Wie kann man die Menschwerdung Gottes heute erzählen? Pasolini hatte Jesus als realistische, menschliche Figur inszeniert. Im italienischen Matera drehte er fast ausschließlich mit Laiendarstellern. Auch Fred Holland Day, einer der ersten Pioniere der amerikanischen Fotografie, inszenierte im Sommer 1898 auf einem Hügel mit Nachbarn aus seinem Wohnort Norwood eine Passionsserie. Er selbst übernahm die Rolle Jesu Christi – inspiriert hatte ihn dazu ein Besuch bei den Oberammergauer Passionsspielen.
Kay Voges, der seit 2010/11 Schauspielintendant am Theater Dortmund ist, inszeniert erstmals in Stuttgart und setzt sich in dieser Produktion mit dem Matthäus-Evangelium, Bachs Passionen und der Verfilmung von Pier Paolo Pasolini auseinander. Erzählt wird der Ur-Mythos des Neuen Testaments an der Schnittstelle von Theater- Film- und Videokunst, indem er die vielschichtigen ästhetischen Mittel in den Dienst einer packenden Erzählung stellt, die sich am Ende des Abends in jedem Betrachter unterschiedlich zusammensetzt. So zeigt er parallel zur Passionsgeschichte das „Live-Making-of“ der Inszenierung selbst und beschreibt wie die Bilder, die einen überwältigen, hergestellt werden. Größenwahnsinnig, inspirierend, berührend, heftig sind die Adjektive, mit denen die Arbeit von Voges am besten beschrieben werden kann. Erst 2017 wurde seine Dortmunder Produktion Die Borderline Prozession zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
- Regie: Kay Voges
- Bühne: Michael Sieberock-Serafimowitsch
- Director of Photography: Voxi Bärenklau
- Kostüme: Mona Ulrich
- Musik: Paul Wallfisch
- Video: Robi Voigt
- Live Kamera: Tobias Dusche, Daniel Keller
- Ton-Angler: Max Brunner, Eva Dörr
- Live-Ton-Sampling: Philipp Roscher
- Dramaturgie: Anna Haas, Jan Hein
- Besetzung:
Manolo Bertling, Christian Czeremnych, Julischka Eichel, Paul Grill, Berit Jentzsch, Ferdinand Lehmann, Marietta Meguid, Peer Oscar Musinowski, Abak Safaei-Rad, Holger Stockhaus, Rahel Ohm, Inga Behring, Kim Vanessa Földing, Milan Gather, Nurettin Kalfa, Philippe Thelen, Christopher Vantis