Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Heinrich von Kleists letztes Drama »Prinz Friedrich von Homburg« in der Schaubühne am Lehniner Platz BerlinHeinrich von Kleists letztes Drama »Prinz Friedrich von Homburg« in der...Heinrich von Kleists...

Heinrich von Kleists letztes Drama »Prinz Friedrich von Homburg« in der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin

Premiere ist am 14. November 2023, 19.30 Uhr­ ­ ­ ­ ­ ­

Vor der Schlacht von Fehrbellin (1675): Durch ein Traumerlebnis verwirrt, verpasst der Prinz von Homburg, Reitergeneral des Kurfürsten von Brandenburg, die Befehlsausgabe und greift gegen alle Order zu früh ins Gefecht ein. Obwohl er die Schlacht gewinnt, verurteilt der Kurfürst ihn nach Strenge des Kriegsrechts zum Tode. Homburg fleht um sein Leben. Der Kurfürst ist zur Begnadigung bereit, wenn Homburg meint, »ein Unrecht sei ihm widerfahren«.

 

Copyright: Gianmarco Bresadola, Vorabfoto

Heinrich von Kleists letztes, 1809/10 entstandenes Drama zieht sein Konfliktpotential aus den Gegensätzen, die sich aus der Befehlsverweigerung Homburgs ableiten: individuelle Freiheit und Staatsräson, Gefühl und (militärische) Gehorsamspflicht. Held oder Außenseiter? Sinnverwirrter Träumer oder Traumatisierter? Homburg ist ein von Widersprüchen Zerrissener, der seine innere Weltvorstellung nicht mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen weiß. Ist es unmöglich, wie es Ingeborg Bachmann formulierte, »Offizier und Mensch zugleich zu sein«?

»Dir muß ich jetzt einen Gedanken mitteilen, indem ich nicht fürchten darf, daß er Dich so tief, so schmerzhaft erschüttern wird, als mich. (…) Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün – und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint. Ist das letzte, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nicht mehr.« (Heinrich von Kleist)

Jette Steckel, 1982 in Berlin geboren, ist Hausregisseurin am Thalia Theater Hamburg. Sie inszenierte am Schauspiel Köln, am Burgtheater Wien, an verschiedenen Opernhäusern und regelmäßig am Deutschen Theater Berlin. Für ihre Inszenierung von »Nachtblind« von Darja Stocker wurde sie von der Zeitschrift Theater heute zur Nachwuchsregisseurin des Jahres 2007 gewählt. »Gerettet« von Edward Bond wurde 2008 mit dem Eysoldt -Preis für junge Regisseure, »Romeo und Julia« von William Shakespeare 2015 mit dem Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet. 2017 gewann sie mit »Das achte Leben (Für Brilka)« von Nino Haratischwili den Rolf-Mares-Preis, mit »Das mangelnde Licht« 2023 abermals den FAUST. »Prinz Friedrich von Homburg« ist ihre erste Inszenierung an der Schaubühne.

 Regie: Jette Steckel
Bühne: Florian Lösche
Kostüme: Pauline Hüners
Musik: Mark Badur
Choreografie: Dominika Knapik
Video: Zaza Rusadze
Dramaturgie: Bettina Ehrlich
Licht: Erich Schneider

Mit: Jule Böwe, Holger Bülow, Stephanie Eidt, Bastian Reiber, Renato Schuch, Alina Vimbai Strähler, Axel Wandtke

Mi 15.11.
19.30
Do 16.11.
19.30
Fr 17.11.
19.30
Do 07.12.
20.00
Fr 08.12.
18.00
Mit mobilen Übertiteln auf Englisch
So 10.12.
20.00
Mo 11.12.
20.00
Di 12.12.
20.00
Mit mobilen Übertiteln auf Englisch

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

REISE INS UNGEWISSE -- "Amerika" von Franz Kafka im Schauspielhaus Stuttgart

"Du bist noch ein Kind, Roßmann" - so lautet die Feststellung in Franz Kafkas unvollendet gebliebenem Roman "Amerika", der auch den Titel "Der Verschollene" trägt. Es ist der einzig heitere,…

Von: ALEXANDER WALTHER

PACKEND UND KONTRASTREICH -- Dmitri Schostakowitschs 4. Sinfonie mit dem Hochschulsinfonieorchester der Musikhochschule Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Dmitri Schostakowitsch zog seine vierte Sinfonie nach der Hauptprobe in der Leningrader Philharmonie zurück. Er war damals Anfeindungen als "Formalist" ausgesetzt, die vor allem von Stalin ausgingen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

BESEELUNG MECHANISCHER BEWEGUNGEN -- Les Ballets de Monte-Carlo im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Les Ballets de Monte-Carlo gastierte mit Jean-Christophe Maillots "Coppel-I.A." in Ludwigsburg. Die Uraufführung fand 2019 im Grimaldi Forum in Monaco statt. Die Geschichte von Leo Delibes'…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIF UND ABGEKLÄRT -- Stuttgarter Philharmoniker mit Mozart und Bruckner in der Liederhalle STUTTGART

Leider fand die konzertante Aufführung von Puccinis "Madame Butterfly" aufgrund der Erkrankung des Chefdirigenten Dan Ettinger nicht statt. Es gab eine Programmänderung. Gleich zu Beginn faszinierte…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE SONNE ALS EINHEIT -- "Sonne/Luft" von Elfriede Jelinek im Kammertheater Stuttgart

Sonne und Luft stehen im Mittelpunkt dieses vielschichtigen Stücks von Elfriede Jelinek, das den Irrungen und Wirrungen des Menschen nachgeht. Der Umgang mit der Umwelt und dem Klimawandel spielt in…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑