Esther Dierkes (Sopran) war dann die einfühlsam deklamierende Sopranistin bei "L'invitation au voyage" für Sopran und Orchester von Henri Duparc, wo die thematischen Verflechtungen und Verbindungslinien facettenreich herausgearbeitet wurden.
Ein orchestraler Höhepunkt war die rasante Wiedergabe von Arthur Honeggers Tondichtung "Pacific 231", wo die musikalische Motorik ungeheure Steigerungen erfuhr, die der umsichtige Dirigent Roland Kluttig geschickt anheizte. Die leidenschaftliche Liebe für Lokomotiven zeigte sich dabei im Atemholen der Maschine im Stillstand. Vor allem das allmähliche Anwachsen der Geschwindigkeit wurde in hervorragender Weise herausgearbeitet. Das exakte Furioso erfuhr dabei eine geradezu überwältigende Präsenz. Honegger selbst meinte übrigens über diese Komposition, dass er eigentlich einen großen Choral mit Variationen komponiert habe. Genau dies konnte man bei der atemlosen Wiedergabe heraushören.
Auch die harmonische Durchsichtigkeit der Zwischenaktmusik Nr. 5 aus "Rosamunde" D 797 von Franz Schubert wurde vom Staatsorchester Stuttgart ausgesprochen überzeugend interpretiert. Insbesondere die Spannung freudiger Erwartung trat immer wieder bedeutungsvoll hervor.
Glühende Wildheit beherrschte dann den feurig musizierten Ungarischen Tanz Nr. 17 von Johannes Brahms, dessen thematische Vielgestaltigkeit stürmisch hervortrat. Der fetzig musizierte "Csardas" aus "Ritter Pasman" von Johann Strauss (Sohn) gelang dem Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Roland Kluttig ebenfalls vortrefflich.
Nach der Pause waren die "Tänze aus Galanta" von Zoltan Kodaly zu hören, wo die von der Volksmelodie bestimmte Harmonik in mehrerer Hinsicht triumphierte. Lyrische und poetische Sequenzen wurden dabei ebenso überzeugend nachgezeichnet.
Esther Dierkes (Sopran) bot dann eine hervorragende Interpretation von "Heia, heia! In den Bergen ist mein Heimatland" aus "Die Csardasfürstin" von Emmerich Kalman.
Ein weiterer orchestraler Höhepunkt war die Wiedergabe der "Rumänischen Rhapsodie" Nr. 1 in A-Dur von George Enescu, wo der Einfluss von Liszt und Dvorak deutlich hervorstach. Der Wechsel von raschem Vordersatz und tänzerischem Finale geriet dabei atemlos und schwungvoll. Neben französischen Einflüssen stachen die Grenzen der Tonalität immer wieder in reizvoller Weise hervor. Elegisch, elegant und geschmeidig zugleich kamen die Melodien daher. Enescu war kein Avantgardist, aber die Heimatmelodie ragte hier in imponierender Weise heraus.
Als Zugabe sang Esther Dierkes noch sehr ansprechend "Meine Lippen, die küssen so heiß" aus der Operette "Giuditta" von Franz Lehar, wo der melodische Strom die Zuhörer geradezu mitriss. Auch die Ungarischen Tänze von Brahms gefielen als weitere Zugaben.
Jubel, frenetischer Schlussapplaus.