Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Game Over" - Schauspielperformance über die Gamifizierung von Gewalt von Studio Julian Hetzel - im Staatstheater Kassel "Game Over" - Schauspielperformance über die Gamifizierung von Gewalt von..."Game Over" -...

"Game Over" - Schauspielperformance über die Gamifizierung von Gewalt von Studio Julian Hetzel - im Staatstheater Kassel

Premiere: Mittwoch, 8. Mai, 17 - 21 Uhr, TiF – Theater im Fridericianum, Einlass ab 18 Jahren in Gruppen von maximal 8 Personen alle 15 Minuten

Game Over, konzipiert von Regisseur Julian Hetzel, ist ein Spiel. Ein Spiel mit Empathie und mit Kunst als Waffe, um einen Krieg zu führen, der Bilder schafft, die wunderschön und kaum auszuhalten sind. Ein Spiel, dass sich an der Wirklichkeit orientiert und dabei auf Menschen zielt, die bereit sind, für die Kunst zu sterben. Ein Spiel, bei dem das Publikum eingeladen ist selbst Hand anzulegen. Auge um Auge, Zahn für Zahn.

 

Copyright: Thomas Lenden

Game Over ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen des globalen Drohnenkriegs, wo die Trennlinie zwischen Täter:innen und Kompliz:innen, Zuschauer:innen und Augenzeug:innen, Feiglingen und Held:innen genauso verschwimmt wie die Grenze zwischen Fiktion und Realität.

Game Over bringt ein komplexes und hochaktuelles Thema auf die Bühne, um eine Sensibilisierung zu ermöglichen und um einen Raum für Dialog und Reflexion über die großen Fragen zum Krieg und Frieden zu eröffnen.

Der Kern von Game Over ist die Rekonstruktion der militärischen Erfahrung gamifizierten Tötens. Als Kronzeugen der Selbstausbildung an tödlicher Infrastruktur deckt das interaktiv eingebundene Publikum Analogien zwischen dem internationalen Drohnenkrieg und privaten Ego-Shooter-Unternehmungen auf, die an den Bildschirmen der Spielewelt seit Jahren immersive Erfahrungen bieten. Game Over ermutigt das Publikum, die eigene Verantwortung für Taten und Entscheidungen zu erkennen und bietet Einsichten in die Psychologie der Täter.

„Wenn Täter normale Menschen wie du und ich sind, bedeutet das auch, dass auch du und ich zu Tätern werden können.“ – Harald Welzer

Im Mittelpunkt der 2022 in Kassel gezeigten Arbeit All Inclusive stand die Auseinandersetzung mit kolonialen Perspektiven innerhalb des Kunstbetriebs sowie mit der Ästhetisierung von Gewalt. In Game Over am Staatstheater Kassel greifen Julian Hetzel und Performer, in Anlehnung an die bereits 2017 mit Dramaturg Miguel Angel Melgares entstandene performative Installation The Automated Sniper, erneut zentrale Themen ihrer Arbeit auf und adaptieren diese geschickt für das Kasseler Publikum. Der konsumistische Rausch, der auch die Kunstauktion bei All Inclusive prägte, wird in Game Over nicht vergessen oder verboten. Gemeint ist jenes gemeinschaftliche Gamifizieren von Gewalt, das hier als rauschhaft erlebte Counter-Strike-Befreiung vom Alltag angeboten wird.

Im militärischen Kontext feiert diese Dimension des entpersonalisierten Ego-Shooter-Spielens mit dem Einsatz von Drohnen einen fröhlichen Boom, allerdings nicht im Rahmen einer präzisen Kriegsführung, sondern im maßlosen Gebrauch dieser kostengünstigen und anonym auf Distanz tötenden Waffe.

In Game Over kommen Kunst und Krieg, Computerspiel und Theater zu einem künstlerisch-sozialen Experiment zusammen, in dem Sie frei entscheiden können, wie weit Sie zu gehen bereit sind.

Adaption für das Staatstheater Kassel

    Regie:
    Julian Hetzel
    Bühne und Technische Umsetzung:
    Aengus Havinga
    Vincent Beune
    Dramaturgie (KS):
    Elias Lepper
    Produktionsleitung:
    Franziska Niehaus
    Koordination und Organisation der Produktionsabläufe:
    Lena Düspohl
    Produktionsleitung Studio Hetzel (KS):
    Jitske Weijand
    Produktionsleitung Studio Hetzel (NL):
    Mareike van den Bosch
    theaterpädagogische Vermittlung:
    Elisabeth Müller

Mit: Marius Bistritzky, Johann Jürgens, Niek Vanoosterweyck und freien Performer:innen

Weitere Termine: 9./10./11./13./14./15./16. Mai, jeweils 17 – 21 Uhr, täglich ab 21 Uhr Nachgespräch mit dem künstlerischen Team
Hinweis zum Einlass: Zwischen 17 und 21 Uhr besteht alle 15 Minuten die Möglichkeit, in die Performance einzusteigen, Ein „Timeslot“ ist auf 8 Personen begrenzt.. Im  Anschluss kann beliebig lang im Zuschauerraum Platz genommen werden.

Nachgespräch: Ab 21 Uhr lädt das Team an jedem Tag zu einem Nachgespräch ein.
 Dramaturgie: Miguel Angel Melgares
    Maschinendesign: Hannes Waldschütz


   
 
 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 18 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DAS MARMORSTANDBILD LEHRT DAS GRUSELN -- "Don Giovanni" von Mozart im Theater HEILBRONN

"Don Giovanni glaubt vielleicht sogar an Gott, er will nur nichts von ihm hören, da dies sein Genussleben stören würde", meinte Bertolt Brecht. Don Giovanni kennt auch in der subtilen Inszenierung von…

Von: ALEXANDER WALTHER

HYSTERIE AM SPIELTISCH -- "Der Spieler" nach Dostojewskij von Sergej Prokofjew in der Staatsoper STUTTGART

In der suggestiven Inszenierung von Axel Ranisch wird die Geschichte ganz aus der Sicht Polinas als Stieftochter des Generals erzählt. Sie will ihren widrigen Lebensumständen unbedingt entfliehen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

TRÄUMERISCHE VISIONEN -- Neue CDs beim Label naïve: Brahms' Klavierkonzerte mit Herbert Schuch und den Bochumer Symphonikern

Für den rumänischen Pianisten Herbert Schuch gibt es keine Alternative zu den beiden Klavierkonzerten von Johannes Brahms. Keine anderen Konzerte würden die große Geste, virtuos dramatische…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMA UNTER DEM STERNENHIMMEL -- Puccinis "La Boheme" mit der Opernschule der Stuttgarter Musikhochschule im Wilhelma-Theater STUTTGART

In der Regie von Franziska Severin rückt die bewegende Geschichte der bitterarmen Frau Mimi deutlich in den Mittelpunkt. Sie ist wie Musetta auf der Suche nach dem Glück. Und die vier jungen Männer um…

Von: ALEXANDER WALTHER

Unbehaust - „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert im Schauspielhaus Düsseldorf

Beckmann ist einer von vielen, die aus Krieg und Gefangenschaft zurückkehrten in eine Welt, die nichts mehr mit dem ehemaligen Zuhause zu tun hat, wenn es dieses Zuhause faktisch überhaupt noch gab.…

Von: Dagmar Kurtz

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑