Nini Nutsubidze (Gesang) interpretierte dann "Shentan" ("Mit Dir") von Inola Gurgulia voller Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Auch das Intermezzo in b-Moll Nr. 2 aus op. 117 von Johannes Brahms gestaltete der Pianist ausdrucksvoll. Schattenhafte Figuren und die betörende Gesangsphrase in Des-Dur blitzten hervor. Diese Arpeggienfiguren fesselten den Hörer in der Interpretation durch Giorgi Gigashvili. Klassik und Folklore wurden so eindringlich miteinander verbunden. "Trialebs" ("Flieg mit mir") von Giorgi Tsabadze sang Nini Nutsubidze mit Klangfarbenreichtum. Und auch die geradezu elektrisierend dargebotene Improvisation von Giorgi Gigashvili hatte es in sich. Hier sprach das Klavier gleichsam mit tausend Zungen, die Klangfarbenschattierungen veränderten sich laufend und die chromatischen Arabesken beeindruckten die Zuhörer. Bei der Georgischen Volksweise "Me khom sheni landi var" und "Tsiskara" sangen Giorgi Gigashvili und Nini Nutsubidze dann gemeinsam.
Beim Intermezzo Nr. 1 in Es-Dur aus op. 117 von Johannes Brahms triumphierte der Charakter des stimmungsvollen lyrischen Gedichts. Dreiklangharmonien und Motiv-Nachklänge im Bass rundeten dieses eindringliche Bild ab. "Alborada del gracioso" Nr. 4 aus "Miroirs" von Maurice Ravel zeigte daraufhin in der furiosen Wiedergabe von Giorgi Gigashvili das Morgenständchen des Narren mit vielen Gesichtern. Tanzrhythmen entfalteten sich explosiv zwischen Halbton- und Terzabständen. Höchst virtuos sprang der Sechsachteltakt hin und her! Impressionismus traf hier wirklich in bewegender Weise auf georgische Musik. Das Konzert wurde auch deswegen nicht umsonst vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft gefördert. Giorgi Gigashvili interpretierte die Ausschnitte aus der bedeutenden Klaviersonate Nr. 1 in fis-Moll op. 11 von Robert Schumann mit nie nachlassender Emphase. Der Überschwang jugendlicher Leidenschaft kam voll zum Vorschein. Das scharf akzentuierte, von wogenden Bass-Triolen getragene Hauptmotiv der langsamen Introduzione kam kraftvoll zum Vorschein. Und auch das lyrische A-Dur-Thema prägte sich tief ein.
Nini Nutsubidze sang anschließend das georgische Liebeslied "Ar Madzinebs" ("Ich kann nicht schlafen") sowie "When Almonds Blossomed" von Gija Kantscheli voller Hingabe. Die Gesangsstimme lauschte den Klavierklängen gleichsam nach.
Giorgi Gigashvili interpretierte den zweiten "Prestissimo"-Satz aus der Klaviersonate Nr. 30 in Es-Dur op. 109 von Ludwig van Beethoven mit kämpferischem Impetus und Leuchtkraft. Der e-Moll-Charakter blitzte heftig auf, das Hauptthema schillerte im doppelten Kontrapunkt. Die aufsteigende Achtelskala des Diskants über schweren, absteigenden Bass-Oktaven wirkte fast drohend. Und der Ausklang mit dem Fis-Dur-Dreiklang war fast gespenstisch.
Bei der Klaviersonate in D-Dur K. 29 von Domenico Scarlatti betonte Giorgi Gigashvili die sphärenhafte Leichtigkeit des Klangbilds. Barock gefärbte Themen wirkten hier ausgesprochen galant. Als Liebeslied aus Tiflis begeisterte noch "Only You". Und Gigashvili riss das Publikum beim "Precipitato"-Finale aus der mit dem Stalin-Preis ausgezeichneten Klaviersonate Nr. 7 op. 83 von Sergei Prokofjew von den Sitzen! Die Siebenachtel-Toccata schien hier geradezu zu explodieren. Expressionistischer Geist triumphierte.
Großer Jubel bei den Zuhörern!


















