Bei den expressiv gestalteten "Hölderlin-Fragmenten" von Hanns Eisler brannten sich die einzelnen Motive vielversprechend ins Gedächtnis. Neben klassisch-romantischen, impressionistischen und expressionistischen Einflüssen zeigten sich immer wieder freitonale und dodekaphonische Klänge. Selbst Einflüsse von Schlager und Blues waren bei einzelnen Nummern wie "An die Hoffnung", "Andenken", "Elegie 1943" oder "An eine Stadt" auszumachen.
Humorvoll und erfrischend gestaltete er dann zusammen mit der einfühlsamen Pianistin Rita Kaufmann acht Hafis-Lieder op. 5 von Gottfried von Einem, die in den 1940er Jahren entstanden sind. Erweiterte Tonalität und differenzierte Harmonik stachen bei einzelnen Liedern wie "Wahrlich, du bist ein kecker Dieb", "Wenn mein heißes Herz", "Ich Unglückseliger!" oder "Fort ist die Sonne! Fort ist alle Lust!" deutlich hervor. Der kunstvolle Einsatz moderner Stilmittel dominierte neben barocken Reminiszenzen und rhythmisch vieldeutigen Figuren immer wieder grell, was Moritz Kallenberg zusammen mit Rita Kaufmann musikalisch packend umsetzte. Motivwandel zeigte sich hier bis in Bereiche des Surrealismus, die Singstimme entwickelte sich bei Moritz Kallenberg aus dem natürlichen Sprachrhythmus.
Kontrapunktische Finssen, Klangfarbenreichtum und differenzierte Modalität fesselten zudem bei den "Hollywood-Elegien" aus dem Jahre 1942 von Hanns Eisler, der ja auch durch die Komposition der DDR-Hymne bekannt wurde. Hanns Eisler musste 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung und aufgrund seiner politischen Überzeugungen vor den Nazis fliehen. Die Motivreihen nach Texten von Bertolt Brecht ließen den Klangzauber der "Hollywood-Elegien" bei Nummern wie "Unter den grünen Pfefferbäumen" oder "Jeden Morgen" aufblühen.
Von Federico Mompou interpretierte Moritz Kallenberg "Combat del Somni", dabei konnte man die Faszination der iberischen Musik kennenlernen. Mompou komponierte ohne Taktstriche, Notensysteme, Phrasierungszeichen und akademische Regeln - er schrieb seine Klavierimprovisationen nieder, wie sie ihm gerade einfielen. Tiefe Sensibilität, poetischer Klangsinn und Anklänge an Debussy zeichneten diese Wiedergabe aus.
Die "Mörike-Lieder" aus dem Jahre 1888 von Hugo Wolf überzeugten ebenfalls aufgrund der gesanglichen Präzision und leidenschaftlichen Vortragsweise, die ebenso die Lust an kontrapunktischen Bildungen offenbarte. Die mit subtiler Chromatik erreichten Seelenschilderungen und die Darstellung intimer Ekstasen erreichten bei Kallenberg eine bewegende Leuchtkraft. Bei "Nimmersatte Liebe" oder "Verborgenheit" mischten sich sphärenhafte Klangflächen mit sinnlichem Sehnen.
Als Zugabe folgte noch das wunderbar schlichte "Gebet" von Hugo Wolf. Begeisterter Schlussapplaus. Dieses Konzert der Staatsoper erfolgte in Zusammenarbeit mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart.