
Die Tondichtungen nach Arnold Böcklins Gemälden sind einfühlsam gestaltete Stimmungsbilder, die allerdings noch behutsamer und impressionistischer sind als die "romantische Suite". Die Böcklin-Tondichtungen erscheinen bei dieser Einspielung deutlich sinfonisch inspiriert. Dies gilt gleich für den ersten Satz mit dem "geigenden Eremiten". In der Einsamkeit seiner Waldklause geigt er still-versunken, was als frommes Gebet für den Herrgott gilt. Aus feierlich-dunklen Choralklängen der wie in der Serenade und dem "Konzert im alten Stil" geteilten Streicher (eine Gruppe mit, eine ohne Dämpfer) schwingt sich die entrückte Melodie der Solovioline sphärenhaft empor und entschwindet in mystischen Fernen. Der zweite Satz fesselt als turbulent gestaltetes Scherzo zu dem Bild "Im Spiel der Wellen". Über glitzernd sprühenden Wellen herrscht hier heidnische Nacktheit und sinnenfrohes Ausgelassensein! Das Liebesspiel der Najaden und Tritonen erreicht hier immer größere Ausgelassenheit. Plötzlich ist der Spuk verschwunden und hallt leise als Echo in den Holzbläsern nach. Die erstaunte Frage des Horns löst sich im Nichts auf. Ein Höhepunkt ist ferner das Thema des dritten Satzes "die Toteninsel", dessen düstere Erhabenheit den Zuhörer bei dieser Einspielung fesselt. Dunkel klingen die feierlich-schwermütigen Klänge. Und schmerzlich windet sich die Klage von Oboe und Englischhorn empor - steigert sich im Protest gegen unfassbares Schicksal zu tragischer Größe. Drastisch wirkt dann der grandiose Schlusssatz "Bacchanal". Atemlos jagt er dahin, brünstiges Umschlingen und lustvolles Jauchzen gehen nahtlos ineinander über. Virtuose Orgien entfalten sich in kontrapunktischer Raserei! Und eine kleine rhythmische Figur steigert sich bis zur atemberaubenden Coda.
"Das ist also mein erster Ausflug in das Gebiet der Programm-Musik", schrieb Reger über die Partitur, die im Jahre 1912 unter dem Titel "Eine romantische Suite" op. 125 erschien. Der Einfluss Johann Sebastian Bachs ist hier deutlich herauszuhören. Die praktische Orchesterarbeit in Meiningen wirkt dabei ebenfalls nach. Max Reger malt gekonnt lyrische Stimmungen mit einem an Debussy gemahnenden Farbensinn. Das dichte Liniennetz der Farbspiele besticht - und ein zarter Hauch von Poesie fesselt den Hörer. Diese von den Strophen Joseph von Eichendorffs inspirierte Musik lebt in romantischen Naturbildern. Jaime Martin lässt die Harmonik mit dem Gavle Symphony Orchestra regelrecht aufblühen. So gehen die drei Sätze Notturno, Scherzo und Finale nahtlos ineinander über. Das nächtliche Raunen des Waldes, der geheimnisvolle Elfenreigen im Mondesglitzern und der majestätische Sonnenaufgang berühren den Hörer bei dieser Aufnahme ganz unmittelbar. Der erste und der dritte Satz haben hier den gleichen Anfang. Die thematischen Beziehungen der einzelnen Sätze werden von Jaime Martin und dem Gavle Symphony Orchestra subtil ausgelotet. Empfehlung!


















