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LA JUIVE - Oper von Fromental Halévy in der Oper Frankfurt

Eine gespaltene Gesellschaft versucht, ihre inneren Konflikte zu überwinden. Gesucht wird: ein gemeinsamer Feind.

Copyright: Monika Rittershaus

Konstanz zur Zeit des Kirchenkonzils 1414: Der jüdische Goldschmied Éléazar wagt es, an einem christlichen Feiertag zu arbeiten, woraufhin eine Volksmenge ihn und seine Tochter Rachel im See ertränken will. Beschützt werden die beiden vom Reichsfürsten Léopold, der eine heimliche Liebesbeziehung mit Rachel führt. Als Léopold diese Verbindung beendet, klagt ihn Rachel öffentlich der Unzucht an. Kardinal Brogni verhängt daraufhin den Kirchenbann über Léopold, der genauso wie Éléazar und Rachel zum Tode verurteilt wird. Gibt es für die drei noch eine Chance zur Rettung?

Fromental Halévy vertrat die Ansicht, dass sich die Kunst nicht nur dem Wahren, Schönen und Guten, sondern immer auch politischen Fragen widmen solle. Als erster Komponist brachte er in La Juive das realistische Abbild einer jüdischen Lebenswelt auf die Opernbühne. Der historische Kontext des Konstanzer Konzils, bei dem die katholische Kirche ihr Schisma beendete und Kritiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ, diente Halévy als Spiegel seiner Gegenwart: Liberale und reaktionäre Kräfte standen sich im Frankreich der 1830er Jahre unversöhnlich gegenüber; Juden hatten zwar die rechtliche Gleichstellung erlangt, sahen sich im Alltag aber nach wie vor antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Damals wie heute stellt sich die Frage, wie in einer heterogenen Gesellschaft ein tolerantes Miteinander möglich ist.

Halévys Partitur erzeugt bereits in der Ouvertüre eine Tektonik, die lyrische Momente unversehens in destruktive Klangkaskaden umschlagen lässt. Die gegensätzlichen Motivationen der Figuren treten in großformatigen Arien hervor, finden aber nur temporär in der Harmonie des Ensemblegesangs zusammen: Es entsteht eine kollektive Gewaltspirale, deren blinder Hass sich schließlich gegen die eigenen Kinder richtet.

Text von Eugène Scribe
Uraufführung 1835, Opéra Le Peletier, Paris
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer

Musikalische Leitung
    Henrik Nánási
Inszenierung
    Tatjana Gürbaca
Bühnenbild, Licht, Animation
    Klaus Grünberg
Bühnenbildmitarbeit
    Anne Kuhn
Kostüme
    Silke Willrett
Kostümmitarbeit
    Carl-Christian Andresen
Video
    Nadja Krüger
Chor
    Tilman Michael
Dramaturgie
    Maximilian Enderle

Rachel
    Ambur Braid
Éléazar
    John Osborn
Léopold
    Gerard Schneider
Eudoxie
    Monika Buczkowska
Kardinal Brogni
    Simon Lim
Ruggiero
    Sebastian Geyer
Albert
    Danylo Matviienko

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester

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