Die Inszenierung umkreist das brisante Thema der „Verschwundenen“ („los desaparecidos“), Menschen, die aufgrund staatlicher oder organisierter Gewalt verschleppt oder ermordet werden, ihre Zahl in Mexiko wird auf 85.000 Opfer geschätzt. Doch nicht nur Menschen, auch Waffen verschwinden, die von deutschen Firmen in mexikanische Bundesstaaten geliefert werden, in die sie nie hätten gelangen dürfen. Auch Spuren der deutschen Emigration in Mexiko werden
aufgegriffen.
Ästhetischer Ausgangspunkt der Inszenierung ist die Idee des Archivs, die ihren Niederschlag in der Raumanordnung findet. Verschwundene Dinge hinterlassen Spuren, doch wer entscheidet, was in Archiven gespeichert wird und welche
Geschichten überliefert werden? Was bleibt, was wird erinnert? Welche Spuren hinterlassen Menschen, die verschwinden, welche Spuren hinterlassen ganze Zivilisationen, die verschwinden? Und was bedeutet das Verschwinden eigentlich für die Kunst? Für das Theater? Dieses immer flüchtige Medium, das vielleicht überhaupt nur im Verschwinden
existiert?
Thomas Köck, der an diesem Abend auch Regie führt, entwickelt mit seinem Team (darunter der Musiker Andreas Spechtl, Sänger, Gitarrist und Songwriter der Gruppe Ja, Panik und Daniel Primo, Bühnenbildner und Videodesigner) eine
komplexe, mit den Ebenen Musik und Video spielende Gesamtkomposition, die sich durch Räume der Erinnerung bewegt.
Die Uraufführung algo pasó (la última obra) entsteht als Koproduktion mit Cultura UNAM und dem Teatro UNAM in Mexiko-Stadt, dem Théâtre National du Luxembourg und dem Goethe-Institut Mexiko. Ab Februar 2022 wird die Inszenierung in Mexiko-Stadt und in Luxemburg gezeigt. Die Idee zu diesem internationalen Projekt entstand während eines Arbeitsaufenthalts von Thomas Köck in Mexiko-Stadt in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Theaterkollektivs BoladeCarne, Micaela Gramajo und Bernardo Gamboa. Neben den beiden werden Annina Walt (Schweiz) und Timo Wagner (Luxemburg) auf der Bühne stehen, die Texte werden auf Spanisch und Deutsch gesprochen und jeweils übertitelt.
Algo pasó (la última obra)
von Bola de Carne, Thomas Köck,
Anna Laner & Andreas Spechtl
Text und Inszenierung: Thomas Köck
Co-Regie und künstlerische Produktionsleitung: Anna Laner,
Bühne, Video und Licht: Daniel Primo, Kostüme: Laura Martínez Martínez,
Musik: Andreas Spechtl, Dramaturgie: Carolin Losch
MIT:
Bernardo Gamboa, Micaela Gramajo, Timo Wagner, Annina Walt
Auf Deutsch und Spanisch mit spanischen und deutschen Übertiteln
Eine Koproduktion des Schauspiels Stuttgart mit Cultura UNAM y Teatro UNAM, Théâtre National du Luxembourg und dem Goethe-Institut Mexiko. Das Projekt wurde außerdem von dem Fond Sistema de Apoyos a la Creación y Proyectos Culturales
(Fonca, Mexiko) und die Österreichische Botschaft (Mexiko) unterstützt.
Weitere Vorstellungen:
24. Okt 21, 17:00 und 20:00
26. / 27. / 29. Okt 21, 20:00
30. / 31. Okt und 01. Nov 21, 17:00 und 20:00
02. Nov 21, 20:00
03. Nov 21, 20:00 (zum letzten Mal in Stuttgart)
Premiere in Mexiko: 24. Feb 22