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FRAU EMMA KÄMPFT IM HINTERLAND von Ilse Langner - Württembergische Landesbühne Esslingen

Premiere am Samstag, 13. Januar 2018 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus.

Ilse Langners Stück schildert eindringlich die Lage der Bevölkerung im letzten Winter des Ersten Weltkriegs. Die heute fast vergessene Autorin stellt in ihrem 1928 mit großem Erfolg uraufgeführten Stück dem Kampf der Soldaten an der Front den Kampf der Frauen in der Heimat – gleichberechtigt – gegenüber.

 

Drei lange Jahre schon dauert der Erste Weltkrieg. Die Begeisterung ist längst dahin. Lebensmittel und Kohlen gibt es nur mit Marken und ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. Während die Männer in den Schützengräben kämpfen, versuchen die Frauen in der Heimat so etwas wie einen Alltag zu bestreiten. Um ein wenig Geld zu verdienen, vermietet sie ein Zimmer an Herrn Meinhart vom Brotmarkenamt – ein unangenehmer Kerl mit Klumpfuß und ein Schieber. Speck gegen Sex ist seine Devise. Als ihre kleine Tochter Ursel an der Hungergrippe erkrankt, geht Frau Emma tatsächlich mit ihm ins Bett. Ursel ist bald wieder gesund und Frau Emma schwanger. Die Frage nach der Moral verändert sich schlagartig für alle. Aber auch wenn sich eine Überlebende wie Lotte, die vorher „Jungmädchenideale im Herzen“ trug, inzwischen prostituiert, und sich Paula als Hamsterin selbstständig gemacht hat, ist Solidarität unter den Frauen nicht in Sicht.

In „Frau Emma kämpft im Hinterland“ stellt Ilse Langner dem Kriegserlebnis der Soldaten die Erfahrungen der Frauen an der Heimatfront entgegen. Sie zeigt, wie in bestimmten Momenten Prostitution, Abtreibung, körperliche Hingabe zu einem
fremden Mann, Recht auf ein Kind auch ohne Ehemann akzeptabel sein können. Das ist erstaunlich mutig und modern. Dabei geht es ihr vor allem um die Selbstbestimmung der Frau, aber nicht in einem ausschließenden Sinne gegen den Mann.

Kammerspielartig schildert Ilse Langner in Form einer zeitlosen Parabel verschiedene Menschen- und Frauentypen wie etwa die Starke, die Heilige oder die Hure. Dabei gelingt es ihr, einerseits den historischen Umständen gerecht zu werden, andererseits aber auch eine Distanz zu halten, die uns ihre Sichtweise nahe rückt.

Ilse Langner, 1899 in Breslau geboren und 1987 in Darmstadt gestorben, ist eine der ersten deutschen Dramatikerinnen, die mit Frauen in den Hauptrollen die brennendsten Gegenwartsfragen auf die Bühne gebracht hat. Sie war eine Intellektuelle und eine gute Beobachterin der Welt um sie herum. „Frau Emma kämpft im Hinterland“ – ihr erstes Stück, welches sie mit 29 Jahren schrieb – wurde am 4. Dezember 1929 am Berliner Theater „Unter den Linden“ aufgeführt; ihr zweites Stück wurde von Max Reinhardt inszeniert. Als Dramatikerin hatte sie in der Weimarer Zeit großen Erfolg, bis Goebbels 1933 die Weiterarbeit an ihrem vierten Stück „Amazonen“ als „zersetzendes Schrifttum“ verbot. Danach wurde sie nicht mehr beachtet, auch wenn sie weiter schrieb. In ihren folgenden Theaterstücken hörte sie nie auf, mutig zu sein: Sie bekannte sich zum Leben, gegen den Krieg, gegen atomare Zerstörung, gegen todbringende Wissenschaft, gegen die Bevormundung der Frauen. Sogar die griechischen Sagen schrieb sie neu aus der Sicht der Frau. Ihr berühmtestes Stück, „Die Heilige aus USA“ über die Gründerin der Christian Science, verursachte einen Theater-Skandal. Ilse Langner schrieb insgesamt 33 Theaterstücke, 10 Romane und viele Reiseberichte und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse im Jahre 1974. Wenn man ihre Theaterstücke aus heutiger Sicht betrachtet, die meistens umstrittene Themen von brennender Aktualität aus der ungewöhnlichen Perspektive der Frauen aufgreifen, weiß man, dass diese Autorin nach einer notwendigen Wiederentdeckung verlangt.

Regie: Laura Tetzlaff / Bühne & Kostüme: Marion Eisele /
Musik: Timo Willecke / Dramaturgie: Anna Gubiani

Besetzung: Frau Emma Müller (Kristin Göpfert), Ursel, ihre 7jährige Tochter (Mia Jeiter / Paula Steimann), Feldwebel Müller (Benjamin Janssen), Major Starke (Ralph Hönicke), Frau Major Starke (Gesine Hannemann), Fräulein Lotte, ihre Tochter (Lara Haucke*), Meinhart, Zimmerherr bei Frau Emma (Florian Stamm), Paula, Dienstmädchen bei Starkes (Stephanie Biesolt), Schwester Ingeborg vom Roten Kreuz (Bettina Franke)

*Schauspielabsolventin (4. Jahrgang) der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg

Weitere Vorstellungen in Esslingen: 16.1., 16.2., 21.2., 3.3., 14.3., 24.3.

 

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