Deutschland 1937: Der Zweite Weltkrieg hat noch nicht begonnen, die Vernichtungsmaschinerie des Holocaust ist noch nicht an ihrem Höhepunkt angelangt, doch das Land befindet sich bereits mitten in der nationalsozialistischen Diktatur, die Minderheiten und Oppositionelle in Konzentrationslagern mundtot macht. Sieben politische Häftlinge sind aus dem fiktiven KZ
Westhofen, angelehnt an das reale KZ Osthofen, geflohen. Manche sterben unterwegs, andere werden gefasst und sollen an eigens dafür errichteten Kreuzen erhängt werden. Eines bleibt frei, denn Georg Heisler gelingt die Flucht in niederländische Exil. Unterwegs trifft er auf Spitzel und Denunzianten, Freund*innen und Helfer*innen. Immer wieder steht die Gewissensfrage im Raum: Wie viel Menschlichkeit ist man bereit, im Angesicht des Schreckens zu zeigen?
In der Fassung von Regisseurin Katja Langenbach treten von den ursprünglich in »Das siebte Kreuz« angelegten 130 Personen noch über 20 auf der Bühne auf. Sie werden in wechselnden Rollen von sechs Magdeburger Ensemblemitgliedern verkörpert. Langenbach legt Wert darauf, die Tiefe der Erzählung sowie die Vielschichtigkeit der Figuren beizubehalten. Ihre Fassung ist ein echtes Ensemblestück, in dem alle Spieler*innen gemeinsam den Roman erzählen, betont sie.
Dazu gehört für sie, gemeinsam die Umgebung der Protagonisten — die Gesellschaft — genau
zu analysieren.
Bühnen- und Kostümbildnerin Hella Prokoph hat mit einer Architektur aus Gitterstäben eineMetapher für die Lebensrealität der Protagonist*innen gebildet. Die Gesellschaft schien zwar äußerlich noch intakt, doch das Terrorregime des Nationalsozialismus hatte sich bereits zum Gefängnis auch für die bisher Unbeteiligten entwickelt. Der Abend ist damit ein eindringlicher Appell an die Wachsamkeit und Solidarität der Zivilgesellschaft.
Das siebte Kreuz
Anna Seghers
Nach dem gleichnamigen Roman
Bühnenfassung von Katja Langenbach
Regie Katja Langenbach
Bühne, Kostüme Hella Prokoph
Musik Roderik Vanderstraten
Dramaturgie Caroline Rohmer
Mit Undine Schmiedl, Carmen Steinert, Christoph Förster, Frederik F. Günther, Philip
Heimke, Andreas C. Meyer
Weitere Vorstellungen zu 22,- €/erm. 12,- €, an der Theaterkasse,
Tel: (0391) 40 490 490, kasse@theater-magdeburg.de und www.theater-magdeburg.de