Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
SPIELTECHNISCHE RASANZ -- 6. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart unter Cornelius Meister im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGARTSPIELTECHNISCHE RASANZ -- 6. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart...SPIELTECHNISCHE RASANZ...

SPIELTECHNISCHE RASANZ -- 6. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart unter Cornelius Meister im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

am 16.6.2024

Ein abwechslungsreiches Programm präsentierte das Staatsorchester Stuttgart unter der inspirierenden Leitung von Cornelius Meister im Beethovensaal der Liederhalle. Gleich zu Beginn überzeugte die feurig-graziöse Interpretation der Sinfonie Nr. 9 C-Dur KV73/75a von Wolfgang Amadeus Mozart. Die individuelle Klangsprache stach deutlich hervor. Opern-Assoziationen ergaben sich dabei wie von selbst. Das stürmisch musizierte Allegro besaß hier einen elektrisierenden Durchführungsteil. Im Andante dominierte dann das reizvolle Frage- und Antwort-Spiel zwischen den Streichern und Flöten. Filigran wurde auch das sphärenhaft leicht daherkommende Menuett interpretiert. Das Allegro molto als Finalsatz fesselte als bewegend musiziertes Rondo, dessen Moll-Ritornell besonders gefiel.

Copyright: Sebastian Mare

Die begabte junge Stuttgarter Geigerin Mira Foron stand dann im Mittelpunkt des Konzerts für Violine und Orchester Nr. 1 in a-Moll op. 77 von Dmitri Schostakowitsch, dessen elegische Melodien bei dieser Wiedergabe besonders positiv auffielen. Das Staatsorchester Stuttgart begleitete die Solistin unter Cornelius Meister höchst einfühlsam. Das Nocturne im ersten Allegro-Satz faszinierte als berührendes Nachtstück mit bedrohlichen Klängen, wobei sich die Intensität von Mira Forons Violinspiel ständig steigerte. Im zweiten Scherzo-Satz verdichteten sich die Klangflächen, wobei die Violine energisch die Führung übernahm. Dies war auch bei der anschließenden Passacaglia des dritten Satzes der Fall, wo sich die Kadenz besonders intensiv einprägte. Und die finale Burlesque besaß strettahafte Brillanz und mitreissenden spieltechnischen Zugriff. Mira Forons Spiel begeisterte mit ausgelassen-überwältigender Virtuosität und elektrisierendem Feuer. Die Kühnheiten der Harmonik und die rhythmische Stoßkraft faszinierten die Zuhörer.

Als Zugabe spielte sie noch  das bewegende Adagio aus der Violin-Solosonate Nr. 1 von Johann Sebastian Bach. Vorhaltbildungen und Akkorde wirkten dabei als ruhende Pole.

Zum Abschluss überzeugte die dezente Wiedergabe der Sinfonie Nr. 5 in F-Dur op. 76 von Antonin Dvorak, wo das Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister das tönende Naturidyll  und die frohen Tanzweisen beschwor. Auch die melancholischen Stimmungen des zweiten Satzes wurden behutsam hervorgehoben. Im ersten Satz gipfelte der Ausflug ins Grüne in den erfrischend gespielten Signalen von Klarinetten und Flöten. Die böhmische Tanzweise konnte sich als Hauptthema  voll entfalten. Der zweite Andante-Satz beeindruckte vor allem mit seinem schwermütigen ersten und gelösten zweiten Thema. Und das Scherzo schloss sich mit dem Überleitungs-Rezitativ schwungvoll an. Der großartig-heldenhafte Aufschwung des Finalsatzes ging ebenfalls nicht verloren. Seine zunächst schwankende Stimmung gipfelte in einer hymnischen Schlusssteigerung.
 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNHEIMLICHE VERWANDLUNGEN -- "Der Untergang des Hauses Usher" mit dem Studiengang Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Wilhelma Theater Stuttgart

Sehr viele technische Tricks und faszinierende Einfälle besitzt diese gelungene Produktion des Studiengangs Figurentheater. In der suggestiven Regie von Stephanie Rinke können sich die gespenstischen…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUS DEM DUNKEL INS LICHT -- Neue CD: Die Würth Philharmoniker und Thomas Hampson (Bariton) bei hänssler Classic

Das dritte Album der Würth Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Claudio Vandelli präsentiert den berühmten US-amerikanischen Bariton Thomas Hampson. Die Würth Philharmoniker, die auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

NORDISCHE KLANGFARBEN -- Neue CD "Northern Colours" mit Felix Klieser (Horn) bei Berlin Classics erschienen

Im Zentrum des neuen Albums von Felix Klieser (Horn) steht das inspirierende Werk "Soundscape - A Walk in Colours" op. 118 von Rolf Martinsson, der 1956 in Schweden geboren wurde. Der Komponist hat…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche