Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
HARMONISCHES FEUERWERK MIT KOCHTOPF - 2. Kammerkonzert "Soiree francaise" im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGARTHARMONISCHES FEUERWERK MIT KOCHTOPF - 2. Kammerkonzert "Soiree francaise" im...HARMONISCHES FEUERWERK...

HARMONISCHES FEUERWERK MIT KOCHTOPF - 2. Kammerkonzert "Soiree francaise" im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

am 22.11.2023

Der Schwerpunkt Frankreich war diesmal beim Kammerkonzert des Staatsorchesters angesagt. Das Littmann Quintett mit Julia Köhl (Flöte), Nadine Bauer (Oboe), Frank Bunselmeyer (Klarinette), Christina Becker (Fagott), Susanne Wiedmann (Horn) und Stefano Vismara (Klavier) interpretierte zunächst das reizvolle Divertissement op. 6 von Albert Roussel. Einflüsse von Claude Debussy und Maurice Ravel waren dabei deutlich herauszuhören. Kontrapunktische Finessen und impressionistische Koloristik wechselten sich in reizvoller Weise ab. Auch neoklassizistische Anklänge blieben hier nicht verborgen. Chromatische Passagen besaßen eine stark elektrisierende Wirkungskraft. Insbesondere die schwebende Flöte kokettierte humorvoll mit der Grundtonart G-Dur.

 

Copyright: Liederhalle Stuttgart, Mozartsaal

Sehr überzeugend gelang Muriel Bardon (Violine), Doris Erdmann (Violoncello) und Yujin Bae (Klavier)  auch das wertvolle Klaviertrio g-Moll op. 3 von Ernest Chausson, der stark von Richard Wagner beeinflusst wurde. Das chromatisch absteigende Thema im ersten Satz fesselte aufgrund der intensiven Musizierweise. Die Hauptmotive blitzten dann im letzten Satz feurig auf.

Julia Köhl (Flöte), Madeleine Przybyl (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncello) gewannen Albert Roussels Trio für Flöte, Viola und Violoncello op. 40 aus dem Jahre 1929 viele Klangfarben ab. Das wirkte niemals akademisch, sondern erfrischend unkonventionell und deutlich neoklassizistisch. Die Sonatenhauptsatzform des ersten Satzes wurde in ihrer klaren Struktur voll erfasst. Und die dreiteilige Liedform A-B-A des zweiten Satzes mit seiner düster-melancholischen Stimmung überzeugte ebenfalls aufgrund der spieltechnischen Präzision und Leuchtkraft. Die Rondoform des dritten Satzes besaß bei dieser bewegenden Wiedergabe etwas Vitales und Ungestümes.

Das Littmann Quintett spielte die "Petite Suite" für Bläserquintett (bearbeitet von Gordon Davies) von Claude Debussy mit filigraner Lebendigkeit. Die Originalfassung für Klavier zu vier Händen stammt aus dem Jahre 1889. Die tänzerischen Elemente wurden hier ausgesprochen markant betont. Den Zauber der sanft dahingleitenden Barcarole konnte man nicht vergessen. Und auch die festlich glänzende Rhythmik von "Cortege" prägte sich tief ein. Serenadenhafte Lyrik beherrschte das "Menuet". In den ersten beiden Stücken ragten die Terzen facettenreich hervor. Gelegentlich fiel die kühne Harmonik auf. Ein elastisch federnder Schwung beherrschte das "Ballet" mit der springenden Bewegtheit des D-Dur-Mittelteils mit den punktierten Achtelrhythmen. Diskret betonte Synkopen und elastische Rhythmen wechselten sich immer wieder nuancenreich ab.

Zum Abschluss begeisterte "La Revue de Cuisine" des Roussel-Schülers Bohuslav Martinu. Es handelt sich dabei um eine humorvolle Liebesgeschichte zwischen einem Topf und einem Deckel. Neben den kontrapunktischen Spitzfindigkeiten, impressionistischen und neoklassizistischen Einflüssen sowie barocken und klassischen Formen fielen insbesondere die komplexen Rhythmuswechsel mit Offbeats auf, die die Ehekrise zwischen Topf und Deckel beschrieben. Zuletzt gab es ein rasantes Happy End. Der Tango symbolisierte dabei den "Liebestanz", wobei sich sogar ein Charleston meldete. Gedämpfte Trompeten erinnerten an Jazz-Musik. Frank Bunselmeyer (Klarinette), Christina Becker (Fagott), Martin Maier (Trompete), Kathrin Scheytt (Violine), Zoltan Paulich (Violoncello) und Stefano Vismara (Klavier) erwiesen sich hier als sehr gut aufeinander eingespieltes Team.

Begeisterter Schlussapplaus.
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

ERGREIFEND UND TIEFGRÜNDIG -- Bach-Kantaten mit der Gaechinger Cantorey im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Das vorletzte Konzert der Reihe "Vision Bach" stand unter dem Motto "Zum Himmel wandern". Unter der inspirierenden Leitung von Hans-Christoph Rademann musizierte die Gaechinger Cantorey zunächst die…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN HAUCH VON RENAISSANCE -- "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Kurt Weill und Bertolt Brecht in der Staatsoper STUTTGART

Die Inszenierung von Ulrike Schwab wartet mit einer Überraschung auf, denn das "Jüngste Gericht" von Michelangelo ist Teil des einfallsreichen Bühnenbildes von Pia Dederichs und Lena Schmid. Die…

Von: ALEXANDER WALTHER

BEWEGENDE VISUELLE STEIGERUNG -- Stuttgarter Ballett mit Tschaikowskys "Schwanensee" in der Staatsoper Stuttgart

Unsterblich ist die Choreographie John Crankos zu Peter Tschaikowskys "Schwanensee"-Ballett aus dem Jahre 1963 geworden, die jetzt wieder in Stuttgart zu sehen ist. In Bühnenbild und Kostümen von…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZAUBER DER PANFLÖTE --- Neue CD "Impressions" bei Dabringhaus & Grimm

Als eine "Liebe auf den ersten Blick" bezeichnet Sebastian Pachel seine erste Begegnung mit der Panflöte, wovon man sich bei dieser Einspielung überzeugen kann. Für die vorliegende Aufnahme…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM GESPENSTISCHEN NACHTZIRKUS --- "Das Rheingold" von Richard Wagner in der Staatsoper Stuttgart

Stephan Kimmig verlegt die Handlung von Wagners "Rheingold" in einen unheimlichen Nachtzirkus. Das merkt man schon gleich zu Beginn, wenn die Rheintöchter so ganz ohne Wasser Alberich verführen und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑