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Verdis "Messa da Requiem" in der Staatsoper Hannover

Premiere Fr, 31.05.2024 | 19:30 - anschließend Premierenfeier

Messa da Requiem basiert auf Giuseppe Verdis gewaltiger Totenmesse, die der Italiener in den 1870er Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Opernkomponist schrieb. Sie ist gekennzeichnet von schwebender Nachdenklichkeit: Wie Nebelschwaden hängen die Gesänge des Chores über den Orchesterklängen, vier Solist:innen erheben ihre Stimmen zu Klage und Gebet. Und immer wieder durchbricht die Verzweiflung des Jüngsten Gerichts wie Hammerschläge die Ruhe. Giuseppe Verdi nutze einen jahrhundertealten Text aus der katholischen Liturgie, der mit archaischer Kraft die Schrecken des Todes ausmalt, der aber auch Momente der Hoffnung und des Trostes formuliert. Hier gibt es keine Handlung, keine Verwicklungen zwischen den handelnden Figuren – dieser Text setzt ganz darauf, die letzten Dinge so plastisch zu schildern, dass sie fast körperlich erfahrbar sind.

 

 

Copyright: Sandra Then

Erfahrungen im Umgang mit dem Sterben und dem Tod mit anderen zu teilen, darum geht es auch Regisseurin Elisabeth Stöppler, die an der Oper Hannover in den letzten Spielzeiten bereits Trionfo. Vier letzte Nächte und Arrigo Boitos Mefistofele inszenierte. Als Ausgangssituation schweben Stöppler und ihrem Team mit unter anderen Katja Haß (Bühne) und Gesine Völlm (Kostüm) ein Ort der Erinnerung zur Feier des Lebens vor, den die Regisseurin wie folgt beschreibt: „Auf der Bühne versammeln sich 100 Menschen zum Gedenken an die Toten. Aus diesem Moment heraus entsteht ein Zusammenschluss, der alle im Raum hält und nicht loslässt. Stilles Gebet wird zum Aufschrei nach Erlösung, versetzt die Menge in Taumel, lähmt sie, stachelt sie an. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit und endloser Zeit lässt die Totenfeier zu einem Fest des Lebens werden. Denn je näher du dem Tod bist, desto stärker spürst du das Leben!“
 
Dafür gibt Stöppler gemeinsam mit Autor Martin Mutschler den vier Solist:innen aus dem Ensemble der Staatsoper Rollen mit jeweils eigenen Biografien. Tenor José Simerilla Romero etwa spielt einen jungen Mann, der vehement die eigene Sterblichkeit verleugnet, Mezzosopranistin Monika Walerowicz ist eine Ordensschwester, die schon in früher Kindheit einen schrecklichen Schicksalsschlag erleiden musste, aber im Laufe ihres Lebens einen Weg für sich gefunden hat, damit umzugehen. Auch Sopranistin Barno Ismatullaeva und Bass Shavleg Armasi sowie Schauspieler:in Heinrich Horwitz verkörpern in der Hannoveraner Inszenierung Menschen unserer Gegenwart mit ihren jeweils ganz eigenen Erfahrungen mit der Vergänglichkeit.

Mit Texten von Martin Mutschler

In lateinischer Sprache mit deutschen Übertiteln
ca. 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause
Für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren

Musikalische Leitung James Hendry
Inszenierung Elisabeth Stöppler
Szenische Mitarbeit Felix Schrödinger
Bühne Katja Haß
Kostüme Gesine Völlm
Licht Elana Siberski
Chor Lorenzo Da Rio
Dramaturgie Daniel Menne

S Barno Ismatullaeva / Ani Yorentz
A Monika Walerowicz
T José Simerilla Romero
B Shavleg Armasi
X Heinrich Horwitz

Chor der Staatsoper Hannover,
Extrachor der Staatsoper Hannover,
Statisterie der Staatsoper Hannover,
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Messa da Requiem ist bis zum 21. Juni 2024 vor der Sommerpause sowie als Wiederaufnahme ab 14. September 2024 zu erleben. Der Vorverkauf für die Herbstvorstellungen beginnt am 19. Juni.
 

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