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DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

am 30. November 2025

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus Mailand stammende Antonia Visconti, die spätere Gräfin von Württemberg, zurück, die in der Stadtgeschichte Bietigheims eine wichtige Rolle spielte.

 

Copyright: Wolfgang Dollinger

Gleich zu Beginn eröffneten Dr. Christina Dollinger (Flöte), Susanne Crawford (Violine), Ruth Ritter (Viola), Daniel Strasser (Violoncello) und Bernd Gehlen (Gitarre) mit einer italienischen Komposition dieses ambitionierte Programm, in dem Werke aus Spanien und Südamerika von Barock bis zur Moderne im Mittelpunkt standen. Kantabel und konzertant zugleich blühte hier die Satztechnik vom strengen Kontrapunkt bis hin zur melodischen Homophonie in beglückender Weise auf. Die mit Dur-Moll-Schattierungen arbeitende Harmonik entfaltete viele Reize. 

Aus dem Quartett von Franz Schubert interpretierte das erfrischend musizierende Ensemble dann die Menuetto-Trios 1 und 2 sowie "Zingara" mit feurigem Temperament und rasanten Rhythmen. Die melodische Eingebungskraft mit überraschenden Wendungen und Rückungen verblüffte die Zuhörer hier immer wieder. Dass der als "Teufelsgeiger" berühmt gewordene Niccolo Paganini auch ein versierter Gitarrist war, ist nur wenig bekannt. Sein Terzetto für Violine, Violoncello und Gitarre besaß in der Wiedergabe von Visconti Plus einen erstaunlichen Klangfarbenreichtum. Das dämonische Geigenspiel Paganinis blitzt hier kaum hervor, jedoch ist der mediterrane Zauber der Melodik immer wieder bestrickend. Auch feine dynamische Abstufungen machten sich bemerkbar. 

Die "Four Fancies" des britischen Komponisten Gordon Jacob wurden vom Ensemble ebenfalls in rhythmisch bestechender Weise interpretiert. Hier schimmerte eine gewisse Nähe zu den Werken von Ralph Vaughan Williams durch, bei dem er studierte. Dies betraf vor allem die melodische Leuchtkraft. 

Zum Abschluss fesselte die rasant-feurige Wiedergabe der "Suite Buenos Aires" von Maximo Diego Pujol, wo im letzten Satz "Microcento" zu nachgeahmtem Autohupen und Stimmengewirr facettenreiche Pizzicato-Einsätze hinzukamen. Die afrikanische Rhythmik triumphierte bei den anderen Sätzen "Pompeya", "Palermo" und "San Telmo" in unnachahmlicher Weise. Eine Nähe zu seinem argentinischen Landsmann Astor Piazzolla war bei der Interpretation deutlich herauszuhören. Knisternde Synkopen hypnotisierten das Publikum. 

Begeisterter Schlussapplaus im Hans-Georg-Pflüger-Saal. 
 
 

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