Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger SchlossfestspieleMIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der...MIT RASANTEM SCHMISS --...

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

am 20.7. 2024/LUDWIGSBURG

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums Ludwigsburg unter der einfühlsamen Leitung von Benedikt Vennefrohne unter dem Titel "Little Brits" Musik aus Großbritannien. Von dem durch seine Nähe zur Volksmusik bekannt gewordenen Ralph Vaughan Williams erklang zunächst das elegische "Prelude" aus "49th Parallel". Anklänge an Ravel, Bruch und Holst waren hier herauszuhören. Es handelt sich um die Musik für den britischen Spielfilm "49th Parallel".

 

Copyright: Ludwigsburger Schlossfestspiele

Danach erklang die mitreissend gespielte Ouvertüre zu "The Pirates of Penzance" von Arthur Sullivan, wo die eingängigen Motive und Melodien hervorblitzten. Auch die Suite "London Every Day" von Eric Coates ist sehr berühmt geworden, aus ihr wurde der zweite Satz "Westminster" als geheimnisvolles meditatives Stück in bewegender Weise gespielt. Hier erklang der "Westminsterschlag". Bläser und Harfe intonierten feinnervig die bekannte Tonfolge des Big Ben am Elizabeth Tower des Westminster Palace. Zuletzt war noch die einfallsreiche "Petite Suite de Concert" op. 77 von Samuel Coleridge-Taylor zu hören, deren vier Sätze enthusiastisch, lyrisch und heiter wirkten.  Melodischer Überschwang beherrschte nicht nur "Le Caprice de Nannette", sondern auch "La tarantelle fretillante" und "Un sonnet d'amour". Von den Werken dieses Komponisten war auch das britische Königshaus angetan.

Höhepunkt war dann der Auftritt von Alondra de la Parra mit dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Jetzt ging es musikalisch nach Lateinamerika. Gleich zu Beginn sprühten bei "Tres Dancas para Orquestra" von Mozart Camargo Guarnieri die feurigen Funken der brasilianischen Folklore. "Danca Negra" begeisterte beispielsweise als düster-grimmiger Tanz. Von Astor Piazzolla war "Tangazo" als Variationen über Buenos Aires zu hören, wo elektrisierende synkopische Rhythmen immer wieder in reizvoller Weise aufblitzten. Die "Sinfonia India" des mexikanischen Komponisten Carlos Chavez zitiert Lieder der indigen-mexikanischen Ethnien Seri, Huichol und Yaki. Neben den hervorragend herausgearbeiteten thematischen Zusammenhängen betonte Alondra de la Parra Rhythmus, Tempo und Charakter der Harmonik sehr leuchtkräftig. Abrupte und kontrastierende dynamische Wechsel kehrten in Reprisen wieder. Das berühmte Liebesthema aus dem Filmklassiker "Der Pate" von Nino Rota ("The Godfather Love Theme") hatte es ebenfalls in sich. Und der atemberaubend schnelle Samba-Rhythmus des Tanzlieds "Tico Tico" des Brasilianers Zequinha de Abreu begeisterte die Zuhörer ungemein. Der Titel ist der portugiesische Name für die Morgenammer, einen frechen Vogel, der das gesamte Maismehl wegpickt und sich nicht verscheuchen lässt.

Leidenschaftlich musizierte das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele den dritten Satz aus der Sinfonie Nr. 3 in F-Dur op. 90 von Johannes Brahms. Etwas von träumerischer Nachtpoesie lag über der schönen Cello-Melodie mit ihrer halb unterdrückten Sehnsucht und Schwärmerei, die im Mittelteil fast in den schwebenden Schritt eines zärtlichen Tanzes fiel. Beim mitreissenden "Danzon No. 2" von Arturo Marquez erklang eine Melodie, die eine Art Hymne von Mexiko geworden ist. Fesselnder Rhythmus und leuchtkräftige Melodie gingen nahtlos ineinander über. Ähnlich explosiv kam "Huapango" von Jose Pablo  Moncayo daher. Und bei "Batuque" aus "Reisando do pastoreio" von Oscar Lorenzo Fernandez triumphierte zuletzt zum gewaltigen Feuerwerk ein afro-brasilianischer Rundtanz. Hier hörte man aus den Tiefen des Waldes einen dumpfen Tanzrhythmus - ganz so, wie es in der Partitur steht.

Riesenjubel von rund 7000 Festspielgästen auf der Festinwiese!
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑