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"Königin Lear" von Tom Lanoye nach William Shakespeare im Staatstheater Darmstadt

Premiere am 10.12.2021, 19:30 Uhr / Kammerspiele

Was passiert, wenn eine alte Ordnung zu Ende geht? Der niederländische Autor Tom Lanoye versetzt William Shakespeares große Tragödie in unsere Zeit und lässt eine alternde Firmenchefin abtreten. Ihr Wirtschaftsimperium möchte sie zur rechten Zeit in die Hände der jüngeren Generation legen. Nur noch einmal sollen die drei Geschwister sagen, wie groß ihre Liebe zu Mama ist. Regisseur Gustav Rueb, der zuletzt mit seiner Inszenierung von „Othello“ Darmstädter Publikum und Presse begeisterte, widmet sich nun Lanoyes „Königin Lear“ zum Ende der Ära Angela Merkel.

 

Copyright: Staatstheater Darmstadt

„Dass bei Lanoye eine Frau in die Machtposition gesetzt wird, macht die Figur vielschichtiger und zerrissener.“, so Rueb. „Sie ist in vielen Rollen gefangen: die Wirtschaftskapitänin, die Politikerin, die sich immer gegen Männer durchsetzen musste, eine Mutter von drei Söhnen ohne anwesenden Vater, die Liebhaberin, die Milliardärin, Rollenvorbild für Frauen und Patriarchin alten Schlages gleichzeitig. Böse Schwiegermutter und schwache Kranke. Und sie versucht, sich von diesen ihr zugewiesenen Rollen zu befreien. Und es ist längst überfällig, dass es für erfahrene Schauspielerinnen jetzt auch solche Rollen gibt, in denen sie all diese Dinge ausloten können.“ In der Darmstädter Inszenierung wird Schauspielerin Karin Klein als Elisabeth Lear zu sehen sein, die seit 1996 Ensemblemitglied am Staatstheater ist.

Geeignet ist „Königin Lear“ auch für gehörbeeinträchtigtes und gehörloses Publikum, denn Gustav Rueb schreibt mit der Rolle der Olga eine Gebärdensprachdolmetscherin in die Inszenierung; wo sie nicht auf der Bühne ist, wird übertitelt. „Meine Vorstellung war, dass jemand wie Lear heutzutage, genauso wie Politiker*innen in Pressekonferenzen eine Gebädensprachdolmetscherin an ihrer Seite hätte, wenn sie die Nachfolgeregelung für den Konzern bekannt gibt.“, so Rueb. „Olga übersetzt simultan an Lears Seite, sie ist Teil der Handlung und hat eine Beziehung zu allen Figuren der Geschichte. Mich interessiert dabei sowohl, dass es so einem gehörlosen Publikum möglich ist, der Geschichte zu folgen, als auch was die Gebärden für ein theatrales Potential haben. Lear spricht unglaublich viel. Ihre Sprache ist groß und vor allem zu Beginn hart und kalt kalkuliert. Im Laufe des Stückes ändert sich ihre Sprache, sie wird gleichzeitig immer verwirrter und immer hellsichtiger und Olga begleitet sie und uns mit ihren Gebärden dabei, endlich eine Sprache des Herzens zu finden.“

Königin Lear von Tom Lanoye nach William Shakespeare

MIT Karin Klein, Hubert Schlemmer, Thorsten Loeb, Béla Milan Uhrlau, Marielle Layher, Edda Wiersch, Anabel Möbius, Mona Kloos, Hans-Christian Hegewald, Elija Kaufmann

REGIE Gustav Rueb
BÜHNE Florian Barth
KOSTÜM Nina Kroschinske
MUSIK / KOMPOSITION Heiko Schnurpel
VIDEO Jan Heck
DRAMATURGIE Maximilian Löwenstein
GEBÄRDENSPRACHTRAINERIN Kathrin-Marén Enders

Weitere Vorstellungen am 18.12.21, 15. & 21.01.22

Tickets sind über die Vorverkaufskanäle des Theaters erhältlich. Aktuell gilt die 2G-Plus-Regelung im Haus, neben dem 2G-Nachweis muss ein tagesaktuelles negatives Coronatestergebnis vorgelegt werden.

 

 

 

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