William Forsythes Ensemblestück »The Second Detail« (1991) bricht das traditionelle Ballett-Vokabular auf und erweitert es durch rhythmische wie auch geometrische Verschachtelungen. Dagegen experimentiert Sharon Eyals »Half Life« (2017) mit der sinnlich pulsierenden Gruppendynamik eines sich kontinuierlich neu formenden Schwarms, der im Sog einer minimalistischen Techno-Kollage zu versinken scheint. Den Schluss des Dreiteilers bildet Nacho Duatos assoziatives Ballett »White Darkness« (2001), das seine Protagonistin auf der Suche nach Freude und Hoffnung vom leichtsinnigen Spiel mit Drogen, in eine Abhängigkeit und schließlich in eine unkontrollierbare Sucht geraten lässt, in deren düsterer Abwärtsspirale sie sich am Ende verliert. Weitere Details rund um diese Produktionen liefert Ballettdramaturgin Regina Genée.
Der mehrteilige Abend des Semperoper Ballett bietet eine emotionale Tour de Force durch die jüngere Tanzgeschichte. Der Abend beginnt mit »The Second Detail«, einem modernen Klassiker aus dem Jahre 1991 von William Forsythe (*1949), der virtuos die Formen- und Bewegungssprache des klassischen Balletts an die Grenzen des Gleichgewichts und der Raumorientierung treibt. Mit »Half Life« von 2017 stellt sich die israelische Choreografin Sharon Eyal (*1951) zum ersten Mal in der Semperoper mit einer ihrer dem Anschein nach direkt einer Techno-Nacht entsprungenen, energiegeladenen Arbeiten vor. Den Abschluss bildet die aus Trauer um seine verstorbene Schwester geschaffene Choreografie »White Darkness« des Spaniers Nacho Duato (*1957) aus dem Jahr 2001. Ein Requiem voller Schmerz und Hinwendung zu einem Menschen, der den Glauben an die Liebe verloren hat und das Vergessen sucht. Ein intensiver Abend, der den Tanz als Ausdruck von Formwille, Lebensfreude wie auch tiefstem Mitgefühl feiert.
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass während des Ballettabends »White Darkness«, insbesondere im zweiten Teil »Half Life« (Dauer ca. 45 Minuten), ein Lärmpegel von 85 dB, kurzfristig auch 95 dB, überschritten wird. Darüber hinaus können Basstöne in einem niedrigen Frequenzbereich zu körperlich spürbaren Schwingungsbelastungen führen.
THE SECOND DETAIL
Choreografie, Bühnenbild und Licht William Forsythe
Musik Thom Willems
Kostüme Issey Miyake , Yumiko Takeshima
Bühnen- und Beleuchtungseinrichtung Tanja Rühl
Einstudierung Laura Graham
Mit Kanako Fujimoto , Chantelle Kerr , Sangeun Lee , Courtney Richardson , Susanna Santoro , Ayaha Tsunaki , Gustavo Chalub , Marco Giombelli , Joseph Gray , Gareth Haw , Skyler Maxey-Wert , Rodrigo Pinto , Francesco Pio Ricci
Tänzerin im weißen Kleid Duosi Zhu
HALF LIFE
Choreografie Sharon Eyal
Co-Choreografie Gai Behar
Musik Ori Lichtik
Kostüme & Maske Rebecca Hytting
Licht Alon Cohen
Einstudierung Clyde Emmanuel Archer
Mit Tänzerin im weißen Kleid Duosi Zhu
Alejandro Azorín , Anthony Bachelier , Thomas Bieszka , Francesca Cesaro , Gustavo Chalub , Aidan Gibson , Johannes Goldbach , Jenny Laudadio , Swanice Luong , Anicet Marandel , Casey Ouzounis , Nastazia Philippou , Madison Whiteley
WHITE DARKNESS
Choreografie Nacho Duato
Musik Karl Jenkins
Bühnenbild Jaffar Chalabi
Kostüme Lourdes Frías
Licht Joop Caboort
Einstudierung Gentian Doda
Mit Christian Bauch , Svetlana Gileva , Alejandro Azorín , Ilaria Ghironi , SeoHyeon Jeong , Kristóf Kovács , Skyler Maxey-Wert , Nastazia Philippou , Francesco Pio Ricci , Zarina Stahnke
Musik vom Tonträger
Weitere Aufführungen im Juni, Juli und September 2023 laut Spielplan.