Auf einer Fotografie aus dem Jahr 1907 versammelt sich eine Menschenmenge im Süden Ruandas zu einer magischen Veranstaltung vor einem kleinen Apparat auf einem Tisch. Hinter dem Tisch ein Beamter der deutschen Kolonialverwaltung. Der Trichter ist auf die Musiker*innen neben dem Tisch gerichtet. Eine Maschine, die den Schall einsaugt, die Stimmen und die Musik in die Wachswalzen ritzt.
Die Musiker*innen in Bujumbura und Berlin nutzen die Wachswalzenaufnahmen der Musiker*innen von 1907, um ihre eigene Komposition zu entwickeln.
Wer den Aufnahmeknopf drückt, hat die Macht. Durch Wiederholungen werden Klänge, Musik und Sprache Teil der Identität. Die Bühne wird zu einem klingenden Verhandlungsraum: Wem gehört was und wer gehört wohin? Wer nimmt wen (in sich) auf, als Fremdes oder als Eigenes? BUZZING BRIDGE sendet, schwingt und findet Neuland in der gemeinsamen Musik zwischen Berlin und Bujumbura.
SOUNDING SITUATIONS erarbeitet Kompositionen und inszeniert Situationen, die Musik und Narration in Verbindung setzt. Seit 2014 entwickelt das Kollektiv Formate zwischen Musiktheater, Hörspiel und Live-Konzert. In verschiedenen Aufnahmesettings werden Instant Composition, Samples und Sprache durch Live-Editing zusammengebracht. Sounding Situations kombiniert alte und neue Technik: Tonbänder, Transducer, Radioübertragung, aber auch digitale Liveverarbeitung, mobile Lautsprecher und Kontrabass – bei den Live-Formaten ist die theatrale Maschinerie mobil und bewegt sich durch die bespielten Räume.
Sounding Situations sammelt im Rechercheprozess tradierte Geschichten, Musikaufnahmen, Sprach- und Klangfragmente und begibt sich auf die Entdeckungsreise nach dem Fremden im Eigenen, um die Grenze zwischen dem Vertrautem und dem Unbekanntem zu verschieben.
Oft bilden Interviews die Grundlage für das sprachliche Material. In Kollaborationen mit internationalen Künstler*innen waren die Sounding Situations an Filmarbeiten, Choreografien, an Ausstellungen, Literatur und Theater beteiligt. Ihre eigenen Arbeiten präsentierten sie in Deutschland, Italien, Ruanda, Burundi, Brasilien, Kanada, Belgien und Israel.
Konzept: Sounding Situations
Berlin
Regie, Komposition, Text: Milena Kipfmüller, Jens Dietrich, Klaus Janek
Musiker*innen: Sofia Borges, Michael Thieke, Klaus Janek, Milena Kipfmüller Performance: Katharina Meves, 1key
Bühne, Video: TÒ SU (Martina Mahlknecht, Martin Prinoth)
Kostüme: Anja Ruschival
Technik und Lichtdesign: Chris Umney
Produktionsleitung: Fabia Mekus
Assistenz: Janka Kenk
Bujumbura
Regie: Josué Mugisha
Performance: Claudia Munyengabe, Alain Kay Butoyi, Josué Mugisha, Laura Sheila Inangoma
Technische Leitung: Davy Joel Ishimwe
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa Mit freundlicher Unterstützung des Theaterhaus Berlin-Mitte. In Kooperation mit Kultur Büro Elisabeth gGmbH.
Termine
Sa, 12.11.22 20 Uhr
So, 13.11.22 16.30 Uhr
So, 13.11.22 20 Uhr
Mo, 14.11.22 20 Uhr
Veranstaltungsort
St. Elisabethkirche
Invalidenstraße 3
10115 Berlin