
Das "My Fair Lady"-Ensemble sowie die Sinfonia of London unter der inspirierenden Leitung von John Wilson (John Mills "leader") sorgt hier für zahlreiche musikalische Höhepunkte, die allesamt sehr gut arrangiert sind. Die Handlung beruht auf George Bernard Shaws Komödie "Pygmalion". Die Story des sozialkritischen Spiels blieb unverändert. Hier wie dort müht sich der Linguist Professor Higgins, aus dem unbedarften Vorstadtmädchen Eliza Doolittle durch Erziehung zu einer reinen Sprechweise und guten Manieren eine Lady zu machen. In seiner Gefühlsarmut nimmt er aber keinen Anteil an ihrer inneren Entwicklung und merkt fast zu spät, wie sehr sie ihm zugetan ist und dass auch er selbst sie liebt. Die heitere und feinnervige Musik kommt bei dieser gelungenen Einspielung in überzeugender Weise zum Vorschein. Eliza fasst schließlich den Entschluss, selbst Phonetik zu unterrichten und ihren Verehrer Freddy zu heiraten. Als sie Professor Higgins mit diesem Entschluss konfrontiert, muss er erkennen, dass er Eliza vermisst ("Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht"/"I've Grown Accustomed to Her Face"). "My Fair Lady" endet zwar versöhnlich, das Ende bleibt jedoch offen.
Das macht aber auch den Reiz des Stückes aus. Die Situationskomik blitzt bei dieser rasanten Einspielung immer wieder leuchtkräftig hervor. Dies liegt auch an den Sängerinnen und Sängern - allen voran Scarlett Strallen als burschikose Eliza Doolittle. Und auch Jamie Parker glänzt als Professor Higgins mit Charakterisierungsreichtum. In weiteren Rollen fesseln Malcolm Sinclair als Colonel Hugh Pickering, Alun Armstrong als Alfred P. Doolittle, Laurence Kilsby als Freddy Eynsford-Hill, Penelope Wilton als Mrs Higgins sowie Julia McKenzie als Mrs Pearce. Der bekannteste Satz aus dem Musical ist Elizas Sprechübung "The rain in Spain stays mainly in the plain". Doch auch die anderen Songs wie "Why Can't the English?", "Wouldn't It be Loverly", "I*m an Ordinary Man" und natürlich die graziöse "Ascot Gavotte" bekommen hier ein harmonisch reiches Gewand. "The Embassy Waltz", "Show Me", "Get Me to the Church on Time" oder "Without You" imponieren als weitere Nummern, deren revuehafter Charakter aber nicht übertrieben wird.
Diese britische Einspielung erinnert jedoch auch an die Übernahmeproduktion der New Yorker Inszenierung im Drury Lane Theatre des London West End im Jahre 1958. Sämtliche Karten bis Ende des Jahres 1958 waren bereits einige Monate vor der Premiere ausverkauft. Die Bücher von Shaw waren schon fast in Vergessenheit geraten - da kam dieser Erfolg gerade gelegen! Die DDR-Premiere fand übrigens 1965 an der Staatsoperette Dresden statt. Und auch im Theater des Westens Berlin gab es 1961 die deutschsprachige Erstaufführung. Die vorliegende Einspielung ist als erste Gesamteinspielung zweifellos eine Pionierleistung. Empfehlung!












