
Mit viel Klangsinn und Gespür für die Romantik betonten die Musiker Akkorde und Unisono-Phrasen der Einleitung. Das Seitenthema des Sonatensatzes strahlte in geheimnisvoller Weise auf die gesamten vier Sätze aus. Motivische Keimzellen entwickelten sich hier reizvoll über pochenden Bass-Vierteln. Violine und Viola griffen das Hauptthema dann in erfrischender Weise auf. Der Achtel-Rhythmus wurde ausgesprochen eindringlich gestaltet, das erste und zweite Thema blitzte hell auf. Lyrisch einprägsam und mit Fortissimo-Effekten zeigten sich immer wieder dynamische Kontraste. Im zweiten Satz kam es zu einer überwältigenden Darstellung der B-Dur-Romanze mit einem sehnsuchtsvollen Cellogesang. Allegro-Einschübe in b-Moll verhinderten das Abgleiten in Sentimentalität, Das scherzoartige Intermezzo überzeugte mit reizvollen Synkopen, die durch ein tänzerisches Trio abgelöst wurden. Im Finale tauchte dieser Synkopen-Gedanke wieder auf. Ein Saltarello-Zeitmaß beherrschte motorisch den Rhythmus.
Sehr originell waren dann die temperamentvoll gespielten "Seven Double Bass Duets" (1995) von Dave Anderson, wo Lars Jakob und Manuel Schattel (Kontrabass) um die Wette spielten. Das erste Stück "Kibbles & Kibbitz" war von Hunden inspiriert, die sich in ein seltsames Gespräch verwickelten. Dieser kuriose musikalische "Hundekuchen" besaß viel kontrapunktischen Feinschliff und Klangzauber. Die "Parade of the Politically Prudent Pigs" hatte es ebenfalls in sich. Hier ging es um Schweine, die wild über Politik debattierten, Ostinato- und Glissando-Passagen eingeschlossen. Im dritten Satz trieb dann der Kater Gustav sein Unwesen. "Blew Cheeze" endete als fünfter Satz in einem knisternden Blues. Und die abschließende "Rush Hour" gab einen harmonisch facettenreichen Einblick in den Straßenverkehr.
Zum Abschluss interpretierten Nicola Lolli (Violine), Veronika Unger (Violine), Jan Melichar (Viola), Laurens Groll (Violoncello) und Christoph Wiedmann (Schlagzeug) das Streichquartett mit Schlagzeug Nr. 2 op. 7 "Von den Affenbergen" aus dem Jahre 1925 des 1899 in Brünn geborenen jüdischen Komponisten Pavel Haas. Er war Schüler Leos Janaceks und wurde 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Entstanden ist dieses ungewöhnlich besetzte Werk nach einem Sommeraufenthalt in dem nahe Brünn gelegenen "Affenbergen". Das pulsierende Ostinato im ersten Satz "Die Landschaft" wurde hier überzeugend betont, es kreiste sphärenhaft um das Hauptmotiv. Im Mittelteil beeindruckte der Nachtigallengesang der ersten Violine. Und im zweiten Satz beschrieb Haas sehr bildhaft das Holpern einer Kutsche. Träumerisch und innig erschien das Largo beim dritten Satz "Der Mond und ich". Bewegung und Rhythmus explodierten dann im letzten Satz "Wilde Nacht", wo die Staccato-Attacken des Schlagzeugs hervorblitzten. Vor allem der synkopierte Rhythmus des Charleston erinnerte an Jazz-Elemente. Glissando-, Tremolo- und Pizzicato-Momente sorgten für harmonische Dichte.
Als Zugabe war noch "Running" des Kontrabassisten und Komponisten Stefan Schäfer zu hören - ein witziges kurzes Stück mit Pizzicato-Effekten.
Begeisterung, "Bravo"-Rufe.