Game Over ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen des globalen Drohnenkriegs, wo die Trennlinie zwischen Täter:innen und Kompliz:innen, Zuschauer:innen und Augenzeug:innen, Feiglingen und Held:innen genauso verschwimmt wie die Grenze zwischen Fiktion und Realität.
Game Over bringt ein komplexes und hochaktuelles Thema auf die Bühne, um eine Sensibilisierung zu ermöglichen und um einen Raum für Dialog und Reflexion über die großen Fragen zum Krieg und Frieden zu eröffnen.
Der Kern von Game Over ist die Rekonstruktion der militärischen Erfahrung gamifizierten Tötens. Als Kronzeugen der Selbstausbildung an tödlicher Infrastruktur deckt das interaktiv eingebundene Publikum Analogien zwischen dem internationalen Drohnenkrieg und privaten Ego-Shooter-Unternehmungen auf, die an den Bildschirmen der Spielewelt seit Jahren immersive Erfahrungen bieten. Game Over ermutigt das Publikum, die eigene Verantwortung für Taten und Entscheidungen zu erkennen und bietet Einsichten in die Psychologie der Täter.
„Wenn Täter normale Menschen wie du und ich sind, bedeutet das auch, dass auch du und ich zu Tätern werden können.“ – Harald Welzer
Im Mittelpunkt der 2022 in Kassel gezeigten Arbeit All Inclusive stand die Auseinandersetzung mit kolonialen Perspektiven innerhalb des Kunstbetriebs sowie mit der Ästhetisierung von Gewalt. In Game Over am Staatstheater Kassel greifen Julian Hetzel und Performer, in Anlehnung an die bereits 2017 mit Dramaturg Miguel Angel Melgares entstandene performative Installation The Automated Sniper, erneut zentrale Themen ihrer Arbeit auf und adaptieren diese geschickt für das Kasseler Publikum. Der konsumistische Rausch, der auch die Kunstauktion bei All Inclusive prägte, wird in Game Over nicht vergessen oder verboten. Gemeint ist jenes gemeinschaftliche Gamifizieren von Gewalt, das hier als rauschhaft erlebte Counter-Strike-Befreiung vom Alltag angeboten wird.
Im militärischen Kontext feiert diese Dimension des entpersonalisierten Ego-Shooter-Spielens mit dem Einsatz von Drohnen einen fröhlichen Boom, allerdings nicht im Rahmen einer präzisen Kriegsführung, sondern im maßlosen Gebrauch dieser kostengünstigen und anonym auf Distanz tötenden Waffe.
In Game Over kommen Kunst und Krieg, Computerspiel und Theater zu einem künstlerisch-sozialen Experiment zusammen, in dem Sie frei entscheiden können, wie weit Sie zu gehen bereit sind.
Adaption für das Staatstheater Kassel
Regie:
Julian Hetzel
Bühne und Technische Umsetzung:
Aengus Havinga
Vincent Beune
Dramaturgie (KS):
Elias Lepper
Produktionsleitung:
Franziska Niehaus
Koordination und Organisation der Produktionsabläufe:
Lena Düspohl
Produktionsleitung Studio Hetzel (KS):
Jitske Weijand
Produktionsleitung Studio Hetzel (NL):
Mareike van den Bosch
theaterpädagogische Vermittlung:
Elisabeth Müller
Mit: Marius Bistritzky, Johann Jürgens, Niek Vanoosterweyck und freien Performer:innen
Weitere Termine: 9./10./11./13./14./15./16. Mai, jeweils 17 – 21 Uhr, täglich ab 21 Uhr Nachgespräch mit dem künstlerischen Team
Hinweis zum Einlass: Zwischen 17 und 21 Uhr besteht alle 15 Minuten die Möglichkeit, in die Performance einzusteigen, Ein „Timeslot“ ist auf 8 Personen begrenzt.. Im Anschluss kann beliebig lang im Zuschauerraum Platz genommen werden.
Nachgespräch: Ab 21 Uhr lädt das Team an jedem Tag zu einem Nachgespräch ein.
Dramaturgie: Miguel Angel Melgares
Maschinendesign: Hannes Waldschütz