Der einundzwanzigjährige Medizin- und Philosophiestudent Bertolt Brecht hat für seine Hochzeitsfarce die Gesellschaft seziermesserscharf beobachtet und seine Situationen mit sarkastischem Humor entworfen; der Einfluss seines Lehrers und Mitstreiters Karl Valentin ist deutlich spürbar. Das Werk wurde 1926, sieben Jahre nach seiner Entstehung unter seinem ursprünglichen Titel »Die Hochzeit« am Schauspiel Frankfurt uraufgeführt.
Eine Hochzeit – das muss ja qua Definition der schönste Tag im Leben des Brautpaares sein. Dazu will natürlich der Brautvater beitragen – und versucht während des Essens fortwährend Anekdoten aus früherer Zeit zu erzählen. Und damit fangen die Probleme an: Seiner Tochter sind die Geschichten genauso wie ihr Erzähler peinlich. Um ihn zum Schweigen zu bringen, berichtet sie den Gästen ihrerseits ausführlich, dass der Bräutigam persönlich das Mobiliar im Haus gebaut hat … Die ersten Risse tun sich auf, und die gespielte kleinbürgerliche Fassade kollabiert nach und nach. Es stellt sich heraus, dass die Braut heimlich schwanger ist, dass der Bräutigam eigentlich mehr als ein Auge auf eine andere Dame geworfen hat, und die Do-it-yourself-Stühle krachen nach und nach zusammen. Jedes Glas Wein, das zum Kabeljau gereicht wird, lässt die Eskalation voranschreiten, die Tafel wird das Hochzeitsfest ebenso wenig heil überstehen wie das Essen darauf. In der anwesenden Verwandtschaft ist jeder auf den anderen misstrauisch, und das hat seinen guten Grund. Immer mehr Gäste verlassen die Feier, und nicht einmal das Ehebett bleibt heil… Eine Hochzeit als Desaster, bei dem aber trotzdem herzlich gelacht werden darf!»Das Stück hat ja eigentlich keine Handlung«, erklärt Regisseurin Susanne Schmelcher, »man weiß vom ersten Augenblick an, was passieren wird«. Und deshalb ist die psychologische Komponente das Spannende, die Einsicht, dass die Firniss der gesellschaftlichen Konventionen dünn ist – ein bis heute aktuelles Thema.
Deswegen wird auch Komponistin Viola Kramer mit der Bühnenmusik psychologisch auf die Figuren eingehen und nicht eine bestimmte Epoche klanglich abbilden. Dabei werden sich die Schauspielerinnen und Schauspieler einmal mehr von ihrer musikalischen Seite zeigen.
Auch Bühnen- und Kostümbildnerin Christina Kirk, die zusammen mit Dramaturgin Laura Busch das vollständig weibliche Leitungsteam komplettiert, hat die Kostüme nicht auf eine bestimmte Zeit hin konzipiert, sondern auf die Typen im Stück. Brecht bezeichnet sie ja erst als »Die Braut«, »Der Freund« usw., und dann erst bekommen sie einen Namen. Christina Kirk ist auch dafür verantwortlich, dass der Hochzeitsgesellschaft am Ende buchstäblich die Decke auf den Kopf fallen wird …
Die Kleinbürgerhochzeit
von Bertolt Brecht
- Regie Peter Kleinert
- Bühne / Kostüme Christina Kirk
- Musik Viola Kramer
- Dramaturgie Laura Busch
- Vater Thomas Schneider
- Mutter Iris Albrecht
- Maria Léa Wegmann
- Ina Maike Schroeter
- Jakob Cornelius Gebert
- Sein Freund Oliver Niemeier
- Emmi Pia-Micaela Barucki
- Ihr Mann Amadeus Köhli
- Hans Mildner Cem Göktas
Vorstellungen Fr. 2. 3./ Fr. 16. 3.
Weitere Termine folgen
Karten Premiere: zwischen 19 € / ermäßigt 12 €
Karten weitere Vorstellungen: 15 € / ermäßigt 8€
Reservierung und Kauf an der Theaterkasse telefonisch: (0391) 40 490 490, online:
www.theater-magdeburg.de oder per Mail: kasse@theater-magdeburg.de
Bild: Bertolt Brecht