Isabel Schicketanz (Sopran), Alex Potter (Altus), Daniel Johannsen (Tenor) und Peter Harvey (Bass) waren die fulminanten Gesangssolisten, die sich gut in den polyphonen Rahmen einfügten. Die Cantus-firmus-Sequenzen stachen in reizvoller Weise hervor. Die vom Sopran einfühlsam vorgetragene Choralmelodie prägte sich tief ein. Der Bass fungierte würdevoll als Christi Stimme, der sein Motiv sehr dogmatisch sang. Dreiklang und kontrapunktische Finessen blitzten wirkungsvoll hervor. Die Solo-Violine brillierte einmal mehr mit Zweiunddreissigsteln und begleitete die Alt-Arie von Alex Potter elektrisierend. Die Tenorarie endete triumphal in E-Dur: "Gott hilft gewiss!"
Mit einem wunderbaren Eingangschor begann die Kantate "Wer da gläubet und getauft wird" zum Fest Christi Himmelfahrt, wo Hans-Christoph Rademann mit dem Ensemble die thematischen Verbindungen sehr präzis und wirkungsvoll betonte. Zwei Motive wurden in Form eines Quartensprungs facettenreich verarbeitet. Ein sphärenhafter Höhenflug begleitete die Bass-Arie, der Peter Harvey deutliches Pathos verlieh. Auch die Choralbearbeitung ließ die Qualitäten des Chors in bestem Licht erscheinen. Sopran und Alt ergänzten sich passend beim Lob Gottes. Und der Tenor brillierte mit punktierten Rhythmen und emphatischen Koloraturen bei den Worten "Glaube" und "Jesus".
Prälat i. R. Martin Klumpp führte dann in die nächste Kantate "Sie werden euch in den Bann tun" BWV 44 ein. "Die Kirche wird verachtet", betonte er. Aber zugleich ergänzte er: "Ich bin froh, dass Gott kein Diktator ist". Er sei bereit, den Menschen zu verzeihen. Obwohl Jesus Christus zum Tode verurteilt werde, trage er seine schwere Lage mit Zuversicht. Davon handelt auch Bachs eindrucksvolle Kantate, welche die Gaechinger Cantorey ergreifend interpretierte. Der antiphonale Wechsel von Chor und Instrumenten gelang hier besonders eindrucksvoll, kontrapunktische Sequenzen erschienen in Form kleiner Fugati. Insbesondere Sopran und Bass überzeugten mit arienartigen, leidenschaftlichen Kantilenen. Auch bei der anschließenden Alt-Arie konnte Alex Potter sein Publikum wiederum überzeugen. Und der Tenor gestaltete "Ach Gott, vom Himmel sieh darein" sehr intensiv und fesselnd.
Zum Abschluss begeisterte dann die kontrastreiche und dynamisch ausgewogene Wiedergabe der Messe in G BWV 236 von Johann Sebastian Bach, wo insbesondere der durchsichtig agierende Chor beim abschließenden Choral "Cum Sancto Spirito" mit bewegender Ausdruckskraft agierte. Im Jahre 1733 bewarb sich Bach um den Titel eines "kurfürstlich-sächsischen und königlich-pohlnischen" Hofkomponisten und schickte Teile der Komposition nach Dresden. Die G-Dur-Messe enstand im Jahre 1738. Die kontrapunktische Meisterschaft dieses Werkes wurde von der Gaechinger Cantorey unter Rademann voll erfasst. Gerade die erfrischende Lebendigkeit des Schluss-Teils kam nicht zu kurz.
Begeisterung und "Bravo"-Rufe. Gut herausgearbeitet war auch die fugenartige Entwicklung bei der Messe in G.