Verletzlichkeit und gekränkter Stolz führen hier zu rasanten Dialogen voller Absurdität, frappierender Übertreibungen und groteskem Spielwitz: "Männer sind Tiere!" Der feministische Selbstanspruch von Olivia Öl ist allerdings gewaltig. Schließlich sieht man überall den Schwanz in riesigen Attrappen, einmal läuft sogar ein Filmausschnitt über Popeye. Es geht natürlich immer wieder um das Thema Liebe, das die beiden furiosen Darsteller Felix Jordan und Mina Pecik zusammen mit der grandiosen Stimme von Sylvana Krappatsch mit äusserster Virtuosität abarbeiten. Überall scheint die Vagina geleckt zu werden: "Die Vulva wird gewinnen!" Das seltsame Liebespaar übt sich hier in zahlreichen absurden Verrenkungen, individuellen Erfahrungen, Emotionen und Wahrnehmungen, die sich immer wieder verändern.
Handelt es sich hier nicht auch um ein lustiges Stück über Sex? Man gewinnt zumindest den Eindruck, denn die feministischen Ansichten von Olivia Öl werden ad absurdum geführt. Das Patriarchat scheint trotzdem aufrecht erhalten zu werden. Manches wirkt auch einfach aufgesetzt, wenn etwa über den ersten Orgasmus einer Zwölfjährigen philosophiert wird. In der rasanten Regie von Tom-Henry Löwenstrom (Bühne: Klara Kollmar; Kostüme: Katharina Weis) wähnt man sich oftmals an einem Filmset, einzelne Szenen scheinen herausgeschnitten zu werden. Die Kamera ist jedenfalls überall dabei und sorgt bei den Zuschauern für heftige Verwirrung.
Die Handlung mündet schließlich in einen Sexrausch, der das Publikum regelrecht überfällt und manchmal auch überfordert. Die Frauen und ihre Sexualität werden dabei aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Und das seltsame Paar entdeckt als Opium des Patriarchats die Liebe. Trotz allem wird postuliert, dass die Männer die Frauen als Gleichgestellte lieben sollen. Gleichzeitig sollen die Vorstellungen von der Liebe neu erfasst werden, was in der manchmal aus dem Rahmen fallenden Inszenierung nicht immer gelingt. Fazit: Männer müssen erst lernen, Frauen zu lieben. Aber Frauen müssen auch lernen, sich selbst zu lieben, sie müssen ihre Unterlegenheit verlernen.
Trotzdem gab es für die Darsteller zuletzt viel Applaus und zahlreiche "Bravo"-Rufe.