Beide Solisten interpretieren zunächst die Sonate g-Moll op. 5/2 für Klavier und Cello von Ludwig van Beethoven mit untrüglichem Gespür für formale Ausgeglichenheit. Reminiszenzen an Boccherini fallen besonders ins Gewicht. Die weitgespannte Adagio-Einleitung überrascht mit fantasievoller Harmonik. Dynamische und metrische Kontraste werden immer wieder minuziös herausgearbeitet. Vor allem das Rondo-Finale wird überaus erfrischend musiziert.
Von Robert Schumann erklingen die Fünf Stücke im Volkston op. 102 ausgesprochen poetisch und mit viel Feingefühl. Die Frische und Originalität dieser Komposition hat schon Clara Schumann begeistert - und die beiden Musiker betonen den leidenschaftlichen Charakter dieser Musik ausgezeichnet. Die schillernde Folge neuartiger Einfälle kommt hier in harmonisch vielschichtiger Weise zu Gehör.
Ausgesprochen eindrucksvoll werden zudem die Fünf Sätze für Violoncello und Klavier aus dem Jahre 2013 von Friedrich Cerha musiziert. Cerha zeigt sich auch hier stark von Alban Berg beeinflusst, dessen Oper "Lulu" er komplettierte. Der 2023 im 97. Lebensjahr in Wien verstorbene Friedrich Cerha war nicht nur ein Nachfahr der Schönberg-Schule, sondern auch ein Erbe von Franz Schubert, was man bei einzelnen Sätzen wie "Viertel - 120" oder "Toccatina-Viertel - 108" deutlich heraushört. Die Energie für Neues sticht bei dieser erfrischenden Interpretation deutlich hervor. Die beiden ersten und die beiden letzten Stücke sind mit Metronomangaben überschrieben. Neben formaler Logik überzeugt dabei vor allem der Sinn für intensive akustische Kürze, aber auch klangliche Stimmigkeit des Ablaufs.
Zum Abschluss interpretieren die beiden gut aufeinander abgestimmten Künstler noch sehr einfühlsam die Sonate D-Dur op. 78 für Cello und Klavier von Johannes Brahms - ein Werk, das Brahms für sein im Jahre 1879 verstorbenes Patenkind Felix Schumann schrieb. Dieses Werk ist eigentlich eine Violinsonate, die der Komponist und Dirigent Paul Klengel später für Violoncello und Klavier bearbeitete. Ein thematischer Auftakt zeigt sich bei der Entfaltung des Liedzitats schon im ersten Satz, wo das erste Thema in reizvoller melodischer Verwandlung im Seitensatz und in der Schlussgruppe erscheint. Die thematische Verknüpfung in der Durchführung sticht in all ihrer verblüffenden Kunstfertigkeit deutlich hervor. So kommt es zu einer konsequenten Motiv-Entwicklung bis zur abschließenden Coda. Besonders sensibel wird dann der zweite Adagio-Satz in Es-Dur musiziert, wo die "Singstimme" mit einer feierlichen Einleitung triumphiert. Und im marschähnlichen Mittelteil entwickelt sich im Cello eine neue Melodie. Das Finale umkreist in geheimnisvoller Weise die Tonart g-Moll. Erst allmählich wendet sich schließlich der Satz nach G-Dur. Das Liedzitat erklingt zuletzt in der Cellolage fast tröstlich und befreiend.