In seiner kurz nach der französischen Revolution erschienenen Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“ (1811), einer dramatischen Lovestory im Setting der Revolution, macht Heinrich von Kleist klare Fronten auf: „Weiss“ gegen „Schwarz“, Gut gegen Böse, Ordnung gegen Anarchie. Doch wie geht die Geschichte, wenn nicht eindeutig ist, wer Freund und wer Feind der Werte der Aufklärung ist?
In seinem neuen Stück widerspricht Necati Öziri den vermeintlich eindeutigen Positionen und mutet der Geschichte eine neue Ebene der Opposition zu, die eine heutige Diskussion über Gewalt und Gegengewalt erzwingt.
Nach der Inszenierung „Sweatshop – Deadly Fashion“ kehrt der Regisseur Sebastian Nübling mit einer Überschreibung der Kleist‘schen Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“ ans Schauspielhaus Zürich zurück. In seinem neuen Stück attackiert der Autor Necati Öziri die vermeintlich eindeutigen Positionen bei Kleist und provoziert eine alternative Perspektive auf Gewalt und Gegengewalt. Was wenn Freund und Feind nicht klar ersichtlich sind?
Necati Öziri, geboren 1988, hat Philosophie, Germanistik und Neuere Deut-sche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Sein Debütstück „Vorhaut“ wurde 2014 am Ballhaus Naunynstraße uraufgeführt. 2014 bis 2017 war er Dramaturg am Maxim Gorki Theater in Berlin und künstlerischer Lei-ter des Studio Я. Seit 2017 ist er Dramaturg beim Theatertreffen der Ber-liner Festspiele und leitet das Internationale Forum.
Sebastian Nübling, geboren 1960 in Lörrach, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim. Vor seiner Regielaufbahn war er Schauspieler und Musiker und lehrte als Dozent am theaterwissenschaftli-chen Institut der Universität Hildesheim. In den letzten Jahren inszenier-te er vorrangig am Theater Basel, an der Berliner Schaubühne, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen und an den Münchner Kammerspielen.
Sebastian Nübling arbeitet seit vielen Jahren regelmässig in Zürich und inszeniert häufig Uraufführungen zeitgenössischer Autoren wie Sibylle Berg, Händl Klaus oder Simon Stephens. Zuletzt entwickelte er am Schau-spielhaus Zürich die Produktion „Sweatshop – Deadly Fashion“ zu den Schat-tenseiten der globalisierten Modeindustrie und „In Formation“ über die Krise der Schweizer Medienwelt. Seine Arbeiten, die meist in Zusammenar-beit mit der Bühnenbildnerin Muriel Gerstner und dem Musiker Lars Wit-tershagen entstehen, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Mit „Die Verlobung in St. Domingo“ bringt Sebastian Nübling zum zweiten Mal ein Stück von Necati Öziri zur Uraufführung; 2017 feierte „get deutsch or die tryin’“ am Maxim Gorki Theater in Berlin Premiere (eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2018).
Eine Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin
Mit:
Maryam Abu Khaled
Dominic Hartmann
Kenda Hmeidan
Dagna Litzenberger Vinet
Falilou Seck
Regie Sebastian Nübling
Bühne Muriel Gerstner
Kostüme Pascale Martin
Musik Lars Wittershagen
Live-Kamera Robin Nidecker
Dramaturgie Anna Heesen
Licht Michel Güntert
Weitere Vorstellungen in der Schiffbau/Box:
5./10./16./23./24. April, 20:15 Uhr 22. April, 19:15 Uhr 2./8. Mai, 20:15 Uhr 5. Mai, 19:15 Uhr
Weitere Vorstellungen in Planung
Das Bld zeigt Heinrich von Kleist