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Deutsche Erstaufführung: MADAME KÖPENICK Komödie von Guy Helminger, Vagantenbühne Berlin

Premiere am Mittwoch, 08. Juni 2022, um 20.00 Uhr

Wilhelm Voigt, der "Hauptmann von Köpenick", starb vor 100 Jahren, am 3. Januar 1922, in Luxemburg. Dass er 1906 als Hauptmann verkleidet mit gutgläubigen Soldaten in das Rathaus von Köpenick eindrang und die Stadtkasse raubte, ist als Köpenickiade in die deutsche Sprache eingegangen und ist wohl am bekanntesten in Carl Zuckmayers Theaterstück von 1931 überliefert. Die Berliner Geschichte wurde zum Volksmythos, aber wie ging es weiter mit der Person Voigt? Ganz modern versuchte dieser, nach seiner Entlassung, Geld mit seinem plötzlichen Ruhm zu verdienen, produzierte eine Grammofonaufnahme, veröffentlichte Postkarten und ein Erinnerungsbuch, ging auf große Tournee und verkaufte Autogramme.

 

Copyright: Bohumil KOSTOHRYZ

Als Voigt im Jahr 1909 nach Luxemburg kam, war er bereits 60 Jahre alt und hatte insgesamt 30 Jahre im Zuchthaus verbracht. Eigentlich war er nur auf der Durchreise, aber hier machte er, nach seinem Auftritt, Bekanntschaft mit einer jungen Witwe: Frau Émilie Blum-Bernier. Rasch wohnte er zur Miete bei Frau Blum. Luxemburg war ein neutrales Land und gewährt ihm Sicherheit vor den deutschen Behörden. Doch dass er seine letzten Lebensjahre dortblieb, dabei spielte diese Frau sicher eine wichtige Rolle. Ohne sie hätte der gelernte Schumacher wohl nie in Luxemburg Fuß gefasst. Sie war Dreh- und Angelpunkt, er selbst in alten Strukturen verfestigt.

Während es über Frau Blum so gut wie keine persönlichen Aufzeichnungen gibt – ein kurzes Interview mit der sogenannten "Madame Köpenick" fand im Jahre 1935 statt – weiß man von Voigt, dass er gerne weiterhin in seiner erfundenen Uniform durch die Straßen lief. Hatte er die Bedeutung seiner Geschichte und den Grund seines Ruhms wirklich verstanden? Offensichtlich hatte er das Herz eines Darstellers, dem die Rolle wichtiger war, als die Wirklichkeit.

Der Luxemburger Autor Guy Helminger hat eine zeitgenössische und vielschichtige Beziehungskomödie über das Paar und seine Zeit geschrieben. Eine Zeit, die es in sich hat: Der 1. Weltkrieg, das Aufkommen der Suffragetten und des Feminismus, Erfindungen, die Spanische Grippe, Angst vorm Halley’schen Kometen, eine immer globalisiertere Öffentlichkeit ... – eine Zeit, die der unsrigen in vielerlei Hinsicht erstaunlich nah ist.

Als Koproduktion der Vagantenbühne Berlin und des Kasemattentheaters Luxemburg wird MADAME KÖPENICK  zunächst am 12. Januar 2022 in Luxemburg uraufgeführt und feiert am 03. Juni 2022 Premiere in Berlin.

mit

Brigitte Urhausen
Michael Schrodt

Autor Guy Helminger
Regie  Kay Wuschek
Bühne & Kostüme  Dagmar Weitze
Videoinstallation  Ernest Thiesmeier
Assistenz  Sara Goerres

Weitere Vorstellungen
09.06. / 10.06. / 11.06. um 20.00 Uhr

Informationen & Karten: Tel: 030/ 313 12 07 oder www.vaganten.de
Kartenpreise: 22,- €/ ermäßigt 8,- €

 

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