Danach erklang die mitreissend gespielte Ouvertüre zu "The Pirates of Penzance" von Arthur Sullivan, wo die eingängigen Motive und Melodien hervorblitzten. Auch die Suite "London Every Day" von Eric Coates ist sehr berühmt geworden, aus ihr wurde der zweite Satz "Westminster" als geheimnisvolles meditatives Stück in bewegender Weise gespielt. Hier erklang der "Westminsterschlag". Bläser und Harfe intonierten feinnervig die bekannte Tonfolge des Big Ben am Elizabeth Tower des Westminster Palace. Zuletzt war noch die einfallsreiche "Petite Suite de Concert" op. 77 von Samuel Coleridge-Taylor zu hören, deren vier Sätze enthusiastisch, lyrisch und heiter wirkten. Melodischer Überschwang beherrschte nicht nur "Le Caprice de Nannette", sondern auch "La tarantelle fretillante" und "Un sonnet d'amour". Von den Werken dieses Komponisten war auch das britische Königshaus angetan.
Höhepunkt war dann der Auftritt von Alondra de la Parra mit dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Jetzt ging es musikalisch nach Lateinamerika. Gleich zu Beginn sprühten bei "Tres Dancas para Orquestra" von Mozart Camargo Guarnieri die feurigen Funken der brasilianischen Folklore. "Danca Negra" begeisterte beispielsweise als düster-grimmiger Tanz. Von Astor Piazzolla war "Tangazo" als Variationen über Buenos Aires zu hören, wo elektrisierende synkopische Rhythmen immer wieder in reizvoller Weise aufblitzten. Die "Sinfonia India" des mexikanischen Komponisten Carlos Chavez zitiert Lieder der indigen-mexikanischen Ethnien Seri, Huichol und Yaki. Neben den hervorragend herausgearbeiteten thematischen Zusammenhängen betonte Alondra de la Parra Rhythmus, Tempo und Charakter der Harmonik sehr leuchtkräftig. Abrupte und kontrastierende dynamische Wechsel kehrten in Reprisen wieder. Das berühmte Liebesthema aus dem Filmklassiker "Der Pate" von Nino Rota ("The Godfather Love Theme") hatte es ebenfalls in sich. Und der atemberaubend schnelle Samba-Rhythmus des Tanzlieds "Tico Tico" des Brasilianers Zequinha de Abreu begeisterte die Zuhörer ungemein. Der Titel ist der portugiesische Name für die Morgenammer, einen frechen Vogel, der das gesamte Maismehl wegpickt und sich nicht verscheuchen lässt.
Leidenschaftlich musizierte das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele den dritten Satz aus der Sinfonie Nr. 3 in F-Dur op. 90 von Johannes Brahms. Etwas von träumerischer Nachtpoesie lag über der schönen Cello-Melodie mit ihrer halb unterdrückten Sehnsucht und Schwärmerei, die im Mittelteil fast in den schwebenden Schritt eines zärtlichen Tanzes fiel. Beim mitreissenden "Danzon No. 2" von Arturo Marquez erklang eine Melodie, die eine Art Hymne von Mexiko geworden ist. Fesselnder Rhythmus und leuchtkräftige Melodie gingen nahtlos ineinander über. Ähnlich explosiv kam "Huapango" von Jose Pablo Moncayo daher. Und bei "Batuque" aus "Reisando do pastoreio" von Oscar Lorenzo Fernandez triumphierte zuletzt zum gewaltigen Feuerwerk ein afro-brasilianischer Rundtanz. Hier hörte man aus den Tiefen des Waldes einen dumpfen Tanzrhythmus - ganz so, wie es in der Partitur steht.
Riesenjubel von rund 7000 Festspielgästen auf der Festinwiese!