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PASSAGEN, DIE TIEF BERÜHREN -- Neue CD: Anton Bruckners Messe f-Moll bei BR KLassik (Naxos)PASSAGEN, DIE TIEF BERÜHREN -- Neue CD: Anton Bruckners Messe f-Moll bei BR...PASSAGEN, DIE TIEF...

PASSAGEN, DIE TIEF BERÜHREN -- Neue CD: Anton Bruckners Messe f-Moll bei BR KLassik (Naxos)

Juni 2024

Wesentlich reicher und größer als die e-Moll-Messe ist Anton Bruckners zwischen 1867 und 1868 entstandene Messe in f-Moll, die ein vollbesetztes Orchester mit Posaunen fordert und dem Chor ein Solistenquartett gegenüberstellt. Nun ist die sehr überzeugende Aufnahme mit dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der inspirierenden Leitung von Mariss Jansons erschienen.

 

Copyright: BR Klassik (Naxos)

Das wie zerknirscht niedersinkende Thema des "Kyrie" erklingt hier zunächst geheimnisvoll im Orchester, in der Wärme der Streicher besitzt es aber einen versöhnlichen Zug. Er tritt dann im "Christe eleison", das von Solobass und Solosopran mit Stanislav Trofimov und Sally Matthews eindrucksvoll geführt wird, immer stärker hervor und wird zu freudiger Gewissheit. Wie eine bange Frage erklingt die "Kyrie"-Wiederholung.  Mit überschwänglichem Jubel lässt Mariss Jansons dann das gewaltige "Gloria" erstrahlen, das sich dynamisch dämpft. Zart umspielt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zusammen mit dem durchsichtig deklamierenden Chor das innige "Gratias agimus" - und sehr transparent wird das "Qui tollis" gestaltet. Das "miserere" klingt hier flehend.

Die großartige Fuge zu den Worten "in gloria Dei patris amen" gestaltet Mariss Jansons mit dem Ensemble ausgesprochen bewegend. Deren Thema kehrt am Schluss des "Agnus Dei" berührend wieder. Das einstimmige Thema des "Credo" besitzt bei dieser Aufnahme eine bemerkenswerte Leuchtkraft, die nie aufdringlich wirkt. Der Mittelabschnitt "Et incarnatus est" fesselt aufgrund seiner differenzierten Harmonik. Mystisch entrückt lässt Ilker Arcayürek die Worte des Solotenors erklingen, über denen die Solovioline meditiert. Holzbläser-Harmonien umspielen das göttliche Geheimnis unvergesslich. Die Huldigung an Maria und die erschütternde Klage um Leiden und Tod des Erlösers erreichen dabei eine große Intensität. Auch der große Ausbruch des "Et resurrexit" mit den weiteren Höhepunkten bei "ascendit" und "judicare" schaffen bei dieser Wiedergabe eindringliche Klangkontraste.  Erhaben lässt Jansons  das "Credo"-Thema wiederkehren.

Und die grandiose Schlussfuge "et vitam venturi saeculi. Amen" erweist sich in dieser Interpretation als ebenso robust wie hymnisch-überwältigend. Andachtsvoll erklingt das "Sanctus", das sich zu jubelnder Verkündigung erhebt ("Pleni sunt coeli"). Geradezu zart erscheint hier das "Benedictus", das in sphärenhaftem  Zauber anschwillt. Auch die "Osanna"-Passage reisst den Hörer unmittelbar mit. Das "Agnus Dei" steigert sich flehend. Und Mariss Jansons arbeitet mit dem konzentriert agierenden Ensemble das Thema des "Kyrie" und der "Gloria"-Fuge bei "dona nobis pacem" in berührender Weise heraus. Von den Gesangssolisten ist noch die Mezzosopranistin Karen Cargill mit ebenmäßigen Kantilenen zu erwähnen.  

Es ist eine Aufnahme, die den Hörer vor allem bei den leidenschaftlichen Streicherpassagen tief berührt. Diese Aufnahme ist Jansons' Vermächtnis, er verstarb Ende 2019, dem Aufnahmejahr dieser Messe.
 
 

 

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