. "Nice to be around" aus der Filmmusik zu "Zapfenstreich" faszinierte bei dieser Wiedergabe ebenfalls aufgrund der Vielfalt der Themen und Motive, die sich hier harmonisch feinnervig überlagerten. "The Duel" aus der Filmmusik zu "Die Abenteuer von Tim und Struppi" war eine abwechslungsreiche Paraphrase über die erstaunlichen Erlebnisse auf einem Piraten-Schiff. Atemlose Tempi und eine reiche Klangpalette betörten das Publikum dabei ebenso wie das berühmte Thema aus der monumentalen "Star Wars"-Suite, die auch Einflüsse von Gustav Holsts "Planeten" zeigte.
Außerdem spielte Anne-Sophie Mutter an diesem Abend als erschütternde Hommage an die aktuellen Kriegsopfer das Thema aus dem Film "Schindlers Liste", mit dem John Williams zu weiterem Ruhm kam. Jubel und lang anhaltender Schlussapplaus!