Die Weltbank prognostiziert für das Jahr 2050, dass 216 Millionen Menschen aus Klimagründen auf der Flucht sein werden. Dürren, Überschwemmungen und Ackerland, das nicht mehr zu bewirtschaften ist, vertreiben Menschen innerhalb ihres Heimatlandes oder ins Exil. Dieses Exil liegt im globalen Norden, in Europa, in Deutschland. Die Menschen versprechen sich ein sicheres Leben für sich und ihre Familien, abseits von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen, und eine Perspektive in der neuen Heimat, Arbeit und ein soziales Umfeld. Niemand verlässt seine Heimat freiwillig, aber wenn es keine Aussicht auf Rückkehr gibt, ist das Exil die einzige Hoffnung.
Doch wie hilft der globale Norden – der Verursacher der Klimakrise – denjenigen, die am schlimmsten von ihr betroffen sind? Die Chancen, dass sie noch einzudämmen wäre, schwinden rapide dahin. Europa verkennt das Verursacherprinzip und schottet sich ab – es werden immer höhere Mauern und Zäune gezogen und Pushbacks auf dem Mittelmeer und an der Grenze zu Belarus gebilligt. Und wer es über alle Hindernisse bis nach Deutschland schafft, gerät in die Mühlen eines undurchsichtigen Asylsystems, das sich nach wie vor weigert, die Klimakatastrophe als Fluchtgrund anzuerkennen.
In 216 MILLIONEN kommen diejenigen zu Wort, die ihre Heimat verlassen mussten, da sie nicht mehr lebenswert ist. In einem Ensemble aus Geflüchteten und Schauspielerinnen und Schauspielern stehen sie gemeinsam auf der Bühne und konfrontieren politische Maßnahmen mit persönlichen Zeugnissen. Sie zeigen, was unser Lebensstil in anderen Teilen der Erde anrichtet und was das EU-Grenzregime bedeutet: ein staatlich geduldetes, finanziertes und organisiertes Massensterben.
Volker Lösch hat bisher über 100 Schauspiel- und Opern-Inszenierungen erarbeitet. Am Theater Bonn entstanden bisher u. a. die Arbeiten NATHAN, BONNOPOLY, FIDELIO und zuletzt RECHT AUF JUGEND. Mit seiner Dresdner Inszenierung DER TARTUFFE ODER KAPITAL UND IDEOLOGIE wurde er zum Berliner Theatertreffen 2022 eingeladen. In seinen Arbeiten bringt Lösch häufig Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher sozialer Gruppen mit professionellen Darstellerinnen und Darstellern zusammen. In den letzten Jahren intensivierte er die Arbeit mit Autorinnen und Autoren-Kollektiven. Mit Lothar Kittstein arbeitet er zum vierten Mal zusammen.
Die Uraufführung findet im Rahmen der Tage des Exils statt.
Regie: Volker Lösch
Bühne: Valentin Baumeister
Kostüme: Teresa Grosser
Licht: Max Karbe |
Dramaturgie: Jan Pfannenstiel
Mit: Mitgliedern des Schauspielensembles und Geflüchteten
Sophie Basse
Kayci Feyzi
Nadia Feyzi
Pizzar Stanley Pierre
Alois Reinhardt
Imke Siebert
Sadou Sow
Lydia Stäubli
Paul Michael Stiehler
Daniel Stock
Weitere Termine: 15., 28. September | 4., 12., 19., 26., 31. Oktober | 19. Dezember | 8. Januar