Friedrich Schillers historische Dramen waren für die italienische Oper des 19. Jahrhunderts häufig ideale Vorlagen. In seiner 1800 uraufgeführten „Maria Stuart“ steht der Konflikt der englischen Königin Elisabeth I. mit ihrer schottischen Halbschwester Maria Stuart im Mittelpunkt. Mit wenigen Änderungen konnte Giuseppe Bardari aus diesem Schauspiel ein Libretto entwickeln, und eine schöne und unglückliche Heldin ist im Belcanto ohnehin die ideale Titelfigur.
Ungewöhnlich reizvoll waren für Gaetano Donizetti (1797–1848) zwei gleichgewichtige weibliche Hauptrollen, auch wenn die Konfrontation zweier Diven bei der Uraufführung zu einigen Konflikten führen sollte. Nach zahlreichen, auch politischen Querelen im Vorfeld feierte „Maria Stuarda“ am 30. Dezember 1835 Premiere an der Mailänder Scala. Aufgrund der Indisposition der Hauptdarstellerinnen blieb der Erfolg jedoch aus und erst seit seiner Wiederaufführung in Donizettis Heimatstadt Bergamo 1958 ist dieses Werk regelmäßig auf den Spielplänen zu finden. Seine packende Musik, in der sich sowohl die Dramatik des Konfliktes als auch die Einsamkeit der eingekerkerten Maria spiegelt, zählt zu dem Schönsten, was Donizetti je komponiert hat.
Maria Stuart wurde in Schottland der Beihilfe zum Mord an ihrem Gatten angeklagt und nach ihrer Flucht in England inhaftiert. Seit 18 Jahren wartet sie auf ein Urteil durch Elisabeth I., die sich trotz Drängen ihres Beraters Lord Cecil nicht durchringen kann, über ihre Halbschwester das Todesurteil zu verhängen. Freisprechen kann sie Maria aber auch nicht, da diese dann erneut Ansprüche auf die englische Krone geltend machen könnte. Graf Leicester, der in Maria verliebt ist, legt bei der Königin ein gutes Wort für sie ein und bringt sie gar dazu, einem Treffen zuzustimmen. Allerdings ist er so unvorsichtig, seine Leidenschaft durchblicken zu lassen, und für Elisabeth, die wiederum den Grafen liebt, wird der Konflikt damit persönlich. In der Konfrontation wirft sie Maria Heuchelei vor, schließlich habe sie Schuld am Tod ihres Gatten. Maria wiederum beschimpft die Königin als „Bastard“, der widerrechtlich auf dem Thron sitze. Schlussendlich unterschreibt Elisabeth das Todesurteil und Maria wird hingerichtet.
Der flämische Regisseur Guy Joosten, der an der Deutschen Oper am Rhein zuletzt Verdis „Don Carlo“ inszenierte, ist ein Spezialist für die Werke des Belcanto, wie u.a. seine Interpretationen von „Lucia di Lammermoor“ und „Lucrezia Borgia“ in Brüssel zeigten. Die packenden Konflikte und Machtspiele in Donizettis Oper setzt er im Team mit dem Bühnenbildner Roel Van Berckelaer in Szene.
Adela Zaharia gibt ihr Debüt als Maria Stuarda und erobert sich nach „Lucia di Lammermoor“ eine weitere Titelpartie im anspruchsvollen Belcanto-Fach. Seit sie im Sommer 2017 in gleich zwei Kategorien Placido Domingos „Operalia“-Wettbewerb gewann, ist sie nicht nur als Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein erfolgreich, sondern auch eine international gefragte Sopranistin. Im spannenden Duell der beiden Frauen steht ihr Maria Kataeva als englische Königin Elisabetta I. gegenüber. Sie gewann 2016 den internationalen Gesangswettbewerb „Die Meistersinger von Nürnberg“ und begeistert an der Deutschen Oper am Rhein u. a. als Angelina in „La Cenerentola“, Wellgunde im „Ring des Nibelungen“ und das Kind in „L’Enfant et les Sortilèges“. Als Roberto, Graf von Leicester gastiert der georgische TenorShalva Mukeria an der Deutschen Oper am Rhein; die weiteren Partien sind mit Richard Šveda (Lord Guglielmo Cecil), Bogdan Taloş (Giorgio Talbot) und Karina Repova (Anna Kennedy) aus dem Ensemble besetzt.
Tragedia lirica in drei Akten nach Friedrich von Schiller – Libretto von Giuseppe Bardari
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
- Musikalische Leitung: Lukas Beikircher
- Inszenierung: Guy Joosten
- Bühne: Roel Van Berckelaer
- Kostüme: Eva Krämer
- Licht: Stefan Bolliger
- Chorleitung: Gerhard Michalski
- Dramaturgie: Bernhard F. Loges
In der Opernwerkstatt am Donnerstag, 13. November, um 18 Uhr geben Adela Zaharia (Maria Stuarda) und die Repetitorin Dagmar Thelen im Gespräch mit Dramaturgin Anna Grundmeier Einblick in die Produktion. Im Anschluss sind die Besucher im Opernhaus zur Bühnenorchesterprobe eingeladen. Der Eintritt ist frei.
„Maria Stuarda“ im Opernhaus Düsseldorf: Mi 19.12. – 19.30 Uhr (Premiere) / Sa 22.12. – 19.30 Uhr /
So 30.12. – 15.00 Uhr / Mi 02.01. – 19.30 Uhr / Fr 04.01. – 19.30 / So 06.01. – 15.00 Uhr / Sa 09.02. – 19.30 Uhr
Infos & Karten überwww.operamrhein.de, Opernshop Düsseldorf (Tel. 0211.89 25 211) und Theaterkasse Duisburg (Tel. 0203.283 62 100).