Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
HYMNE AN DIE FREUNDSCHAFT -- 3. Liedkonzert im Foyer der Staatsoper/STUTTGARTHYMNE AN DIE FREUNDSCHAFT -- 3. Liedkonzert im Foyer der Staatsoper/STUTTGARTHYMNE AN DIE...

HYMNE AN DIE FREUNDSCHAFT -- 3. Liedkonzert im Foyer der Staatsoper/STUTTGART

am 28.2.2024

Unter dem vielsagenden Motto "Es muss was Wunderbares sein" präsentierte Kai Kluge (Tenor) zusammen mit seiner Schwester Melania Ines Kluge (Klavier) Perlen der Unterhaltungsmusik. Dabei wurde vor allem an Komponisten erinnert, die wegen ihrer jüdischen Herkunft aufgrund des Drucks der Nationalsozialisten Deutschland verlassen mussten. Kluge ist davon überzeugt, dass die Operette unterschätzt wird. Zunächst erklang "Ein Lied geht um die Welt" aus dem Jahre 1933 von Hans May, mit dem Joseph Schmidt einst berühmt wurde. "Ich knüpfte manche zarte Bande" aus Carl Millöckers Operette "Der Bettelstudent" gefiel in der Interpretation Kai Kluges ebenfalls mit Strahlkraft und Klangfarbenreichtum. Melania Ines Kluge begleitete den Sänger höchst einfühlsam.

 

Copyright: Matthias Baus: Portrait Kai Kluge

"Ob blond, ob braun" von Robert Stolz aus dem Film "Ich liebe alle Frauen" (1935) zeigte Kai Kluge als einen Sänger, der viele Nuancen gleichzeitig beherrschte. Bei "Ich brech' die Herzen der stolzesten Fraun'n" (1938) von Lothar Brühne erinnerte Kai Kluge gar an den unvergessenen Heinz Rühmann. Nicht weniger charmant und ironisch interpetierte er dann "Ich küsse Ihre Hand, Madame" (1928) von Ralph Erwin. Bei "Es muss was Wunderbares sein" aus der Operette "Im weißen Rößl" von Ralph Benatzky imitierte Kai Kluge als Oberkellner keineswegs Peter Alexander, konnte die Rösslwirtin aber mit weichem Timbre und leuchtenden Kantilenen betören. "Heute Nacht oder nie" aus dem Film "Das Lied einer Nacht" (1932) von Mischa Spoliansky besaß in der Interpretation Kai Kluges eine erfrischende Aura. "Zwei Märchenaugen" aus der Operette "Die Zirkusprinzessin" von Emmerich Kalman verblüffte mit ungarischem Temperament, da war Paprika im Blut. Wiener Walzer, Csardas und Foxtrott blieben hier spürbar.

"Schau einer schönen Frau nie zu tief in die Augen" aus der Operette "Maske in Blau" (1937) von Fred Raymond besaß in der einfühlsamen Wiedergabe von Kai Kluge und Melania Ines Kluge eine erfrischende Nähe zu Schlagermelodien. "Frauen sind keine Engel" aus dem gleichnamigen Film von Theo Mackeben (1943) überzeugte in Kai Kluge Interpretation mit ironischer Nonchalance. "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n" (1942) von Michael Jary stimmte nachdenklich. "Abends in der Taverne" aus dem Film "Ein ganzer Kerl" (1939) von Werner Bochmann  beschloss in mitreissender Weise den ersten Teil des Konzerts, bei dem sich der Tenor von einem Oberkellner im prunvollen Foyer der Staatsoper mit Trollinger-Wein bedienen ließ.

Und auch beim zweiten Teil konnte dieses Liedkonzert das Publikum fesseln. Es war eine Hommage an die legendären Comedian Harmonists, wo neben Kai Kluge noch Michael Seiffert (Tenor), Marcel Brunner (Bassbariton), Florian Hartmann (Bass) und Daniel Pastewski (Bass) mitwirkten. Natürlich ragte hier "Veronika, der Lenz ist da" (1930) von Walter Jurmann heraus. "Mein kleiner grüner  Kaktus" (1934) von Bert Reisfeld im stimmungsvollen  Arrangement von Harry Frommermann und "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen" aus dem Film "Die Drei von der Tankstelle" (1930) zeigten das Ensemble in bestem Licht. Sehr ironisch intepretierten sie dann "In der Bar zum Krokodil" (1928) von Willy Engel-Berger. Im Arrangement von Erwin Bootz erklang "Lebe Wohl, gute Reise" (1934) von Rolf Marbot/Bert Reisfeld unsentimental.

"Guter Mond" aus dem Jahre 1851 von Karl Enslin (Arrangement: Harry Frommermann) bestach aufgrund harmonischer Durchsichtigkeit. "Irgendwo auf der Welt" aus dem Film "Ein blonder Traum" (1932), "Der Onkel  Bumba aus Kalumba" (1931) von Herman Hupfeld, "Wenn die Sonja russisch tanzt" (1934) von Edmund Kötscher sowie "In einem kühlen Grunde" (Arrangement: Erwin Bootz) von Friedrich Glück  (1932) waren weitere Höhepunkte dieses abwechslungsreichen Potpourris, das durch klangfarblichen Reichtum fesselte. Zuletzt begeisterte noch "Ein Freund, ein guter Freund" aus dem Film "Die Drei von der Tankstelle" (1930). Mit "Schöne Nacht" verabschiedete sich dieses bemerkenswerte Ensemble  sehr poetisch von seinem Publikum. Begeisterung, "Bravo"-Rufe  für diesen Liederabend in Kooperation mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑