Diese Verse passten dann zur subtilen Harfen-Wiedergabe der "Arabesque" Nr. 1 in E-Dur op. 66 von Claude Debussy, wo Xavier de Maistre die freischwebenden diatonischen Arpeggien geradezu sphärenhaft betonte. Wie aus Schleiern zeichnete sich ein Quarten-Gebilde ab, das die Zuhörer ungemein betörte. Alles glitt in Triolen abwärts, das Schwerelose und Schwingende von Debussys Musik wurde ausgezeichnet erfasst.
Von Else Lasker-Schüler trug Martina Gedeck dann "Phantasie" vor, ein leidenschaftliches Gedicht, das Franz Liszts "Le Rossignol" S 250/1 nach einer Romanze von Alexander Alexandrowitsch Aljabjew sehr gut illustrierte. Die Geschichte "Die Nachtigall und die Rose" von Oscar Wilde ging ebenfalls unter die Haut, denn hier wird die Tragödie einer Nachtigall beschrieben, die sich für einen jungen Studenten aufopfert, der seiner Angebeteten eine Rose schenken will, die aber letztendlich gar nichts von ihm wissen will: "Gewiss ist die Liebe etwas Wunderbares..." Liszts bravouröse Arabesken und Kaskaden schienen diese Geschichte nuancenreich zu beschreiben.
Danach folgte "Im Traum", vier Gedichte aus dem Zyklus "Dichterliebe" von Heinrich Heine. Hier stand der Traum im Mittelpunkt von illusorischer Verklärung. Dazu passten dann die elektrisierenden Rhythmen von "Recuerdos de la Alhambra" von Francisco Tarrega, die Xavier de Maistre so filigran und graziös auf seiner Harfe hervorzauberte. Martina Gedeck las auch Auszüge aus "Licht und Schatten" von Albert Camus: "Die Welt dauerte fort..." Es handelt sich dabei um einen pragmatischen Blick auf den Tod.
Von Isaac Albeniz spielte Xavier de Maistre dann "Granada" aus der "Suite Espanola" op. 47/1, wo naturalistische Momente neben spanischen Tanzcharakteren hervorblitzten. Dazu war der elfenhafte Zauber von Joseph von Eichendorffs Gedicht "Mondnacht" eine faszinierende Ergänzung. Xavier de Maistre musizierte außerdem "Clair de lune" aus der "Suite bergamasque" von Claude Debussy, wobei die Harmonik ins Symbolische verfloss. Das Gewebe der melodischen Terzen wirkte sphärenhaft - und die Rückung von Des-Dur nach Fes-Dur besaß starken Klangfarbenreichtum.
Eine erstaunliche Nähe zu Goethes "Erlkönig" besaß das Gedicht "Die Elfen" von Charles-Marie Leconte de Lisle, dessen ergreifende Emphase Martina Gedeck sehr gut erfasste. Mit fantastischer Chromatik wartete danach die Komposition "Legende sur les Elfes de Leconte de Lisle" von Henriette Renie auf, die Xavier de Maistre als stimmungsvolle Untermalung zu dem zuvor gehörten Gedicht mit bewegenden Arpeggien darbot.
Viele "Bravo"-Rufe.