Das Werden und das Gewordene dominierte bei dieser präzisen Interpretation im ersten Satz deutlich. Hier wird geschildert, wie Pan erwacht. Mit einem überaus kräftig gestalteten Wandermotiv, das im Unisono der Hörner vorgetragen wurde, setzte dieser Satz ein. Das Thema wurde schroff von einem herben Trompetenmotiv gestoppt. Andere Themen wurden stürmisch aufgegriffen und schließlich gipfelte alles in einem überaus sieghaft interpretierten Marsch.
Alles geschieht so unendlich geheimnisvoll und schmerzvoll,weil die leblose Natur Leben gewinnen will - das ist Mahlers Intention. Gerade auf diesen Aspekt legte das Freigeist Ensemble unter Joolz Gale besonderen Wert. Das Orchester wird sogar durch ein Klavier ergänzt. Im zweiten Satz überzeugte das liebenswürdig und sensibel musizierte Menuett, das Idyll "Was mir die Blumen erzählen". Das Scherzo des dritten Satzes "Was mir die Tiere im Walde erzählen" gewann bei dieser leuchtkräftigen Wiedergabe immer mehr klangfarbliche Reize. Das heitere Musizieren steigerte sich noch bei der Weise "Kuckuck hat sich zu Tode gefallen". Man vernahm deutlich Vogelrufe um das volksliedhaft schlichte Thema. Den idyllischen Charakter dieses Satzes unterstrich das Trio, wenn es das Posthorn eine gefühlvolle Volksweise blasen ließ. Sie verhallte geheimnisvoll wie in Waldesferne. Mit ungebändigter Kraft trat die Tierepisode wieder in den Vordergrund.
Hervorragend gestaltete die Altistin Sarah Connolly dann den vierten Satz "Was mir der Mensch erzählt" nach Nietzsche. Die Altistin sang hier geradezu schmerzlich vom Weh der Welt. Weich und warm blühte die Melodie bei der bewegenden Passage "Doch alle Lust will Ewigkeit" auf. Knaben- und Frauenchor zitierten einfühlsam die Verse des "Wunderhorn"-Liedes "Es sungen drei Engel einen süßen Gesang". Die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben gestalteten diesen Teil mit großer Intensität und Ausdruckskraft. Jesu Worte an den reuigen Sünder Petrus rückten ergriffen in ein jenseitiges Licht. Zarte Glockenklänge begleiteten den von freundlichem Humor erfüllten Satz.
Der letzte Satz "Was mir die Liebe erzählt" gewann einen immer größeren lyrischen Bogen, den das Freigeist Ensemble unter Joolz Gale unterstrich. Warm und ruhig breitete sich eine satte Streichermelodie aus. Reine und lichte Harmonie herrschte vor, drängte zur Ausgeglichenheit und Strahlkraft. Es ist erstaunlich, wie stark auch bei dieser Kammermusikfassung die sinfonischen Aspekte dieses eigentlich für 120 Musiker konzipierten Werkes zu Gehör kamen. Denn hier spielten nur 17 Musiker. Jubel, "Bravo"-Rufe.