Wie immer geht es bei Ruedi Häusermann um einen Theaterabend der poetisch, humorvoll und voller tiefsinniger Überraschungen steckt. In einem Raum, der aussieht wie eine Werkstatt, musizieren vier MusikerInnen des Henosode- Quartetts („Henosode“ ist Berndeutsch und heisst: so ist es eben).
Drei Herren, die Schauspieler Klaus Brömmelmeier, Matthias Neukirch und Herwig Ursin, führen hier ihre Versuche durch und werden dabei von vier MitspielerInnen bei ihren Forschungsarbeiten unterstützt. Die Forscher beschäftigen sich mit elementaren Kräften und ihren Wirkungen im Bereich des Theaters: Licht, Nebel, Feuer, Wind, Schall, Hebelwirkungen. Wie wandert eine Wolke? Wie kann man Menschen und Dinge zum Verschwinden bringen? Wie fängt man ein Echo ein? Es geht um Konzentration, Hingabe und die Entdeckungen, die man machen kann, wenn es kein Ziel gibt. Die Wechselwirkungen zwischen der Entfesselung dieser Kräfte auf der Bühne und der Musik (Kompositionen von Ruedi Häusermann) führen zu einer Kettenreaktion von Erscheinungen, Bildern, Beobachtungen. Es wird keine herkömmliche Geschichte erzählt, aber ein Strom von Ereignissen.
Das zweckfreie Spiel erfährt ganz zum Schluss die Anwendung in der Kunst der Illusion. Der Abend, der wie immer ein heimliches Konzert ist, gipfelt in einer Überraschung – in einer grob-feinen Hymne ans Theater. Ruedi Häusermanns Arbeiten sind künstlerische Forschungsreisen zwischen Theater und Konzert. Auf gezielten Umwegen wird das Unscheinbare, das Un-spektakuläre in diesen zarten und komischen Arbeiten unter die Lupe genom-men. Noch vor der Probenzeit beginnt in langen Phasen die Komposition und Themenfindung, woraus während der Proben ein poetischer, vieldeutiger Mik-rokosmos voller Humor und Hinwendung zum Detail entsteht.
Ruedi Häusermann, 1948 in Lenzburg geboren, studierte Ökonomie und klassi-sche Querflöte. Ausgehend von seiner engen Verbundenheit mit dem Jazz und der freien Improvisation entwickelte er erste szenische Arbeiten und be-gann damit, seine eigene theatrale Sprache im Zwischenraum von Konzert und Theater zu entwickeln. 1993 stellte er seine Musik mit seinem Soloprogramm „Der Schritt ins Jenseits“ erstmals in einen theatralen Zusammenhang. Der Maler Giuseppe Reichmuth und der Regisseur Christoph Marthaler gehören zu den wichtigsten künstlerischen Weggefährten des Komponisten, Regisseurs und Musikers. Ruedi Häusermann arbeitete u.a. am Theater Neumarkt in Zü-rich, am Theater Basel (Bayerischer Theaterpreis für „Das Beste aus: Das Menschliche Versagen (Folge I)“ 1999), an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, am Staatstheater Hannover, am Burgtheater Wien und bei den Münchner Opernfestspielen.
2010 kam am Schauspielhaus Zürich „Der Hodler“ zur Uraufführung und 2011 war im Rahmen der Zürcher Festspiele seine Stuttgarter Inszenierung „Randolph’s Erben: Blas- und Streichinstru-mente An- und Verkauf“ als Gastspiel im Schiffbau zu erleben. 2011/12 brachte er die Produktion „Vielzahl leiser Pfiffe. Umwege zum Konzert“ im Schiffbau, 2013/14 „Robert Walser“ im Pfauen und 2015/16 „piano forte – Über das Abschweifen der Gedanken beim Hören der Musik“ im Schiffbau zur Uraufführung. 2011 wurde Ruedi Häusermann mit dem Zürcher Kunstpreis aus-gezeichnet, 2018 mit dem Schweizer Theaterpreis.
Regie & Komposition Ruedi Häusermann
Bühne Bettina Meyer
Kostüme Sabine Hilscher
Licht Markus Keusch
Dramaturgie Viola Hasselberg
Mit: Benedikt Bindewald
Maike Bräutigam
Kathrin Brogli
Klaus Brömmelmeier
Josa Gerhard
Christoph Hampe
Sarah Hubrich
Oliver Truffer
Shane Lutomirski
Matthias Neukirch
Herwig Ursin
Weitere Vorstellungen in der Schiffbau/Box:
4./5./7./8./14./20./26./28. Februar und 1. März 20 Uhr
10./17. Februar und 3. März 19 Uhr