Von niemandem (wirklich) gelesen, erntet das Mammutwerk „Zettel‘s Traum“ von Arno Schmidt doch immer wieder Bewunderung in Deutschland, denn seit seinem Erscheinen 1970 gilt es als „Gipfel aller literarischen Esoterik und Hermetik“. Dabei ist eigentlich nur die spießige deutsche Provinz der 1960er Jahre porträtiert: Paul und Wilma Jacobi sind mit der 16-jährigen Tochter Franziska zu Besuch beim Freund der Familie, Daniel Pagenstecher, der sich – englischer Philologe wie Paul selbst – auf den amerikanischen Dichter und Gruselgeschichten-Fabulierer Edgar Allan Poe spezialisiert hat. Man isst, geht spazieren, philosophiert und pseudo-wettstreitet um die beste Ausdeutung von Leben und Werk Poes. Und eine erotische Verführung Daniels durch Franziska zwischen den Einmachgläsern wird gerade noch vermieden, so dass sexuelle Höhepunkte nur in wahnwitzigen Traumphantasien aller vier Platz finden.
Schmidts „Zettel‘s Traum“-Konstellation bietet nun den Rahmen für eine musiktheatralische Inszenierung von Motiven aus Werken von Poe, so beispielsweise „Das verräterische Herz“, „Grube und Pendel“ und auch der berühmte „Rabe“. Wie schon bei der ersten Produktion dieser Reihe, „Ovids Geschichten“ in 2021, wird auch bei „Zettels Traum“ die Musik eine Zeit- und Genrereise darstellen vom Liedschaffen John Dowlands über den Jazz des späten 20. bis zur zeitgenössischen Musik des 21. Jahrhunderts.
Intendant Francis Hüsers konzipierte und inszenierte dieses Stück, Sophia Lindemann und Annabell Maria Schmidt gestalteten Bühne und Kostüme, Lukas Ludwig, Jan Michelbach das Licht, Gilles Welinski die Choreographie und Rebecca Graitl wirkte als Dramaturgin. Auf der Bühne agieren Ralf Grobel, Kristina Günther, Kenneth Mattice, Elizabeth Pilon sowie Shotaro Kageyama, Evgeny Selitsky (Violine), Ursina Staub (Viola), Reinis Apsitis (Violoncello), Atsuhiko Iwabuchi (Kontrabass), Tomasz Zawierucha (Gitarre/Laute), Volker Reichling (Schlagwerk).
Die Produktion „Zettels Traum“ gehört zum Projekt „Jede*r Schüler*in ins Theater Hagen“, innerhalb dessen, finanziert vom Theaterförderverein Hagen e.V., (Schul-)Gruppen ein kostenloser Besuch einer der Vorstellungen dieses Werkes ermöglicht wird (Kontakt: gruppen@theaterhagen.de).
Weitere Vorstellungen: 4.9. und 11.9.2022 (jeweils 18.00 Uhr)
Einführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
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Reservierungen und Karten an der Theaterkasse (dienstags bis freitags von 10.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 10.00 bis 15.00 Uhr sowie eine Stunde vor Vorstellungsbeginn), per Telefon (02331 / 207-3218), per E-Mail (theaterkasse@stadt-hagen.de) oder online über die Webseite (www.theaterhagen.de).