Zunächst waren mit jungen Talenten der Opernschule noch andere Werke bekannter Komponisten zu hören. Die begabte Sopranistin Elena Salvatori (Stipendiatin des Fritz-Wunderlich-Stipendiums 2023) interpretierte zuerst aus Georg Friedrich Händels Oper "Cesare in Egitto" die Arie "Piangero la sorte mia". Der expressive Zug dieser Musik machte sich aufgrund der voluminösen Kantilenen in eindringlicher Weise bemerkbar. Die Pianistin Eufemia Manfredi (Stipendiatin der Dante-Gesellschaft) begleitete sie einfühlsam. Anschließend sang der Bassist Piersilvio De Santis die Arie "Vi ravviso o luoghi ameni" aus der Oper "La sonnambula" von Vincenzo Bellini, wobei Bellinis natürliche melodische Einfallsgabe und echte Wärme der Empfindung hervorragten. Valentina Di Blasio (Sopran) zeigte dann bei der Arie "E'strano...sempre libera" aus Giuseppe Verdis Oper "La Traviata" viel Sinn für geballte Dramatik und sensible Parlandoszenen. Neben leidenschaftlichen gesanglichen Aufschwüngen fesselten vor allem die gut herausgearbeiteten thematischen Zusammenhänge.
Piersilvio De Santis (Bass) überzeugte ferner bei der fulminant gestalteten Arie "La calunnia e un venticello" aus Gioacchino Rossinis Oper "Il Barbiere di Siviglia". Der Zauber der Opera buffa blitzte hier immer wieder in erfrischender Weise auf. Vor allem der mediterrane Geist kam nicht zu kurz. Valentina Di Blasio (Sopran) betörte die Zuhörer dann bei der "Aria delle campanelle" aus der Oper "Lakme" von Leo Delibes, wo sie mit überaus leuchtkräftigen Koloraturen aufwartete. Der Arie "So anch'io la virtu magica" aus Gaetano Donizettis "Don Pasquale" verlieh Elena Salvatori ungewöhnlichen Klangfarbenreichtum. Italienisches Melos und der Geist der französischen Opera comique blitzten auf. Im Duett mit Piersilvio de Santis fesselte Valentina Di Blasio bei Donizettis "Elisir d'amore" mit der fulminant dargebotenen Arie "Quanto amore". Die sprühende Komödienstimmung überdeckte hier nicht den Klangzauber.
Dann folgte eine sehr gelungene Hommage zum 100, Todestag von Giacomo Puccini. Die Pianistin Eufemia Manfredi interpretierte zunächst höchst suggestiv das Intermezzo aus Puccinis "Manon Lescaut", wo Manons Gefangenschaft und ihre Reise nach Le Havre geschildert wird. Die Intensität der Gefühlssprache setzte sich dann bei "Tu che di gel sei cinta" aus Puccinis "Turandot" fort, wo Elena Salvatori passend das exotische Kolorit beschwor. Die verfeinerte Harmonik blitzte zudem bei Eufemia Manfredis subtilem Klavierspiel auf. Aus Puccinis "La rondine" sang Valentina Di Blasio "Chi il bel sogno di Doretta", wo die Ansätze des Verismus hörbar wurden. Ein weiterer Höhepunkt war in jedem Fall die berühmte Arie "O mio babbino caro" aus der Erbschaftskomödie "Gianni Schicchi", die Puccini für den Dreiteiler "Il trittico" schrieb. Der Geist der italienischen Opera buffa zeigte sich auch hier bei den betörenden Kantilenen von Elena Salvatori. Packend intepretierte ferner Piersilvio De Santis die Arie "Vecchia zimarra" aus Puccinis "La Boheme", wo er das Gewebe kleiner Themen und Motive zu wunderbarer Dichte brachte.
Zum Abschluss begeisterte noch Valentina Di Blasio bei "Quando m'en vo" aus "La Boheme", wo die bewegliche Rhythmik auch von der einfühlsamen Pianistin Eufemia Manfredi betont wurde. Als Zugabe sangen Elena Salvatori und Piersilvio De Santis noch eine Arie aus Mozarts "Don Giovanni". Valentina Di Blasio und Piersilvio De Santis sind beide Preisträger des Concorso San Colombano 2023, Elena Salvatori und Eufemia Manfredi sind Master-Studentinnen an der Musikhochschule Stuttgart. Grußworte sprachen unter anderem neben Debora Allensbach von der Musikhochschule auch Giuseppe Restuccia als Direktor des Italienischen Kulturinstituts Stuttgart sowie Laura Lamia als italienische Generalkonsulin.
Begeisterter Schlussapplaus.