
Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der souveränen Leitung von Ariel Zuckermann die Sinfonie Nr. 88 in G-Dur Hob. I:88 von Joseph Haydn. Auch Beethoven hat dieses abgerundete Werk aufmerksam studiert. Dem ersten Allegro mit der Adagio-Einleitung wurden die Stuttgarter Philharmoniker durch ihr präzises Spiel sehr gut gerecht. Die innere Spannung scharfer dynamische Kontraste kam nicht zu kurz. Das schlanke, anmutig-bewegliche Allegro-Thema wurde wunderbar getroffen. Locker wirbelten die Themen und Motive durch den Satz. Selbst die Seitengedanken besaßen Geist, Phantasie und erhabene Kunst. Bei der bezaubernden Durchführung ließen die Stuttgarter Philharmoniker unter Zuckermann deutlich werden, dass es hier witzige Ausflüge in entlegene Tonarten und federleichte Spiele mit Themenpartikeln gab. Scheinschlüsse und andere Effekte sorgten immer wieder für knisternde Spannung. Das klassisch ausgewogene Partiturbild strahlte deutlich hervor. Oboe und Cello gefielen im Largo mit einer reizvoll-eingängigen Melodie. Gravitätische Grazie beherrschte das Menuett mit leisen Paukenschlägen und dezenten Hornklängen. Im Trio entfaltete sich ein volksnahes Idyll. Das Final-Rondo kreiste dann mit viel Sinn für Humor um ein erfrischendes Thema voller Fröhlichkeit und Nonchalance, das in ein neckisches Spiel hineingeriet, sich aber geistvoll aus der Affäre zog.
Nach einem Grußwort von Staatssekretär Arne Braun vom Wissenschaftsministerium, der in Vertretung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach und die große Tradition der Violine in Baden-Württemberg betonte, war als Auftragswerk für den Wettbewerb das Stück "Feu d'artifice" für Violine solo von David Philip Hefti zu hören, das neben reizvollen Glissando-Passagen virtuose bis leise und romantische Passagen bot. Dynamische Kontraste und kräftige Passagen wechselten sich reizvoll ab. Jakow Pavlenko, der als 20jähriger Geiger den Sonderpreis des Wettbewerbs für die beste Interpretation des Auftragswerks erhalten hatte, musizierte dieses Stück wunderbar explosiv sowie mit eingängigen Kantilenen. Der Komponist dachte an einen dampfenden Kochtopf, was man bei diesem reizvollen Stück deutlich heraushörte. Diese Musik wirkte außerdem räumlich-perspektivisch, musikalische Motive entwickelten sich zu existenziellen Gefühlsäußerungen. Expressive Passagen verstärkten diesen Eindruck. Hefti studierte bei Wolfgang Rihm in Karlsruhe.
Zum Abschluss spielte die Preisträgerin Anna Im das Violinkonzert in d-Moll op. 47 von Jean Sibelius, das in "romantische Zeiten" des Komponisten entführte. Man begriff auch, warum die Finnen so glückliche Menschen sind. Dieses Werk aus dem Jahre 1903 brauchte allerdings lange, um sich durchzusetzen. Dass es aber im Thematischen recht eingängig ist, machte die hervorragende Wiedergabe von Anna Im deutlich. Das Allegro moderato wurde von der Solistin zusammen mit den Stuttgarter Philharmonikern unter Ariel Zuckermann mit dem sehr charakteristischen Hauptthema temperamentvoll eröffnet. Der rhapsodische Kadenzenreichtum blühte bei dieser überaus leidenschaftlichen Interpretation in meisterhafter Weise auf. Auch das zweite lyrische Thema berührte hier die Zuhörer sehr stark. Das dritte Thema wurde von den Stuttgarter Philharmonikern scharf umrissen interpretiert. Die frei entwickelte Durchführung zeigte ferner in der sensiblen Wiedergabe durch Anna Im Sibelius' Vorliebe für romantischen Gefühlsausdruck. Der kadenzfrohe Solopart wirkte sehr poetisch, virtuos, wirkungsvoll. Elegische Wärme beherrschte in bewegender Weise den zweiten Adagio di molto-Satz, wo Anna Im die weitgespannte Melodie ausgezeichnet herausarbeitete. Das rondoartige Allegro-Finale gestaltete sie ebenfalls großartig. Energisch und überaus tanzfroh kam das Thema daher. Die ausgesuchten Rhythmen rissen das Publikum mit. Herb und süß zugleich erklangen die Melodien.
Jubel, Begeisterung für dieses Preisträgerkonzert des 2. Internationalen Violinwettbewerbs der Guadagnini Stiftung.